Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Gedärme. XXIV. Buch.
und nachdem der Reiz schärfer ist, stärker zu. Es er-
folgte, da sich der Zwölffingerdarm nach einem Brech-
mittel entblöst hatte, und im Magen kein Schleim vor-
handen war, ein Krampf [Spaltenumbruch] (b*). Es war dieses derje-
nige eiweisartige Schleim, über welchen sich Stalpaart
van der Wiel wunderte (c): und es waren dieses die
Kristallinische Kügelchen (d) welche J. Antonides van
den Linden auswerfen sahe. Man hat Exempel, daß
gegen zwölf Pfunde Schleim weggegangen (e).

Folglich gehört der Schleim nicht, wie man ehe-
dem insgemein glaubte, unter die Feler des Gedärms;
und man muß ihn allerdings unter die gröste Wohltha-
ten der Natur rechnen (f).

Er bindet zugleich die irrdne und übrige Theilchen
an einander, und macht endlich, wiewol nur im dikken
Gedärme, eine figurirte Masse daraus.

Man hat auch vor kurzem die Entdekkung ge-
macht(g), daß der Schleim das Oel aufs beste mit dem
Wasser, und auf die Art vermische, wie es in den Emul-
sionen zu geschehen pflegt. Hierinnen unterstüzzt der
Schleim die Galle bei ihrem so nüzzlichen Geschäfte.

Was die Fermendation betrift, so ist der Schleim
zu deren Beförderung so unnüzze, daß er selbige viel-
mehr hemmet (h).

§. 13.
Das Zusammendrukken des Unterleibes.

Es ist noch das vornehmste Werkzeug, sowohl zur
Veränderung, als zur Fortrükkung der Speisemasse,

nämlich
(b*) HEIDE obs. 92.
(c) Obs. 72. Cent. I.
(d) Select. p. 184.
(e) VIRIDET bon Chyle p. 184.
(f) ist überflüßiger in gesunden,
als bei kranken Personen GLISSON
c. 23. n. 10. 34. p.
460.
(g) [Spaltenumbruch] Obs. of a Societ. at Lond.
Vol. I.
(h) PEYER vom Safte seiner
Drüsen. de gland. intest. p. 23.
ferner GREW p. 29. DUVERNEY
Mem. avant. l'ann. 1799. T. X.
p.
611.

Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
und nachdem der Reiz ſchaͤrfer iſt, ſtaͤrker zu. Es er-
folgte, da ſich der Zwoͤlffingerdarm nach einem Brech-
mittel entbloͤſt hatte, und im Magen kein Schleim vor-
handen war, ein Krampf [Spaltenumbruch] (b*). Es war dieſes derje-
nige eiweisartige Schleim, uͤber welchen ſich Stalpaart
van der Wiel wunderte (c): und es waren dieſes die
Kriſtalliniſche Kuͤgelchen (d) welche J. Antonides van
den Linden auswerfen ſahe. Man hat Exempel, daß
gegen zwoͤlf Pfunde Schleim weggegangen (e).

Folglich gehoͤrt der Schleim nicht, wie man ehe-
dem insgemein glaubte, unter die Feler des Gedaͤrms;
und man muß ihn allerdings unter die groͤſte Wohltha-
ten der Natur rechnen (f).

Er bindet zugleich die irrdne und uͤbrige Theilchen
an einander, und macht endlich, wiewol nur im dikken
Gedaͤrme, eine figurirte Maſſe daraus.

Man hat auch vor kurzem die Entdekkung ge-
macht(g), daß der Schleim das Oel aufs beſte mit dem
Waſſer, und auf die Art vermiſche, wie es in den Emul-
ſionen zu geſchehen pflegt. Hierinnen unterſtuͤzzt der
Schleim die Galle bei ihrem ſo nuͤzzlichen Geſchaͤfte.

Was die Fermendation betrift, ſo iſt der Schleim
zu deren Befoͤrderung ſo unnuͤzze, daß er ſelbige viel-
mehr hemmet (h).

§. 13.
Das Zuſammendrukken des Unterleibes.

Es iſt noch das vornehmſte Werkzeug, ſowohl zur
Veraͤnderung, als zur Fortruͤkkung der Speiſemaſſe,

naͤmlich
(b*) HEIDE obſ. 92.
(c) Obſ. 72. Cent. I.
(d) Select. p. 184.
(e) VIRIDET bon Chyle p. 184.
(f) iſt uͤberfluͤßiger in geſunden,
als bei kranken Perſonen GLISSON
c. 23. n. 10. 34. p.
460.
(g) [Spaltenumbruch] Obſ. of a Societ. at Lond.
Vol. I.
(h) PEYER vom Safte ſeiner
Druͤſen. de gland. inteſt. p. 23.
ferner GREW p. 29. DUVERNEY
Mém. avant. l’ann. 1799. T. X.
p.
611.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0150" n="114"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Geda&#x0364;rme. <hi rendition="#aq">XXIV.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
und nachdem der Reiz &#x017F;cha&#x0364;rfer i&#x017F;t, &#x017F;ta&#x0364;rker zu. Es er-<lb/>
folgte, da &#x017F;ich der Zwo&#x0364;lffingerdarm nach einem Brech-<lb/>
mittel entblo&#x0364;&#x017F;t hatte, und im Magen kein Schleim vor-<lb/>
handen war, ein Krampf <cb/>
<note place="foot" n="(b*)"><hi rendition="#aq">HEIDE ob&#x017F;.</hi> 92.</note>. Es war die&#x017F;es derje-<lb/>
nige eiweisartige Schleim, u&#x0364;ber welchen &#x017F;ich <hi rendition="#fr">Stalpaart</hi><lb/>
van der <hi rendition="#fr">Wiel</hi> wunderte <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">Ob&#x017F;. 72. Cent. I.</hi></note>: und es waren die&#x017F;es die<lb/>
Kri&#x017F;tallini&#x017F;che Ku&#x0364;gelchen <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">Select. p.</hi> 184.</note> welche J. <hi rendition="#fr">Antonides</hi> van<lb/>
den <hi rendition="#fr">Linden</hi> auswerfen &#x017F;ahe. Man hat Exempel, daß<lb/>
gegen zwo&#x0364;lf Pfunde Schleim weggegangen <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">VIRIDET bon Chyle p.</hi> 184.</note>.</p><lb/>
              <p>Folglich geho&#x0364;rt der Schleim nicht, wie man ehe-<lb/>
dem insgemein glaubte, unter die Feler des Geda&#x0364;rms;<lb/>
und man muß ihn allerdings unter die gro&#x0364;&#x017F;te Wohltha-<lb/>
ten der Natur rechnen <note place="foot" n="(f)">i&#x017F;t u&#x0364;berflu&#x0364;ßiger in ge&#x017F;unden,<lb/>
als bei kranken Per&#x017F;onen <hi rendition="#aq">GLISSON<lb/>
c. 23. n. 10. 34. p.</hi> 460.</note>.</p><lb/>
              <p>Er bindet zugleich die irrdne und u&#x0364;brige Theilchen<lb/>
an einander, und macht endlich, wiewol nur im dikken<lb/>
Geda&#x0364;rme, eine figurirte Ma&#x017F;&#x017F;e daraus.</p><lb/>
              <p>Man hat auch vor kurzem die Entdekkung ge-<lb/>
macht<note place="foot" n="(g)"><cb/><hi rendition="#aq">Ob&#x017F;. of a Societ. at Lond.<lb/>
Vol. I.</hi></note>, daß der Schleim das Oel aufs be&#x017F;te mit dem<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, und auf die Art vermi&#x017F;che, wie es in den Emul-<lb/>
&#x017F;ionen zu ge&#x017F;chehen pflegt. Hierinnen unter&#x017F;tu&#x0364;zzt der<lb/>
Schleim die Galle bei ihrem &#x017F;o nu&#x0364;zzlichen Ge&#x017F;cha&#x0364;fte.</p><lb/>
              <p>Was die Fermendation betrift, &#x017F;o i&#x017F;t der Schleim<lb/>
zu deren Befo&#x0364;rderung &#x017F;o unnu&#x0364;zze, daß er &#x017F;elbige viel-<lb/>
mehr hemmet <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">PEYER</hi> vom Safte &#x017F;einer<lb/>
Dru&#x0364;&#x017F;en. <hi rendition="#aq">de gland. inte&#x017F;t. p.</hi> 23.<lb/>
ferner <hi rendition="#aq">GREW p. 29. DUVERNEY<lb/>
Mém. avant. l&#x2019;ann. 1799. T. X.<lb/>
p.</hi> 611.</note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 13.<lb/><hi rendition="#b">Das Zu&#x017F;ammendrukken des Unterleibes.</hi></head><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t noch das vornehm&#x017F;te Werkzeug, &#x017F;owohl zur<lb/>
Vera&#x0364;nderung, als zur Fortru&#x0364;kkung der Spei&#x017F;ema&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">na&#x0364;mlich</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0150] Das Gedaͤrme. XXIV. Buch. und nachdem der Reiz ſchaͤrfer iſt, ſtaͤrker zu. Es er- folgte, da ſich der Zwoͤlffingerdarm nach einem Brech- mittel entbloͤſt hatte, und im Magen kein Schleim vor- handen war, ein Krampf (b*). Es war dieſes derje- nige eiweisartige Schleim, uͤber welchen ſich Stalpaart van der Wiel wunderte (c): und es waren dieſes die Kriſtalliniſche Kuͤgelchen (d) welche J. Antonides van den Linden auswerfen ſahe. Man hat Exempel, daß gegen zwoͤlf Pfunde Schleim weggegangen (e). Folglich gehoͤrt der Schleim nicht, wie man ehe- dem insgemein glaubte, unter die Feler des Gedaͤrms; und man muß ihn allerdings unter die groͤſte Wohltha- ten der Natur rechnen (f). Er bindet zugleich die irrdne und uͤbrige Theilchen an einander, und macht endlich, wiewol nur im dikken Gedaͤrme, eine figurirte Maſſe daraus. Man hat auch vor kurzem die Entdekkung ge- macht (g), daß der Schleim das Oel aufs beſte mit dem Waſſer, und auf die Art vermiſche, wie es in den Emul- ſionen zu geſchehen pflegt. Hierinnen unterſtuͤzzt der Schleim die Galle bei ihrem ſo nuͤzzlichen Geſchaͤfte. Was die Fermendation betrift, ſo iſt der Schleim zu deren Befoͤrderung ſo unnuͤzze, daß er ſelbige viel- mehr hemmet (h). §. 13. Das Zuſammendrukken des Unterleibes. Es iſt noch das vornehmſte Werkzeug, ſowohl zur Veraͤnderung, als zur Fortruͤkkung der Speiſemaſſe, naͤmlich (b*) HEIDE obſ. 92. (c) Obſ. 72. Cent. I. (d) Select. p. 184. (e) VIRIDET bon Chyle p. 184. (f) iſt uͤberfluͤßiger in geſunden, als bei kranken Perſonen GLISSON c. 23. n. 10. 34. p. 460. (g) Obſ. of a Societ. at Lond. Vol. I. (h) PEYER vom Safte ſeiner Druͤſen. de gland. inteſt. p. 23. ferner GREW p. 29. DUVERNEY Mém. avant. l’ann. 1799. T. X. p. 611.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/150
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/150>, abgerufen am 21.12.2024.