mag den halbkugligen Unterleib, wenn der Magen aus- einander gedehnt ist, flach zu machen, daß seine Capa- cität von 11 bis auf 6 fällt, ja sie kann ihn, noch unter die gerade Fläche verengern, bis er hol wird.
Bei Anstrengungen vereinigt sich die Kraft des Zwerchfelles, und der Muskeln des Unterleibes mit ein- ander. Jn diesem Zustande wird der Unterleib nach allen seinen Durchmessern kleiner: kürzer vom niedersin- kenden Zwerchfelle: enger von der rechten Hand gegen die linke, und von vorne nach hinten, von eben diesen Muskeln des Unterleibes gemacht.
Notwendig müssen in dem gedrükkten Unterleibe, al- le darinnen enthaltene Eingeweide auf das heftigste zu- sammengedrükket werden, und man sieht wie sich das Blut im Kopfe anhäuft: und so müssen alle in diesem Bauche befindliche hole Behälter ausgeleert werden, wie man von der Blase, von dem Ende des Gedärms und der Gebärmutter sehr wohl weis. Daher wird der Magen auf das heftigste geprest, und der vordere Bogen eines vollen Magens nach hinten zu getrieben: es ist also not- wendig, daß sich der Magen, wofern sich irgend ein Mund desselben öfnet, ausleere: und wenn beide Mün- der desselben verschlossen sind, fo erhellt, daß alles, was darinnen enthalten ist, sehr gedrengt werden müsse. Und wir nehmen an dem in die Länge gezognen Kopfe der Frucht, und dem Ausgange der Steine durch die engen Wege der weiblichen Harnröhre, die grosse Stärke der Unterleibspressung deutlich wahr.
§. 4. Die zusammenziehende Kräfte des Magens.
Wir wollen zuerst zeigen, daß der Magen eine Reiz- barkeit besizzet.
Wenn
Der Magen. XIX. Buch.
mag den halbkugligen Unterleib, wenn der Magen aus- einander gedehnt iſt, flach zu machen, daß ſeine Capa- citaͤt von 11 bis auf 6 faͤllt, ja ſie kann ihn, noch unter die gerade Flaͤche verengern, bis er hol wird.
Bei Anſtrengungen vereinigt ſich die Kraft des Zwerchfelles, und der Muſkeln des Unterleibes mit ein- ander. Jn dieſem Zuſtande wird der Unterleib nach allen ſeinen Durchmeſſern kleiner: kuͤrzer vom niederſin- kenden Zwerchfelle: enger von der rechten Hand gegen die linke, und von vorne nach hinten, von eben dieſen Muſkeln des Unterleibes gemacht.
Notwendig muͤſſen in dem gedruͤkkten Unterleibe, al- le darinnen enthaltene Eingeweide auf das heftigſte zu- ſammengedruͤkket werden, und man ſieht wie ſich das Blut im Kopfe anhaͤuft: und ſo muͤſſen alle in dieſem Bauche befindliche hole Behaͤlter ausgeleert werden, wie man von der Blaſe, von dem Ende des Gedaͤrms und der Gebaͤrmutter ſehr wohl weis. Daher wird der Magen auf das heftigſte gepreſt, und der vordere Bogen eines vollen Magens nach hinten zu getrieben: es iſt alſo not- wendig, daß ſich der Magen, wofern ſich irgend ein Mund deſſelben oͤfnet, ausleere: und wenn beide Muͤn- der deſſelben verſchloſſen ſind, fo erhellt, daß alles, was darinnen enthalten iſt, ſehr gedrengt werden muͤſſe. Und wir nehmen an dem in die Laͤnge gezognen Kopfe der Frucht, und dem Ausgange der Steine durch die engen Wege der weiblichen Harnroͤhre, die groſſe Staͤrke der Unterleibspreſſung deutlich wahr.
§. 4. Die zuſammenziehende Kraͤfte des Magens.
Wir wollen zuerſt zeigen, daß der Magen eine Reiz- barkeit beſizzet.
Wenn
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[378[394]/0414]
Der Magen. XIX. Buch.
mag den halbkugligen Unterleib, wenn der Magen aus-
einander gedehnt iſt, flach zu machen, daß ſeine Capa-
citaͤt von 11 bis auf 6 faͤllt, ja ſie kann ihn, noch unter
die gerade Flaͤche verengern, bis er hol wird.
Bei Anſtrengungen vereinigt ſich die Kraft des
Zwerchfelles, und der Muſkeln des Unterleibes mit ein-
ander. Jn dieſem Zuſtande wird der Unterleib nach
allen ſeinen Durchmeſſern kleiner: kuͤrzer vom niederſin-
kenden Zwerchfelle: enger von der rechten Hand gegen
die linke, und von vorne nach hinten, von eben dieſen
Muſkeln des Unterleibes gemacht.
Notwendig muͤſſen in dem gedruͤkkten Unterleibe, al-
le darinnen enthaltene Eingeweide auf das heftigſte zu-
ſammengedruͤkket werden, und man ſieht wie ſich das
Blut im Kopfe anhaͤuft: und ſo muͤſſen alle in dieſem
Bauche befindliche hole Behaͤlter ausgeleert werden, wie
man von der Blaſe, von dem Ende des Gedaͤrms und
der Gebaͤrmutter ſehr wohl weis. Daher wird der Magen
auf das heftigſte gepreſt, und der vordere Bogen eines
vollen Magens nach hinten zu getrieben: es iſt alſo not-
wendig, daß ſich der Magen, wofern ſich irgend ein
Mund deſſelben oͤfnet, ausleere: und wenn beide Muͤn-
der deſſelben verſchloſſen ſind, fo erhellt, daß alles, was
darinnen enthalten iſt, ſehr gedrengt werden muͤſſe. Und
wir nehmen an dem in die Laͤnge gezognen Kopfe der
Frucht, und dem Ausgange der Steine durch die engen
Wege der weiblichen Harnroͤhre, die groſſe Staͤrke der
Unterleibspreſſung deutlich wahr.
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Die zuſammenziehende Kraͤfte des Magens.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 378[394]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/414>, abgerufen am 21.12.2024.
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