Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Magen. XIX. Buch.
ter brachten, und man nannte sie nach dem öffentlichen
Zeugnisse Macrobios (f), hatten das Fleisch in beständi-
gem Gebrauche. Die Araber gelangen ohne Brodt zu
einem hohen Alter (g), welches man auch von den Js-
ländern, die ebenfalls von Fleisch leben, schreibt (h).

§. 8.
Der Schade vom Fleischessen.

Es liegt das ernärende Wesen in dem bindenden
Gallerte. Es ist derselbe ein sanftes (a) mäßig salziges
Wesen, und erfordert viel Wasser, und ein wenig Oel.
So oft das Salz darinnen überflüßig vorhanden ist, so
wird der Gallert schon scharf und flüßig; er verliert die
Kraft, sich anzuhängen (b). Hieraus sieht man, daß blosses
Fleischessen dergleichen Narung nicht geben kann (b), wel-
che zu unsrer Ernärung am besten ist (c). Denn es stekkt
zu viel von dem urinösen Salze darinnen.

Wir haben die Unbequemlichkeiten erwänt, welche
das Fischessen nach sich ziehet (d). Jn der That erfolgt
dergleichen auch vom Fleische. Es hat nämlich an harn-
haftem Salze einen Ueberfluß, unsre Säfte werden stin-
kend, und dieses thut so gar der Atem (e), der Urin und
Schweis (f), davon entstehet ein Jukken (g), die Kräz-
ze (h) und der Aussazz (i). Selbst in unsern Säften

erzeu-
(f) [Spaltenumbruch] HERODOTUS.
(g) 100. und 120 |Jahre THE-
VET cosmogr. du Levant. p.
112.
(h) ANDERSON p. 116. doch
auch dabei Molken, wie die Farö-
ner DEBEI p. 275.
(a) Muß weder zu viel Salz,
noch Erde oder Oel, noch Wasser
haben, nach dem LORRY I. c.
p.
70.
(b) LANGRISH practice p 27.
(b) LANGRISH practice p 27.
(c) Die Wunden der Skorbuti-
schen heilen nicht PYRARD Voyag.
III. p.
38.
(d) [Spaltenumbruch] p. 205.
(e) BRUYERIN L. VI. c. 1.
HUXHAM p.
63. dieses weis Je-
der von den Hunden.
(f) An dem Fechter, den wir aus
ATHENAEO & NONNO ange-
führt, und nach HUXHAMII Zeug-
nisse vom fleischessenden Menschen.
(g) HUXHAM p. 68.
(h) Vom Misbrauche des
Schweinfleisches in Westphalen
PLEMP. valet. togar. p. 161.
(i) An den Jnsulanern MAR-
TIN p.
285.

Der Magen. XIX. Buch.
ter brachten, und man nannte ſie nach dem oͤffentlichen
Zeugniſſe Macrobios (f), hatten das Fleiſch in beſtaͤndi-
gem Gebrauche. Die Araber gelangen ohne Brodt zu
einem hohen Alter (g), welches man auch von den Js-
laͤndern, die ebenfalls von Fleiſch leben, ſchreibt (h).

§. 8.
Der Schade vom Fleiſcheſſen.

Es liegt das ernaͤrende Weſen in dem bindenden
Gallerte. Es iſt derſelbe ein ſanftes (a) maͤßig ſalziges
Weſen, und erfordert viel Waſſer, und ein wenig Oel.
So oft das Salz darinnen uͤberfluͤßig vorhanden iſt, ſo
wird der Gallert ſchon ſcharf und fluͤßig; er verliert die
Kraft, ſich anzuhaͤngen (b). Hieraus ſieht man, daß bloſſes
Fleiſcheſſen dergleichen Narung nicht geben kann (b), wel-
che zu unſrer Ernaͤrung am beſten iſt (c). Denn es ſtekkt
zu viel von dem urinoͤſen Salze darinnen.

Wir haben die Unbequemlichkeiten erwaͤnt, welche
das Fiſcheſſen nach ſich ziehet (d). Jn der That erfolgt
dergleichen auch vom Fleiſche. Es hat naͤmlich an harn-
haftem Salze einen Ueberfluß, unſre Saͤfte werden ſtin-
kend, und dieſes thut ſo gar der Atem (e), der Urin und
Schweis (f), davon entſtehet ein Jukken (g), die Kraͤz-
ze (h) und der Ausſazz (i). Selbſt in unſern Saͤften

erzeu-
(f) [Spaltenumbruch] HERODOTUS.
(g) 100. und 120 |Jahre THE-
VET cosmogr. du Levant. p.
112.
(h) ANDERSON p. 116. doch
auch dabei Molken, wie die Faroͤ-
ner DEBEI p. 275.
(a) Muß weder zu viel Salz,
noch Erde oder Oel, noch Waſſer
haben, nach dem LORRY I. c.
p.
70.
(b) LANGRISH practice p 27.
(b) LANGRISH practice p 27.
(c) Die Wunden der Skorbuti-
ſchen heilen nicht PYRARD Voyag.
III. p.
38.
(d) [Spaltenumbruch] p. 205.
(e) BRUYERIN L. VI. c. 1.
HUXHAM p.
63. dieſes weis Je-
der von den Hunden.
(f) An dem Fechter, den wir aus
ATHENÆO & NONNO ange-
fuͤhrt, und nach HUXHAMII Zeug-
niſſe vom fleiſcheſſenden Menſchen.
(g) HUXHAM p. 68.
(h) Vom Misbrauche des
Schweinfleiſches in Weſtphalen
PLEMP. valet. togar. p. 161.
(i) An den Jnſulanern MAR-
TIN p.
285.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0338" n="302[318]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Magen. <hi rendition="#aq">XIX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
ter brachten, und man nannte &#x017F;ie nach dem o&#x0364;ffentlichen<lb/>
Zeugni&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Macrobios</hi> <note place="foot" n="(f)"><cb/><hi rendition="#aq">HERODOTUS.</hi></note>, hatten das Flei&#x017F;ch in be&#x017F;ta&#x0364;ndi-<lb/>
gem Gebrauche. Die Araber gelangen ohne Brodt zu<lb/>
einem hohen Alter <note place="foot" n="(g)">100. und 120 |Jahre <hi rendition="#aq">THE-<lb/>
VET cosmogr. du Levant. p.</hi> 112.</note>, welches man auch von den Js-<lb/>
la&#x0364;ndern, die ebenfalls von Flei&#x017F;ch leben, &#x017F;chreibt <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">ANDERSON p.</hi> 116. doch<lb/>
auch dabei Molken, wie die Faro&#x0364;-<lb/>
ner <hi rendition="#aq">DEBEI p.</hi> 275.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.<lb/><hi rendition="#b">Der Schade vom Flei&#x017F;che&#x017F;&#x017F;en.</hi></head><lb/>
            <p>Es liegt das erna&#x0364;rende We&#x017F;en in dem bindenden<lb/>
Gallerte. Es i&#x017F;t der&#x017F;elbe ein &#x017F;anftes <note place="foot" n="(a)">Muß weder zu viel Salz,<lb/>
noch Erde oder Oel, noch Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
haben, nach dem <hi rendition="#aq">LORRY I. c.<lb/>
p.</hi> 70.</note> ma&#x0364;ßig &#x017F;alziges<lb/>
We&#x017F;en, und erfordert viel Wa&#x017F;&#x017F;er, und ein wenig Oel.<lb/>
So oft das Salz darinnen u&#x0364;berflu&#x0364;ßig vorhanden i&#x017F;t, &#x017F;o<lb/>
wird der Gallert &#x017F;chon &#x017F;charf und flu&#x0364;ßig; er verliert die<lb/>
Kraft, &#x017F;ich anzuha&#x0364;ngen <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">LANGRISH practice p</hi> 27.</note>. Hieraus &#x017F;ieht man, daß blo&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Flei&#x017F;che&#x017F;&#x017F;en dergleichen Narung nicht geben kann <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">LANGRISH practice p</hi> 27.</note>, wel-<lb/>
che zu un&#x017F;rer Erna&#x0364;rung am be&#x017F;ten i&#x017F;t <note place="foot" n="(c)">Die Wunden der Skorbuti-<lb/>
&#x017F;chen heilen nicht <hi rendition="#aq">PYRARD Voyag.<lb/>
III. p.</hi> 38.</note>. Denn es &#x017F;tekkt<lb/>
zu viel von dem urino&#x0364;&#x017F;en Salze darinnen.</p><lb/>
            <p>Wir haben die Unbequemlichkeiten erwa&#x0364;nt, welche<lb/>
das Fi&#x017F;che&#x017F;&#x017F;en nach &#x017F;ich ziehet <note place="foot" n="(d)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 205.</note>. Jn der That erfolgt<lb/>
dergleichen auch vom Flei&#x017F;che. Es hat na&#x0364;mlich an harn-<lb/>
haftem Salze einen Ueberfluß, un&#x017F;re Sa&#x0364;fte werden &#x017F;tin-<lb/>
kend, und die&#x017F;es thut &#x017F;o gar der Atem <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BRUYERIN</hi> L. VI. c. 1.<lb/>
HUXHAM p.</hi> 63. die&#x017F;es weis Je-<lb/>
der von den Hunden.</note>, der Urin und<lb/>
Schweis <note place="foot" n="(f)">An dem Fechter, den wir aus<lb/><hi rendition="#aq">ATHENÆO &amp; NONNO</hi> ange-<lb/>
fu&#x0364;hrt, und nach <hi rendition="#aq">HUXHAMII</hi> Zeug-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e vom flei&#x017F;che&#x017F;&#x017F;enden Men&#x017F;chen.</note>, davon ent&#x017F;tehet ein Jukken <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">HUXHAM p.</hi> 68.</note>, die Kra&#x0364;z-<lb/>
ze <note place="foot" n="(h)">Vom Misbrauche des<lb/>
Schweinflei&#x017F;ches in We&#x017F;tphalen<lb/><hi rendition="#aq">PLEMP. valet. togar. p.</hi> 161.</note> und der Aus&#x017F;azz <note place="foot" n="(i)">An den Jn&#x017F;ulanern <hi rendition="#aq">MAR-<lb/>
TIN p.</hi> 285.</note>. Selb&#x017F;t in un&#x017F;ern Sa&#x0364;ften<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">erzeu-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302[318]/0338] Der Magen. XIX. Buch. ter brachten, und man nannte ſie nach dem oͤffentlichen Zeugniſſe Macrobios (f), hatten das Fleiſch in beſtaͤndi- gem Gebrauche. Die Araber gelangen ohne Brodt zu einem hohen Alter (g), welches man auch von den Js- laͤndern, die ebenfalls von Fleiſch leben, ſchreibt (h). §. 8. Der Schade vom Fleiſcheſſen. Es liegt das ernaͤrende Weſen in dem bindenden Gallerte. Es iſt derſelbe ein ſanftes (a) maͤßig ſalziges Weſen, und erfordert viel Waſſer, und ein wenig Oel. So oft das Salz darinnen uͤberfluͤßig vorhanden iſt, ſo wird der Gallert ſchon ſcharf und fluͤßig; er verliert die Kraft, ſich anzuhaͤngen (b). Hieraus ſieht man, daß bloſſes Fleiſcheſſen dergleichen Narung nicht geben kann (b), wel- che zu unſrer Ernaͤrung am beſten iſt (c). Denn es ſtekkt zu viel von dem urinoͤſen Salze darinnen. Wir haben die Unbequemlichkeiten erwaͤnt, welche das Fiſcheſſen nach ſich ziehet (d). Jn der That erfolgt dergleichen auch vom Fleiſche. Es hat naͤmlich an harn- haftem Salze einen Ueberfluß, unſre Saͤfte werden ſtin- kend, und dieſes thut ſo gar der Atem (e), der Urin und Schweis (f), davon entſtehet ein Jukken (g), die Kraͤz- ze (h) und der Ausſazz (i). Selbſt in unſern Saͤften erzeu- (f) HERODOTUS. (g) 100. und 120 |Jahre THE- VET cosmogr. du Levant. p. 112. (h) ANDERSON p. 116. doch auch dabei Molken, wie die Faroͤ- ner DEBEI p. 275. (a) Muß weder zu viel Salz, noch Erde oder Oel, noch Waſſer haben, nach dem LORRY I. c. p. 70. (b) LANGRISH practice p 27. (b) LANGRISH practice p 27. (c) Die Wunden der Skorbuti- ſchen heilen nicht PYRARD Voyag. III. p. 38. (d) p. 205. (e) BRUYERIN L. VI. c. 1. HUXHAM p. 63. dieſes weis Je- der von den Hunden. (f) An dem Fechter, den wir aus ATHENÆO & NONNO ange- fuͤhrt, und nach HUXHAMII Zeug- niſſe vom fleiſcheſſenden Menſchen. (g) HUXHAM p. 68. (h) Vom Misbrauche des Schweinfleiſches in Weſtphalen PLEMP. valet. togar. p. 161. (i) An den Jnſulanern MAR- TIN p. 285.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/338
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 302[318]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/338>, abgerufen am 21.12.2024.