Ein auf solche Art eingerichteter Muskel kann den Kinnbakken verschieben (d) dennoch aber die untere Leff- ze und den Leffzenwinkel noch besser bewegen. Er ist folglich von denjenigen Muskeln einer, welche den Karak- ter der Betrübniß (d*) ausdrükken. Er mag auch, wenn die Muskeln mit denen er oberwerts zusammen hängt, steif gemacht worden, eben diese Haut in die Hö- he zu heben (e). Jch übergehe hier ein Fasergebünde, welches nach dem äussern Ohre zuläust, und welches von grossen Männern gesehen worden (f).
§. 15. Die Zähne überhaupt.
Schon der Kinnbakken allein ist bei zarten Kindern (g) denen man nichts als sehr weiche Speisen darbietet und bei alten Personen zum Käuen hinlänglich, an denen, nachdem die Zähne ausgefallen, die zusammengezognen Ladenlöcher verschwinden, und beide Kinnladen einiger- maßen zu einer Schneide werden, welche (h) mit einer c[a]llösen Haut des Zahnfleisches bedekkt ist.
Weil aber die Kiefern mit einer, wiewohl empfindenden und weichen Membran überzogen sind, so kann der Mensch nicht die Fruchtsteine, noch die Knochen der Thiere zerbeis- sen, noch jede harte Rinde zerstükken; und so kann eine schlecht
zerrie-
(d)[Spaltenumbruch]DOUGLAS.
(d*) Daß er sich in eine Apo- neuresis verwandle, die das Ge- sicht verändert VERDIER.
(e)ALBINUS p. 194.
(f)Lib. XV.
(g) Es ist nicht sehr selten daß Kinder mit Zähnen gebohren wer- den, M. CURII ex. welcher davon seinen Namen herbekommen. C. PAPIRII CARBONIS et VALE- [Spaltenumbruch]
RIAE Exemplo bei PLINIUSL. VII. c. 16. ein Kind mit Bakkenzähnen geboren RZASCYNSKI hist. nat. Pol. T. II. P. 455. add. RHODIUM Cent. obs. 92. L'ECLUSE l. 25. 26. STORCH Kinderkrankh. II. p. 242. auch in einem abortu von 6 Monaten, Zähne. Eph. Nat. Cur. Dec. III. Ann. 5. 6. obs. 268. und von Sieben. HELWIG obs. 28.
(h)MOUTON p. 24. 25.
Weg zum Magen. XVIII. Buch.
Ein auf ſolche Art eingerichteter Muſkel kann den Kinnbakken verſchieben (d) dennoch aber die untere Leff- ze und den Leffzenwinkel noch beſſer bewegen. Er iſt folglich von denjenigen Muſkeln einer, welche den Karak- ter der Betruͤbniß (d*) ausdruͤkken. Er mag auch, wenn die Muſkeln mit denen er oberwerts zuſammen haͤngt, ſteif gemacht worden, eben dieſe Haut in die Hoͤ- he zu heben (e). Jch uͤbergehe hier ein Faſergebuͤnde, welches nach dem aͤuſſern Ohre zulaͤuſt, und welches von groſſen Maͤnnern geſehen worden (f).
§. 15. Die Zaͤhne uͤberhaupt.
Schon der Kinnbakken allein iſt bei zarten Kindern (g) denen man nichts als ſehr weiche Speiſen darbietet und bei alten Perſonen zum Kaͤuen hinlaͤnglich, an denen, nachdem die Zaͤhne ausgefallen, die zuſammengezognen Ladenloͤcher verſchwinden, und beide Kinnladen einiger- maßen zu einer Schneide werden, welche (h) mit einer c[a]lloͤſen Haut des Zahnfleiſches bedekkt iſt.
Weil aber die Kiefern mit einer, wiewohl empfindenden und weichen Membran uͤberzogen ſind, ſo kann der Menſch nicht die Fruchtſteine, noch die Knochen der Thiere zerbeiſ- ſen, noch jede harte Rinde zerſtuͤkken; und ſo kann eine ſchlecht
zerrie-
(d)[Spaltenumbruch]DOUGLAS.
(d*) Daß er ſich in eine Apo- neureſis verwandle, die das Ge- ſicht veraͤndert VERDIER.
(e)ALBINUS p. 194.
(f)Lib. XV.
(g) Es iſt nicht ſehr ſelten daß Kinder mit Zaͤhnen gebohren wer- den, M. CURII ex. welcher davon ſeinen Namen herbekommen. C. PAPIRII CARBONIS et VALE- [Spaltenumbruch]
RIAE Exemplo bei PLINIUSL. VII. c. 16. ein Kind mit Bakkenzaͤhnen geboren RZASCYNSKI hiſt. nat. Pol. T. II. P. 455. add. RHODIUM Cent. obſ. 92. L’ECLUSE l. 25. 26. STORCH Kinderkrankh. II. p. 242. auch in einem abortu von 6 Monaten, Zaͤhne. Eph. Nat. Cur. Dec. III. Ann. 5. 6. obſ. 268. und von Sieben. HELWIG obſ. 28.
(h)MOUTON p. 24. 25.
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ze und den Leffzenwinkel noch beſſer bewegen. Er iſt
folglich von denjenigen Muſkeln einer, welche den Karak-
ter der Betruͤbniß (d*) ausdruͤkken. Er mag auch,
wenn die Muſkeln mit denen er oberwerts zuſammen
haͤngt, ſteif gemacht worden, eben dieſe Haut in die Hoͤ-
he zu heben (e). Jch uͤbergehe hier ein Faſergebuͤnde,
welches nach dem aͤuſſern Ohre zulaͤuſt, und welches von
groſſen Maͤnnern geſehen worden (f).
§. 15.
Die Zaͤhne uͤberhaupt.
Schon der Kinnbakken allein iſt bei zarten Kindern (g)
denen man nichts als ſehr weiche Speiſen darbietet und
bei alten Perſonen zum Kaͤuen hinlaͤnglich, an denen,
nachdem die Zaͤhne ausgefallen, die zuſammengezognen
Ladenloͤcher verſchwinden, und beide Kinnladen einiger-
maßen zu einer Schneide werden, welche (h) mit einer
calloͤſen Haut des Zahnfleiſches bedekkt iſt.
Weil aber die Kiefern mit einer, wiewohl empfindenden
und weichen Membran uͤberzogen ſind, ſo kann der Menſch
nicht die Fruchtſteine, noch die Knochen der Thiere zerbeiſ-
ſen, noch jede harte Rinde zerſtuͤkken; und ſo kann eine ſchlecht
zerrie-
(d)
DOUGLAS.
(d*) Daß er ſich in eine Apo-
neureſis verwandle, die das Ge-
ſicht veraͤndert VERDIER.
(e) ALBINUS p. 194.
(f) Lib. XV.
(g) Es iſt nicht ſehr ſelten daß
Kinder mit Zaͤhnen gebohren wer-
den, M. CURII ex. welcher davon
ſeinen Namen herbekommen. C.
PAPIRII CARBONIS et VALE-
RIAE Exemplo bei PLINIUSL. VII.
c. 16. ein Kind mit Bakkenzaͤhnen
geboren RZASCYNSKI hiſt. nat.
Pol. T. II. P. 455. add. RHODIUM
Cent. obſ. 92. L’ECLUSE l. 25.
26. STORCH Kinderkrankh. II.
p. 242. auch in einem abortu von
6 Monaten, Zaͤhne. Eph. Nat. Cur.
Dec. III. Ann. 5. 6. obſ. 268. und
von Sieben. HELWIG obſ. 28.
(h) MOUTON p. 24. 25.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/52>, abgerufen am 21.11.2024.
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