Man hat auch gefunden, daß der Magen von der Kraft des Zwerchfells geprest werde, da eine breiartige Materie aus dem verlezzten Magen eines Ochsen auf ei- nige Schritte weit herausgetrieben wurde (k). Denn da dieser Brei einmal nach dem andern, und in Zwischen- zeiten heraus fuhr, so konnte dieses nicht von dem Zu- sammenziehen des Magens herkommen, welches in eins fort, und ohne Pause geschicht. Wir wollen von der grossen Kraft dieses Zwerchfelles bei dem Erbrechen ei- nes Menschen an einem andern Orte reden (k*).
§. 3. Der Drukk der Muskeln des Unterleibes.
Jch wiederhole hier die Historie dieser Muskeln nicht (a), Man kann sie als einen weiten Gürtel betrach- ten, der von den Wirbelbeinen entspringt, und sich vor- ne um das Darmfell herumlegt. Dieser Gürtel (b) macht sich, wenn er in Bewegung ist, kürzer, und trei- bet in der That alles im Unterleibe enthaltene Eingewei- de gegen dem Rükken. Die Holländer pflegten sich ei- nen besondern Gürtel, um die Verdauung zu befördern, um den Unterleib zu binden (c).
Niemand kann hieran Zweifel tragen, indessen zeigt sich doch diese Thätigkeit im Erbrechen noch deutlicher. Denn alsdann treiben die Muskeln des Unterleibes den ganzen Bauch gegen den Rükken zurükke (d); und in diesem Stükke wirken sie gerade das Gegenteil vom Zwerchfelle, welches eben diese Eingeweide nach vorne hin prest. Es ist diese Kraft sehr ansenlich, und sie ver-
mag
(k)[Spaltenumbruch]WEPFER ad PEYER mery- colog. p. 275. 276. und FENIL- LER suite du Journal. T. II. p. 30. am Thier Huanaco.
(k*)SCHULZ de oemesi Exp. 2.
(a)Elem. Phys. L. VIII. Sect. I.
(b)[Spaltenumbruch]Ibid. p. 70.
(c)ADOLPHI vincul. Chirurg. p. 25.
(d)SCHWARZE n. 11. SCHUL- ZE de emesi Exp. 2.
B b 5
IV. Abſchnitt. Beobacht am Magen.
Man hat auch gefunden, daß der Magen von der Kraft des Zwerchfells gepreſt werde, da eine breiartige Materie aus dem verlezzten Magen eines Ochſen auf ei- nige Schritte weit herausgetrieben wurde (k). Denn da dieſer Brei einmal nach dem andern, und in Zwiſchen- zeiten heraus fuhr, ſo konnte dieſes nicht von dem Zu- ſammenziehen des Magens herkommen, welches in eins fort, und ohne Pauſe geſchicht. Wir wollen von der groſſen Kraft dieſes Zwerchfelles bei dem Erbrechen ei- nes Menſchen an einem andern Orte reden (k*).
§. 3. Der Drukk der Muſkeln des Unterleibes.
Jch wiederhole hier die Hiſtorie dieſer Muſkeln nicht (a), Man kann ſie als einen weiten Guͤrtel betrach- ten, der von den Wirbelbeinen entſpringt, und ſich vor- ne um das Darmfell herumlegt. Dieſer Guͤrtel (b) macht ſich, wenn er in Bewegung iſt, kuͤrzer, und trei- bet in der That alles im Unterleibe enthaltene Eingewei- de gegen dem Ruͤkken. Die Hollaͤnder pflegten ſich ei- nen beſondern Guͤrtel, um die Verdauung zu befoͤrdern, um den Unterleib zu binden (c).
Niemand kann hieran Zweifel tragen, indeſſen zeigt ſich doch dieſe Thaͤtigkeit im Erbrechen noch deutlicher. Denn alsdann treiben die Muſkeln des Unterleibes den ganzen Bauch gegen den Ruͤkken zuruͤkke (d); und in dieſem Stuͤkke wirken ſie gerade das Gegenteil vom Zwerchfelle, welches eben dieſe Eingeweide nach vorne hin preſt. Es iſt dieſe Kraft ſehr anſenlich, und ſie ver-
mag
(k)[Spaltenumbruch]WEPFER ad PEYER mery- colog. p. 275. 276. und FENIL- LER ſuite du Journal. T. II. p. 30. am Thier Huanaco.
(k*)SCHULZ de œmeſi Exp. 2.
(a)Elem. Phyſ. L. VIII. Sect. I.
(b)[Spaltenumbruch]Ibid. p. 70.
(c)ADOLPHI vincul. Chirurg. p. 25.
(d)SCHWARZE n. 11. SCHUL- ZE de emeſi Exp. 2.
B b 5
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[377[393]/0413]
IV. Abſchnitt. Beobacht am Magen.
Man hat auch gefunden, daß der Magen von der
Kraft des Zwerchfells gepreſt werde, da eine breiartige
Materie aus dem verlezzten Magen eines Ochſen auf ei-
nige Schritte weit herausgetrieben wurde (k). Denn da
dieſer Brei einmal nach dem andern, und in Zwiſchen-
zeiten heraus fuhr, ſo konnte dieſes nicht von dem Zu-
ſammenziehen des Magens herkommen, welches in eins
fort, und ohne Pauſe geſchicht. Wir wollen von der
groſſen Kraft dieſes Zwerchfelles bei dem Erbrechen ei-
nes Menſchen an einem andern Orte reden (k*).
§. 3.
Der Drukk der Muſkeln des Unterleibes.
Jch wiederhole hier die Hiſtorie dieſer Muſkeln
nicht (a), Man kann ſie als einen weiten Guͤrtel betrach-
ten, der von den Wirbelbeinen entſpringt, und ſich vor-
ne um das Darmfell herumlegt. Dieſer Guͤrtel (b)
macht ſich, wenn er in Bewegung iſt, kuͤrzer, und trei-
bet in der That alles im Unterleibe enthaltene Eingewei-
de gegen dem Ruͤkken. Die Hollaͤnder pflegten ſich ei-
nen beſondern Guͤrtel, um die Verdauung zu befoͤrdern,
um den Unterleib zu binden (c).
Niemand kann hieran Zweifel tragen, indeſſen zeigt
ſich doch dieſe Thaͤtigkeit im Erbrechen noch deutlicher.
Denn alsdann treiben die Muſkeln des Unterleibes den
ganzen Bauch gegen den Ruͤkken zuruͤkke (d); und in
dieſem Stuͤkke wirken ſie gerade das Gegenteil vom
Zwerchfelle, welches eben dieſe Eingeweide nach vorne
hin preſt. Es iſt dieſe Kraft ſehr anſenlich, und ſie ver-
mag
(k)
WEPFER ad PEYER mery-
colog. p. 275. 276. und FENIL-
LER ſuite du Journal. T. II. p. 30.
am Thier Huanaco.
(k*) SCHULZ de œmeſi Exp. 2.
(a) Elem. Phyſ. L. VIII. Sect. I.
(b)
Ibid. p. 70.
(c) ADOLPHI vincul. Chirurg.
p. 25.
(d) SCHWARZE n. 11. SCHUL-
ZE de emeſi Exp. 2.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 377[393]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/413>, abgerufen am 21.11.2024.
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