zertheilte Blutadern ausgeführet werde, und daß dieses beyderseitige Bluten nicht einen, und eben denselben Weg nimmt.
§. 8. Ursache des Monatblutes.
Es ist diese Frage eine von den schweresten. Es frägt sich nemlich, was vor eine Ursache vorhanden sey, so die Frauenspersonen mehr, als die Mannspersonen, dieser Blutausführung unterwirft, und warum, wenig- stens bey vielen und recht gesunden Frauenzimmern, wel- che also z. E. ihres ganzen Geschlechts dienen können, die Zwischenzeiten dieses Verlustes so genau abgezählet sind.
Hier zeigen sich gemeiniglich drey Hypothesen, die Gewalt des Mondes, das Ferment der Gebärmutter, und die Vollblütigkeit.
Ueberhaupt weichen die Mondwechsel wenig von den Tagen des monatlichen Blutflusses ab, man muß sich also nicht darüber wundern, daß sich sowohl in den aller- ältesten(a), als neuern Zeiten (b), die Aerzte dieser Göttinn bedienet haben, den Knoten aufzulösen. Sie führten hiebey ausserdem die Wirksamkeit des Mondes auf Personen an, so das schwere Gebrechen haben; die Heftigkeit der Schmerzen beym Vollmonde (c), und an- dere Anzeigen des Monatwechsels.
Wir haben aber vorlängst aus der Erfahrung geler- net, daß Dinge, die sich sogleich und von selbst zur Er- klärung der Erscheinungen darbieten, fast allezeit von dem genaueren Untersucher verworfen werden müssen. Man schreibe dem Monde eine Kraft zu, welche man
will,
(a)[Spaltenumbruch]ARISTOT. de gener. anim. L. IV. p. 2. GALEN. de dieb. se- cretor. c. 11.
(b)CRAANEN. de homine p. 716. MEAD. Imper. Sol. & Lun. p. 46. schreibt ihm etwas zu MOR- [Spaltenumbruch]
GAGN princ. med. auch STAH- LIUS theor. p. 386. wegen Ein- flusses dieses Planetens besiehe HARENBERG. und in Nov. Eru- dit. Suppl. Vol. I. Sect. 7.
(c)BOYLE Exp. and. obs. phys.
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
zertheilte Blutadern ausgefuͤhret werde, und daß dieſes beyderſeitige Bluten nicht einen, und eben denſelben Weg nimmt.
§. 8. Urſache des Monatblutes.
Es iſt dieſe Frage eine von den ſchwereſten. Es fraͤgt ſich nemlich, was vor eine Urſache vorhanden ſey, ſo die Frauensperſonen mehr, als die Mannsperſonen, dieſer Blutausfuͤhrung unterwirft, und warum, wenig- ſtens bey vielen und recht geſunden Frauenzimmern, wel- che alſo z. E. ihres ganzen Geſchlechts dienen koͤnnen, die Zwiſchenzeiten dieſes Verluſtes ſo genau abgezaͤhlet ſind.
Hier zeigen ſich gemeiniglich drey Hypotheſen, die Gewalt des Mondes, das Ferment der Gebaͤrmutter, und die Vollbluͤtigkeit.
Ueberhaupt weichen die Mondwechſel wenig von den Tagen des monatlichen Blutfluſſes ab, man muß ſich alſo nicht daruͤber wundern, daß ſich ſowohl in den aller- aͤlteſten(a), als neuern Zeiten (b), die Aerzte dieſer Goͤttinn bedienet haben, den Knoten aufzuloͤſen. Sie fuͤhrten hiebey auſſerdem die Wirkſamkeit des Mondes auf Perſonen an, ſo das ſchwere Gebrechen haben; die Heftigkeit der Schmerzen beym Vollmonde (c), und an- dere Anzeigen des Monatwechſels.
Wir haben aber vorlaͤngſt aus der Erfahrung geler- net, daß Dinge, die ſich ſogleich und von ſelbſt zur Er- klaͤrung der Erſcheinungen darbieten, faſt allezeit von dem genaueren Unterſucher verworfen werden muͤſſen. Man ſchreibe dem Monde eine Kraft zu, welche man
will,
(a)[Spaltenumbruch]ARISTOT. de gener. anim. L. IV. p. 2. GALEN. de dieb. ſe- cretor. c. 11.
(b)CRAANEN. de homine p. 716. MEAD. Imper. Sol. & Lun. p. 46. ſchreibt ihm etwas zu MOR- [Spaltenumbruch]
GAGN princ. med. auch STAH- LIUS theor. p. 386. wegen Ein- fluſſes dieſes Planetens beſiehe HARENBERG. und in Nov. Eru- dit. Suppl. Vol. I. Sect. 7.
(c)BOYLE Exp. and. obſ. phyſ.
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Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
zertheilte Blutadern ausgefuͤhret werde, und daß dieſes
beyderſeitige Bluten nicht einen, und eben denſelben
Weg nimmt.
§. 8.
Urſache des Monatblutes.
Es iſt dieſe Frage eine von den ſchwereſten. Es
fraͤgt ſich nemlich, was vor eine Urſache vorhanden ſey,
ſo die Frauensperſonen mehr, als die Mannsperſonen,
dieſer Blutausfuͤhrung unterwirft, und warum, wenig-
ſtens bey vielen und recht geſunden Frauenzimmern, wel-
che alſo z. E. ihres ganzen Geſchlechts dienen koͤnnen, die
Zwiſchenzeiten dieſes Verluſtes ſo genau abgezaͤhlet ſind.
Hier zeigen ſich gemeiniglich drey Hypotheſen, die
Gewalt des Mondes, das Ferment der Gebaͤrmutter,
und die Vollbluͤtigkeit.
Ueberhaupt weichen die Mondwechſel wenig von den
Tagen des monatlichen Blutfluſſes ab, man muß ſich
alſo nicht daruͤber wundern, daß ſich ſowohl in den aller-
aͤlteſten (a), als neuern Zeiten (b), die Aerzte dieſer
Goͤttinn bedienet haben, den Knoten aufzuloͤſen. Sie
fuͤhrten hiebey auſſerdem die Wirkſamkeit des Mondes
auf Perſonen an, ſo das ſchwere Gebrechen haben; die
Heftigkeit der Schmerzen beym Vollmonde (c), und an-
dere Anzeigen des Monatwechſels.
Wir haben aber vorlaͤngſt aus der Erfahrung geler-
net, daß Dinge, die ſich ſogleich und von ſelbſt zur Er-
klaͤrung der Erſcheinungen darbieten, faſt allezeit von
dem genaueren Unterſucher verworfen werden muͤſſen.
Man ſchreibe dem Monde eine Kraft zu, welche man
will,
(a)
ARISTOT. de gener. anim.
L. IV. p. 2. GALEN. de dieb. ſe-
cretor. c. 11.
(b) CRAANEN. de homine p.
716. MEAD. Imper. Sol. & Lun.
p. 46. ſchreibt ihm etwas zu MOR-
GAGN princ. med. auch STAH-
LIUS theor. p. 386. wegen Ein-
fluſſes dieſes Planetens beſiehe
HARENBERG. und in Nov. Eru-
dit. Suppl. Vol. I. Sect. 7.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 1090. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1126>, abgerufen am 21.12.2024.
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