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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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III. Abschn. Jhr Bau.
Jnsekten lebhafter, als in grössern Thieren, und sie ha-
ben also weniger nötig, gereizet zu werden.

Daher scheinet zur Verdauung der Speisen über-
haupt eine gute Galle erfordert zu werden.

Man kann sich auch vorstellen, daß der Magen von
ihr gereizt werde, den Hunger zu empfinden (p*). Denn
den Gelbsüchtigen fehlt es gemeiniglich an Appetite, es
erzeugt sich ein Ekel an Speisen (q), die Verdauung
wird schwach (r), es stellet sich eine sonderbare Mattig-
keit ein (s), dergleichen ich sonst in keiner Krankheit and-
rer Eingeweide so sehr bemerkt habe. Dieses ist auch
eine Folge von Gallensteinen (s*).

Dahingegen zeiget sich bei ausgehungerten Thieren
eine grosse Blase, und eine scharfe, und sehr bittre Gal-
le (t). Bei einer sehr grossen Leber war der Appetit vor-
treflich (u), und ein heisser Hunger zugegen (w).

§. 33.
Ob die Galle das Blut auflöse.

Dieses ist beinahe alles, was man von dem Nuzzen
der Galle mit Zuverläßigkeit weis. Und es kömmt ohne
Zweifel daher, daß bei ermangelnder, oder träger Gal-
le, oder wenn die Leber ein Geschwür hat (a), oder wenn

Stei-
(p*) [Spaltenumbruch] denn auch bittre Arzneien,
als Aloe erwekken den Appetit.
(q) LANCIS Diss. X. in HO.
ALBANO VIRIDET bon chyle
p.
632.
(r) von Gallensteinen Eph. Nat.
Cur. Vol. IX. obs.
106.
(s) VIRIDET bon chyle p. 632.
SCHURIG lithol.
(s*) PRESSEUX obs med.
p.
69. 70. bei einem Lebergeschwü-
re. Nach einem. Ekel wegen stei-
niger Rinde durch den Stulgang.
CONTULI lap. & podagr. p. 60.
(t) [Spaltenumbruch] p. 525. &c.
(u) SPIGEL p. 217. in Falten
BARTHOL. dub. contr. Lymph.
Sol. p.
157.
(w) CORNELIUS GEMMA.
(a) LEIGH Exerc. V. p. 131.
132. FONTAN Analect. p. 90.
Act. Lit. Suec. 1733. p. 110. Zod.
Med. Gall. I. p. 127. Barthol.
Cent. IV. hist.
25. die Leber ist in
der Bauchwassersucht meist schad-
haft LIEUT. precis. p. 416.
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III. Abſchn. Jhr Bau.
Jnſekten lebhafter, als in groͤſſern Thieren, und ſie ha-
ben alſo weniger noͤtig, gereizet zu werden.

Daher ſcheinet zur Verdauung der Speiſen uͤber-
haupt eine gute Galle erfordert zu werden.

Man kann ſich auch vorſtellen, daß der Magen von
ihr gereizt werde, den Hunger zu empfinden (p*). Denn
den Gelbſuͤchtigen fehlt es gemeiniglich an Appetite, es
erzeugt ſich ein Ekel an Speiſen (q), die Verdauung
wird ſchwach (r), es ſtellet ſich eine ſonderbare Mattig-
keit ein (s), dergleichen ich ſonſt in keiner Krankheit and-
rer Eingeweide ſo ſehr bemerkt habe. Dieſes iſt auch
eine Folge von Gallenſteinen (s*).

Dahingegen zeiget ſich bei ausgehungerten Thieren
eine groſſe Blaſe, und eine ſcharfe, und ſehr bittre Gal-
le (t). Bei einer ſehr groſſen Leber war der Appetit vor-
treflich (u), und ein heiſſer Hunger zugegen (w).

§. 33.
Ob die Galle das Blut aufloͤſe.

Dieſes iſt beinahe alles, was man von dem Nuzzen
der Galle mit Zuverlaͤßigkeit weis. Und es koͤmmt ohne
Zweifel daher, daß bei ermangelnder, oder traͤger Gal-
le, oder wenn die Leber ein Geſchwuͤr hat (a), oder wenn

Stei-
(p*) [Spaltenumbruch] denn auch bittre Arzneien,
als Aloe erwekken den Appetit.
(q) LANCIS Diſſ. X. in HO.
ALBANO VIRIDET bon chyle
p.
632.
(r) von Gallenſteinen Eph. Nat.
Cur. Vol. IX. obſ.
106.
(s) VIRIDET bon chyle p. 632.
SCHURIG lithol.
(s*) PRESSEUX obſ med.
p.
69. 70. bei einem Lebergeſchwuͤ-
re. Nach einem. Ekel wegen ſtei-
niger Rinde durch den Stulgang.
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(t) [Spaltenumbruch] p. 525. &c.
(u) SPIGEL p. 217. in Falten
BARTHOL. dub. contr. Lymph.
Sol. p.
157.
(w) CORNELIUS GEMMA.
(a) LEIGH Exerc. V. p. 131.
132. FONTAN Analect. p. 90.
Act. Lit. Suec. 1733. p. 110. Zod.
Med. Gall. I. p. 127. Barthol.
Cent. IV. hiſt.
25. die Leber iſt in
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[899/0919] III. Abſchn. Jhr Bau. Jnſekten lebhafter, als in groͤſſern Thieren, und ſie ha- ben alſo weniger noͤtig, gereizet zu werden. Daher ſcheinet zur Verdauung der Speiſen uͤber- haupt eine gute Galle erfordert zu werden. Man kann ſich auch vorſtellen, daß der Magen von ihr gereizt werde, den Hunger zu empfinden (p*). Denn den Gelbſuͤchtigen fehlt es gemeiniglich an Appetite, es erzeugt ſich ein Ekel an Speiſen (q), die Verdauung wird ſchwach (r), es ſtellet ſich eine ſonderbare Mattig- keit ein (s), dergleichen ich ſonſt in keiner Krankheit and- rer Eingeweide ſo ſehr bemerkt habe. Dieſes iſt auch eine Folge von Gallenſteinen (s*). Dahingegen zeiget ſich bei ausgehungerten Thieren eine groſſe Blaſe, und eine ſcharfe, und ſehr bittre Gal- le (t). Bei einer ſehr groſſen Leber war der Appetit vor- treflich (u), und ein heiſſer Hunger zugegen (w). §. 33. Ob die Galle das Blut aufloͤſe. Dieſes iſt beinahe alles, was man von dem Nuzzen der Galle mit Zuverlaͤßigkeit weis. Und es koͤmmt ohne Zweifel daher, daß bei ermangelnder, oder traͤger Gal- le, oder wenn die Leber ein Geſchwuͤr hat (a), oder wenn Stei- (p*) denn auch bittre Arzneien, als Aloe erwekken den Appetit. (q) LANCIS Diſſ. X. in HO. ALBANO VIRIDET bon chyle p. 632. (r) von Gallenſteinen Eph. Nat. Cur. Vol. IX. obſ. 106. (s) VIRIDET bon chyle p. 632. SCHURIG lithol. (s*) PRESSEUX obſ med. p. 69. 70. bei einem Lebergeſchwuͤ- re. Nach einem. Ekel wegen ſtei- niger Rinde durch den Stulgang. CONTULI lap. & podagr. p. 60. (t) p. 525. &c. (u) SPIGEL p. 217. in Falten BARTHOL. dub. contr. Lymph. Sol. p. 157. (w) CORNELIUS GEMMA. (a) LEIGH Exerc. V. p. 131. 132. FONTAN Analect. p. 90. Act. Lit. Suec. 1733. p. 110. Zod. Med. Gall. I. p. 127. Barthol. Cent. IV. hiſt. 25. die Leber iſt in der Bauchwaſſerſucht meiſt ſchad- haft LIEUT. precis. p. 416. L l l 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 899. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/919>, abgerufen am 21.11.2024.