Jnsonderheit aber hat dieses, der Gekrösdrüse eige- ne Gefässe, welches den Saft, den diese Drüse abschei- det, zum Zwölffingerdarm hinführt, einen berümten Namen (a).
Jch finde, daß dieser Gang schon den ältesten Zeiten bekannt gewesen. Unter den ältesten Schriftstellern sagt Galen, daß Drüsen, die einen zähen, dem Speichel änlichen Saft hätten, am Gedärme lägen (a), worüber zwischen dem Eudemus und Herophilus eine Strei- tigkeit entstanden sei; und er erwänt an einem andern Orte Drüsen, die zur Erhaltung der Zähigkeit an dem Gedärme lägen (b). Man schreibt die neuere Entdek- kung dieses Ganges, welches mehr als zu sichtbar der gemeinschaftliche Gallengang ist (c), dem Eustach zu (d)(e).
Lange Zeit darauf, nämlich um das Jahr 1641 wur- de sein Andenken bei Gelegenheit der Thiere wieder rege gemacht. Moriz Hoffmann(f) zeigte zu Padua diesen Gang an einem Jndianischen Huhne, dem J. George Wirsung, einem Baierschen Arzte, und die meisten Deutschen (g) legen dem Hoffmann die Ehre dieser
Er-
(a)[Spaltenumbruch]De semine L. II.
(a)De semine L. II.
(b)ibid. & de utilit part. L. XIV. c. II.
(c)Tab XI.
(d) Schuzzschrift. CAI PE- TRIOLI p. 29.
(e)Conf. Cl. GIRARDI p. 20. 21. da der ductus pancreaticus nicht durch die Oberfläche der Ge- krösdrüse läuft, und in selbiger tief verborgen liegt.
(f)BARTHOLIN anat. reform. p. 113. Er selbst behauptet, daß vor WIRSUNGO der Erfinder HOFMANN sei. Ausserdem ist [Spaltenumbruch]
ein deutlicher Zeuge. SCHENKIUS exerc. anat. p. 343. welcher schreibt, es sei dazu der Anlas dem WIR- SUNGO gegeben worden, durch die Neugierde des HOFMANNI.
(g)RIVINO. FRANK. bon. nov. anat. n. 21. WELSCHIO tab. p. 41. GOELICKIO hist. anat. d. 227. I. M. HOFMANN in idea p. 42. BAYERO biograph. al- torfin. p. 98. ex BARTHOLINO. MERCLINO de feliciori nunc me- dicina p. 4.
Die Gekroͤsdruͤſe. XXII. Buch.
§. 4. Der Ausfuͤhrungsgang.
Jnſonderheit aber hat dieſes, der Gekroͤsdruͤſe eige- ne Gefaͤſſe, welches den Saft, den dieſe Druͤſe abſchei- det, zum Zwoͤlffingerdarm hinfuͤhrt, einen beruͤmten Namen (a).
Jch finde, daß dieſer Gang ſchon den aͤlteſten Zeiten bekannt geweſen. Unter den aͤlteſten Schriftſtellern ſagt Galen, daß Druͤſen, die einen zaͤhen, dem Speichel aͤnlichen Saft haͤtten, am Gedaͤrme laͤgen (a), woruͤber zwiſchen dem Eudemus und Herophilus eine Strei- tigkeit entſtanden ſei; und er erwaͤnt an einem andern Orte Druͤſen, die zur Erhaltung der Zaͤhigkeit an dem Gedaͤrme laͤgen (b). Man ſchreibt die neuere Entdek- kung dieſes Ganges, welches mehr als zu ſichtbar der gemeinſchaftliche Gallengang iſt (c), dem Euſtach zu (d)(e).
Lange Zeit darauf, naͤmlich um das Jahr 1641 wur- de ſein Andenken bei Gelegenheit der Thiere wieder rege gemacht. Moriz Hoffmann(f) zeigte zu Padua dieſen Gang an einem Jndianiſchen Huhne, dem J. George Wirſung, einem Baierſchen Arzte, und die meiſten Deutſchen (g) legen dem Hoffmann die Ehre dieſer
Er-
(a)[Spaltenumbruch]De ſemine L. II.
(a)De ſemine L. II.
(b)ibid. & de utilit part. L. XIV. c. II.
(c)Tab XI.
(d) Schuzzſchrift. CAI PE- TRIOLI p. 29.
(e)Conf. Cl. GIRARDI p. 20. 21. da der ductus pancreaticus nicht durch die Oberflaͤche der Ge- kroͤsdruͤſe laͤuft, und in ſelbiger tief verborgen liegt.
(f)BARTHOLIN anat. reform. p. 113. Er ſelbſt behauptet, daß vor WIRSUNGO der Erfinder HOFMANN ſei. Auſſerdem iſt [Spaltenumbruch]
ein deutlicher Zeuge. SCHENKIUS exerc. anat. p. 343. welcher ſchreibt, es ſei dazu der Anlas dem WIR- SUNGO gegeben worden, durch die Neugierde des HOFMANNI.
(g)RIVINO. FRANK. bon. nov. anat. n. 21. WELSCHIO tab. p. 41. GOELICKIO hiſt. anat. d. 227. I. M. HOFMANN in idea p. 42. BAYERO biograph. al- torfin. p. 98. ex BARTHOLINO. MERCLINO de feliciori nunc me- dicina p. 4.
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[632[648]/0668]
Die Gekroͤsdruͤſe. XXII. Buch.
§. 4.
Der Ausfuͤhrungsgang.
Jnſonderheit aber hat dieſes, der Gekroͤsdruͤſe eige-
ne Gefaͤſſe, welches den Saft, den dieſe Druͤſe abſchei-
det, zum Zwoͤlffingerdarm hinfuͤhrt, einen beruͤmten
Namen (a).
Jch finde, daß dieſer Gang ſchon den aͤlteſten Zeiten
bekannt geweſen. Unter den aͤlteſten Schriftſtellern ſagt
Galen, daß Druͤſen, die einen zaͤhen, dem Speichel
aͤnlichen Saft haͤtten, am Gedaͤrme laͤgen (a), woruͤber
zwiſchen dem Eudemus und Herophilus eine Strei-
tigkeit entſtanden ſei; und er erwaͤnt an einem andern
Orte Druͤſen, die zur Erhaltung der Zaͤhigkeit an dem
Gedaͤrme laͤgen (b). Man ſchreibt die neuere Entdek-
kung dieſes Ganges, welches mehr als zu ſichtbar der
gemeinſchaftliche Gallengang iſt (c), dem Euſtach
zu (d) (e).
Lange Zeit darauf, naͤmlich um das Jahr 1641 wur-
de ſein Andenken bei Gelegenheit der Thiere wieder rege
gemacht. Moriz Hoffmann (f) zeigte zu Padua dieſen
Gang an einem Jndianiſchen Huhne, dem J. George
Wirſung, einem Baierſchen Arzte, und die meiſten
Deutſchen (g) legen dem Hoffmann die Ehre dieſer
Er-
(a)
De ſemine L. II.
(a) De ſemine L. II.
(b) ibid. & de utilit part. L.
XIV. c. II.
(c) Tab XI.
(d) Schuzzſchrift. CAI PE-
TRIOLI p. 29.
(e) Conf. Cl. GIRARDI p. 20.
21. da der ductus pancreaticus
nicht durch die Oberflaͤche der Ge-
kroͤsdruͤſe laͤuft, und in ſelbiger
tief verborgen liegt.
(f) BARTHOLIN anat. reform.
p. 113. Er ſelbſt behauptet, daß
vor WIRSUNGO der Erfinder
HOFMANN ſei. Auſſerdem iſt
ein deutlicher Zeuge. SCHENKIUS
exerc. anat. p. 343. welcher ſchreibt,
es ſei dazu der Anlas dem WIR-
SUNGO gegeben worden, durch
die Neugierde des HOFMANNI.
(g) RIVINO. FRANK. bon.
nov. anat. n. 21. WELSCHIO
tab. p. 41. GOELICKIO hiſt. anat.
d. 227. I. M. HOFMANN in idea
p. 42. BAYERO biograph. al-
torfin. p. 98. ex BARTHOLINO.
MERCLINO de feliciori nunc me-
dicina p. 4.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 632[648]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/668>, abgerufen am 21.11.2024.
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