Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Abschnitt. Beobacht. am Magen.
Regel würde sich der Magen bei Tage ohngefehr nach
sieben Stunden, und in der Nacht, später ausleeren.

Man hat Exempel, ob dieses gleich ein Feler der
Natur gewesen, da Jemand die Speisen innerhalb einer
halben Stunde durch den Stulgang von sich gegeben (i).
Bei den Pferden, deren Magen klein und stark ist, ge-
hen die Speisen fast den Augenblikk ins Gedärme (k).

§. 12.
Die antiperistaltische Bewegung.
Das Erbrechen.

Die gegenseitige Richtung, die sich vom Pförtner
anfängt, und gegen den Schlund rükkgängig fortläuft,
wenn dieser schlaff und offen ist, äussert sich durch ein
Aufstossen, welches blos ein Werk der Luft ist, welche
mit den Speisedünsten angefüllt worden; oder sie ver-
wandelt sich in ein Rükklauf des Magenwassers, und
bisweilen auch der sauren, oder ranzig gewordnen Speise;
oder sie wird zum Wiederkäuen, d. i. zu einem nochma-
ligen Käuen, und endlich zum Erbrechen, da der Ma-
gen, alles was sich darinnen befindet, durch den Schlund
und Mund auswirft. Nichts von allem diesem wieder-
fährt einem gesunden und mäßigen Menschen: indessen
ist doch das Aufstossen gemeiner (a) besonders von einigen
Speisen, die voller Luft sind, und dieses begegnet auch
den Thieren (b).

Das Zurükktreten von einem oder andern Bissen in
den Halß ist ziemlich gemein: und es wird in Leuten von
schwachen Magen kaum eine Verdauung vollendet, daß
nicht einige male, und auch oft der Geschmakk von Spei-

sen,
(i) [Spaltenumbruch] PECHLIN Lib. I. obs. 53.
(k) BERTIN Mem. de l'Acad.
1746. p.
28.
(a) Der Mensch allein habe das
[Spaltenumbruch] Aufstossen, doch falsch AEMILIA-
NUS de ruminantib. p.
50.
(b) Am wiederkäuenden Hirsch
WEPFER Meryeol. p. 273.
D d 5

IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen.
Regel wuͤrde ſich der Magen bei Tage ohngefehr nach
ſieben Stunden, und in der Nacht, ſpaͤter ausleeren.

Man hat Exempel, ob dieſes gleich ein Feler der
Natur geweſen, da Jemand die Speiſen innerhalb einer
halben Stunde durch den Stulgang von ſich gegeben (i).
Bei den Pferden, deren Magen klein und ſtark iſt, ge-
hen die Speiſen faſt den Augenblikk ins Gedaͤrme (k).

§. 12.
Die antiperiſtaltiſche Bewegung.
Das Erbrechen.

Die gegenſeitige Richtung, die ſich vom Pfoͤrtner
anfaͤngt, und gegen den Schlund ruͤkkgaͤngig fortlaͤuft,
wenn dieſer ſchlaff und offen iſt, aͤuſſert ſich durch ein
Aufſtoſſen, welches blos ein Werk der Luft iſt, welche
mit den Speiſeduͤnſten angefuͤllt worden; oder ſie ver-
wandelt ſich in ein Ruͤkklauf des Magenwaſſers, und
bisweilen auch der ſauren, oder ranzig gewordnen Speiſe;
oder ſie wird zum Wiederkaͤuen, d. i. zu einem nochma-
ligen Kaͤuen, und endlich zum Erbrechen, da der Ma-
gen, alles was ſich darinnen befindet, durch den Schlund
und Mund auswirft. Nichts von allem dieſem wieder-
faͤhrt einem geſunden und maͤßigen Menſchen: indeſſen
iſt doch das Aufſtoſſen gemeiner (a) beſonders von einigen
Speiſen, die voller Luft ſind, und dieſes begegnet auch
den Thieren (b).

Das Zuruͤkktreten von einem oder andern Biſſen in
den Halß iſt ziemlich gemein: und es wird in Leuten von
ſchwachen Magen kaum eine Verdauung vollendet, daß
nicht einige male, und auch oft der Geſchmakk von Spei-

ſen,
(i) [Spaltenumbruch] PECHLIN Lib. I. obſ. 53.
(k) BERTIN Mém. de l’Acad.
1746. p.
28.
(a) Der Menſch allein habe das
[Spaltenumbruch] Aufſtoſſen, doch falſch ÆMILIA-
NUS de ruminantib. p.
50.
(b) Am wiederkaͤuenden Hirſch
WEPFER Meryeol. p. 273.
D d 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0445" n="409[425]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Beobacht. am Magen.</hi></fw><lb/>
Regel wu&#x0364;rde &#x017F;ich der Magen bei Tage ohngefehr nach<lb/>
&#x017F;ieben Stunden, und in der Nacht, &#x017F;pa&#x0364;ter ausleeren.</p><lb/>
            <p>Man hat Exempel, ob die&#x017F;es gleich ein Feler der<lb/>
Natur gewe&#x017F;en, da Jemand die Spei&#x017F;en innerhalb einer<lb/>
halben Stunde durch den Stulgang von &#x017F;ich gegeben <note place="foot" n="(i)"><cb/><hi rendition="#aq">PECHLIN Lib. I. ob&#x017F;.</hi> 53.</note>.<lb/>
Bei den Pferden, deren Magen klein und &#x017F;tark i&#x017F;t, ge-<lb/>
hen die Spei&#x017F;en fa&#x017F;t den Augenblikk ins Geda&#x0364;rme <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">BERTIN Mém. de l&#x2019;Acad.<lb/>
1746. p.</hi> 28.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 12.<lb/><hi rendition="#b">Die antiperi&#x017F;talti&#x017F;che Bewegung.<lb/>
Das Erbrechen.</hi></head><lb/>
            <p>Die gegen&#x017F;eitige Richtung, die &#x017F;ich vom Pfo&#x0364;rtner<lb/>
anfa&#x0364;ngt, und gegen den Schlund ru&#x0364;kkga&#x0364;ngig fortla&#x0364;uft,<lb/>
wenn die&#x017F;er &#x017F;chlaff und offen i&#x017F;t, a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert &#x017F;ich durch ein<lb/>
Auf&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, welches blos ein Werk der Luft i&#x017F;t, welche<lb/>
mit den Spei&#x017F;edu&#x0364;n&#x017F;ten angefu&#x0364;llt worden; oder &#x017F;ie ver-<lb/>
wandelt &#x017F;ich in ein Ru&#x0364;kklauf des Magenwa&#x017F;&#x017F;ers, und<lb/>
bisweilen auch der &#x017F;auren, oder ranzig gewordnen Spei&#x017F;e;<lb/>
oder &#x017F;ie wird zum Wiederka&#x0364;uen, d. i. zu einem nochma-<lb/>
ligen Ka&#x0364;uen, und endlich zum Erbrechen, da der Ma-<lb/>
gen, alles was &#x017F;ich darinnen befindet, durch den Schlund<lb/>
und Mund auswirft. Nichts von allem die&#x017F;em wieder-<lb/>
fa&#x0364;hrt einem ge&#x017F;unden und ma&#x0364;ßigen Men&#x017F;chen: inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
i&#x017F;t doch das Auf&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en gemeiner <note place="foot" n="(a)">Der Men&#x017F;ch allein habe das<lb/><cb/>
Auf&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, doch fal&#x017F;ch <hi rendition="#aq">ÆMILIA-<lb/>
NUS de ruminantib. p.</hi> 50.</note> be&#x017F;onders von einigen<lb/>
Spei&#x017F;en, die voller Luft &#x017F;ind, und die&#x017F;es begegnet auch<lb/>
den Thieren <note place="foot" n="(b)">Am wiederka&#x0364;uenden Hir&#x017F;ch<lb/><hi rendition="#aq">WEPFER Meryeol. p.</hi> 273.</note>.</p><lb/>
            <p>Das Zuru&#x0364;kktreten von einem oder andern Bi&#x017F;&#x017F;en in<lb/>
den Halß i&#x017F;t ziemlich gemein: und es wird in Leuten von<lb/>
&#x017F;chwachen Magen kaum eine Verdauung vollendet, daß<lb/>
nicht einige male, und auch oft der Ge&#x017F;chmakk von Spei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[409[425]/0445] IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen. Regel wuͤrde ſich der Magen bei Tage ohngefehr nach ſieben Stunden, und in der Nacht, ſpaͤter ausleeren. Man hat Exempel, ob dieſes gleich ein Feler der Natur geweſen, da Jemand die Speiſen innerhalb einer halben Stunde durch den Stulgang von ſich gegeben (i). Bei den Pferden, deren Magen klein und ſtark iſt, ge- hen die Speiſen faſt den Augenblikk ins Gedaͤrme (k). §. 12. Die antiperiſtaltiſche Bewegung. Das Erbrechen. Die gegenſeitige Richtung, die ſich vom Pfoͤrtner anfaͤngt, und gegen den Schlund ruͤkkgaͤngig fortlaͤuft, wenn dieſer ſchlaff und offen iſt, aͤuſſert ſich durch ein Aufſtoſſen, welches blos ein Werk der Luft iſt, welche mit den Speiſeduͤnſten angefuͤllt worden; oder ſie ver- wandelt ſich in ein Ruͤkklauf des Magenwaſſers, und bisweilen auch der ſauren, oder ranzig gewordnen Speiſe; oder ſie wird zum Wiederkaͤuen, d. i. zu einem nochma- ligen Kaͤuen, und endlich zum Erbrechen, da der Ma- gen, alles was ſich darinnen befindet, durch den Schlund und Mund auswirft. Nichts von allem dieſem wieder- faͤhrt einem geſunden und maͤßigen Menſchen: indeſſen iſt doch das Aufſtoſſen gemeiner (a) beſonders von einigen Speiſen, die voller Luft ſind, und dieſes begegnet auch den Thieren (b). Das Zuruͤkktreten von einem oder andern Biſſen in den Halß iſt ziemlich gemein: und es wird in Leuten von ſchwachen Magen kaum eine Verdauung vollendet, daß nicht einige male, und auch oft der Geſchmakk von Spei- ſen, (i) PECHLIN Lib. I. obſ. 53. (k) BERTIN Mém. de l’Acad. 1746. p. 28. (a) Der Menſch allein habe das Aufſtoſſen, doch falſch ÆMILIA- NUS de ruminantib. p. 50. (b) Am wiederkaͤuenden Hirſch WEPFER Meryeol. p. 273. D d 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/445
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 409[425]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/445>, abgerufen am 21.12.2024.