und ohne ein Knochenhäutchen hervorragt. Auch an einem Menschengeribbe, von erwachsnen Personen, blei- ben die Zähne, wenn man alle andre bindende Theile weggenommen, gemeiniglich noch in ihren Kinnladen fe- ste sizzen: und es rührt von eben dieser Federkraft her, daß ein fremder Zahn, oder auch ein eigentümlicher, wenn man solchen in ein für ihn passendes Kinnladenloch, das vor kurzer Zeit ledig war, bringet, stekken bleibt (d). Die- se Kraft, sich zusammen zu ziehen, welche ein Kinnla- denloch hat, bleibt auch noch alsdann übrig, wann der Zahn völlig ausgewachsen ist; denn wo nur ein Zahn verloren geht, daselbst verschwindet das Kinnladenloch (e) und diese verschwinden alle in bejahrten Personen, da- von die vorgedachte schmale oder enge Kinnbakken an Greisen entstehen. Doch es hält auch das zusammenge- zogene (f) Zahnfleisch den Zahn feste, und dieses thun auch in etwas, doch aber vielweniger, die Wurzeln des kleinen Nerven und der Schlagader, welche hier mit ih- rem Fadengewebe hinzukommen (g) und dem Zahne mit zu seiner Grundlage behülflich sind.
§. 17. Die Arten der Zähne. Die Schneidezähne.
Es sizzen diese Zähne in den beiden Kinnladen des Menschen auf die Art feste, daß ihre Wurzel in dem tie- fen knochigen Zahnloch beider Kinnladen stekkt, und die Krone oder der nakkte Theil des Zahns senkrecht auf
der
(d)[Spaltenumbruch]VERDIER p. 71. FAU- CHART. PFAFF. DUVERNEY p. 563. La MOTTE I. p. 99.
(e)RUYSCH obs. 82. DUVER- NEY p. 563. CHESELDEN osteogr. t. 6. f. 4. 5. C. BARTHOLIN in- [Spaltenumbruch]
stit anat. p. 463. la HIRE Hist. de l' Acad. 1699. p. 42.
(f)BERTIN T. II. p. 241. HA VERS p. 85. 86. MONRO edit II. p. 165.
(g) Fasern nennt es DUVERNEY p. 567. sehnige Fasern p. 568.
Weg zum Magen. XVIII. Buch.
und ohne ein Knochenhaͤutchen hervorragt. Auch an einem Menſchengeribbe, von erwachſnen Perſonen, blei- ben die Zaͤhne, wenn man alle andre bindende Theile weggenommen, gemeiniglich noch in ihren Kinnladen fe- ſte ſizzen: und es ruͤhrt von eben dieſer Federkraft her, daß ein fremder Zahn, oder auch ein eigentuͤmlicher, wenn man ſolchen in ein fuͤr ihn paſſendes Kinnladenloch, das vor kurzer Zeit ledig war, bringet, ſtekken bleibt (d). Die- ſe Kraft, ſich zuſammen zu ziehen, welche ein Kinnla- denloch hat, bleibt auch noch alsdann uͤbrig, wann der Zahn voͤllig ausgewachſen iſt; denn wo nur ein Zahn verloren geht, daſelbſt verſchwindet das Kinnladenloch (e) und dieſe verſchwinden alle in bejahrten Perſonen, da- von die vorgedachte ſchmale oder enge Kinnbakken an Greiſen entſtehen. Doch es haͤlt auch das zuſammenge- zogene (f) Zahnfleiſch den Zahn feſte, und dieſes thun auch in etwas, doch aber vielweniger, die Wurzeln des kleinen Nerven und der Schlagader, welche hier mit ih- rem Fadengewebe hinzukommen (g) und dem Zahne mit zu ſeiner Grundlage behuͤlflich ſind.
§. 17. Die Arten der Zaͤhne. Die Schneidezaͤhne.
Es ſizzen dieſe Zaͤhne in den beiden Kinnladen des Menſchen auf die Art feſte, daß ihre Wurzel in dem tie- fen knochigen Zahnloch beider Kinnladen ſtekkt, und die Krone oder der nakkte Theil des Zahns ſenkrecht auf
der
(d)[Spaltenumbruch]VERDIER p. 71. FAU- CHART. PFAFF. DUVERNEY p. 563. La MOTTE I. p. 99.
(e)RUYSCH obſ. 82. DUVER- NEY p. 563. CHESELDEN oſteogr. t. 6. f. 4. 5. C. BARTHOLIN in- [Spaltenumbruch]
ſtit anat. p. 463. la HIRE Hiſt. de l’ Acad. 1699. p. 42.
(f)BERTIN T. II. p. 241. HA VERS p. 85. 86. MONRO edit II. p. 165.
(g) Faſern nennt es DUVERNEY p. 567. ſehnige Faſern p. 568.
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Weg zum Magen. XVIII. Buch.
und ohne ein Knochenhaͤutchen hervorragt. Auch an
einem Menſchengeribbe, von erwachſnen Perſonen, blei-
ben die Zaͤhne, wenn man alle andre bindende Theile
weggenommen, gemeiniglich noch in ihren Kinnladen fe-
ſte ſizzen: und es ruͤhrt von eben dieſer Federkraft her,
daß ein fremder Zahn, oder auch ein eigentuͤmlicher, wenn
man ſolchen in ein fuͤr ihn paſſendes Kinnladenloch, das
vor kurzer Zeit ledig war, bringet, ſtekken bleibt (d). Die-
ſe Kraft, ſich zuſammen zu ziehen, welche ein Kinnla-
denloch hat, bleibt auch noch alsdann uͤbrig, wann der
Zahn voͤllig ausgewachſen iſt; denn wo nur ein Zahn
verloren geht, daſelbſt verſchwindet das Kinnladenloch (e)
und dieſe verſchwinden alle in bejahrten Perſonen, da-
von die vorgedachte ſchmale oder enge Kinnbakken an
Greiſen entſtehen. Doch es haͤlt auch das zuſammenge-
zogene (f) Zahnfleiſch den Zahn feſte, und dieſes thun
auch in etwas, doch aber vielweniger, die Wurzeln des
kleinen Nerven und der Schlagader, welche hier mit ih-
rem Fadengewebe hinzukommen (g) und dem Zahne mit
zu ſeiner Grundlage behuͤlflich ſind.
§. 17.
Die Arten der Zaͤhne. Die Schneidezaͤhne.
Es ſizzen dieſe Zaͤhne in den beiden Kinnladen des
Menſchen auf die Art feſte, daß ihre Wurzel in dem tie-
fen knochigen Zahnloch beider Kinnladen ſtekkt, und
die Krone oder der nakkte Theil des Zahns ſenkrecht auf
der
(d)
VERDIER p. 71. FAU-
CHART. PFAFF. DUVERNEY
p. 563. La MOTTE I. p. 99.
(e) RUYSCH obſ. 82. DUVER-
NEY p. 563. CHESELDEN oſteogr.
t. 6. f. 4. 5. C. BARTHOLIN in-
ſtit anat. p. 463. la HIRE Hiſt. de
l’ Acad. 1699. p. 42.
(f) BERTIN T. II. p. 241. HA
VERS p. 85. 86. MONRO edit
II. p. 165.
(g) Faſern nennt es DUVERNEY
p. 567. ſehnige Faſern p. 568.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/60>, abgerufen am 21.11.2024.
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