Magens verschlossen ist, nichts ins Gedärme oder in die gewönliche Milchgefässe kommen kann (w). Do- läus schrieb vorlängst, es sel das Wasser, welches den Magen angefüllt hatte, an verschiedenen Thieren, in die Nezzgefässe, die am Magen hingen, übergetreten (x).
Der Neuern Sorgfalt hat am Magen keine weisse Gefässe finden können (y), und Männer, die in Besich- tigung der innern Theile an lebendigen Thieren viel Er- farung eingezogen haben, wollen davon nichts wissen. Selbst der berümte Biumi(z) gestehet es, über seinen eignen Versuch noch zweifelhaft zu sein, und Palatius (a), dieser Gehülfe bei seinen Versuchen, weigerte sich darüber das Zeugnis abzulegen.
Jch habe die Flieswassergefässe an einem Hunde von dem Nezze an der Stelle in den Magen laufen gesehen, wo ihre kleine Stämme lagen.
§. 24. Die unorganische Schweislöcher.
Einige Phisiologisten haben dergleichen Poros mit vieler Begierde gesucht, weil sie glaubten, daß sich da- durch einige Erscheinungen, nämlich warum medicinische Wasser so geschwinde in die Blutader eindringen könn- ten, warum das Wasser in der Wassersucht so schnell durchs Gedärme, und sonderlich durchs Erbrechen abge- führt werde (a*), warum eben diese Wasser von den Speisen einen Geruch an sich nehmen (b), und wie es zuginge, daß der Geruch von einer stinkenden und faulen
Frucht
(w)[Spaltenumbruch]p. 95.
(x)KLAUNIG obs. 15.
(y)DRELINCOURT canic. 11. 17. BRUNNER de duoden. p. 61. J. Henri PAULI im vortreflichen Buche anat. Bilsianae anat. p. 49. 51.
(z)[Spaltenumbruch]p. 74.
(a)p. 24.
(a*)Obs. of a Societ. at Lond. T. II. p. 298. MARCELL. DO- NAT. hist. p. 424. Eph. Nat. Cur. Dec. III. ann. 9. 10. p. 57.
(b)Hist. de l'Acad. 1721. hist. I.
Q 3
I. Abſchnitt. Bau des Magens.
Magens verſchloſſen iſt, nichts ins Gedaͤrme oder in die gewoͤnliche Milchgefaͤſſe kommen kann (w). Do- laͤus ſchrieb vorlaͤngſt, es ſel das Waſſer, welches den Magen angefuͤllt hatte, an verſchiedenen Thieren, in die Nezzgefaͤſſe, die am Magen hingen, uͤbergetreten (x).
Der Neuern Sorgfalt hat am Magen keine weiſſe Gefaͤſſe finden koͤnnen (y), und Maͤnner, die in Beſich- tigung der innern Theile an lebendigen Thieren viel Er- farung eingezogen haben, wollen davon nichts wiſſen. Selbſt der beruͤmte Biumi(z) geſtehet es, uͤber ſeinen eignen Verſuch noch zweifelhaft zu ſein, und Palatius (a), dieſer Gehuͤlfe bei ſeinen Verſuchen, weigerte ſich daruͤber das Zeugnis abzulegen.
Jch habe die Flieswaſſergefaͤſſe an einem Hunde von dem Nezze an der Stelle in den Magen laufen geſehen, wo ihre kleine Staͤmme lagen.
§. 24. Die unorganiſche Schweisloͤcher.
Einige Phiſiologiſten haben dergleichen Poros mit vieler Begierde geſucht, weil ſie glaubten, daß ſich da- durch einige Erſcheinungen, naͤmlich warum mediciniſche Waſſer ſo geſchwinde in die Blutader eindringen koͤnn- ten, warum das Waſſer in der Waſſerſucht ſo ſchnell durchs Gedaͤrme, und ſonderlich durchs Erbrechen abge- fuͤhrt werde (a*), warum eben dieſe Waſſer von den Speiſen einen Geruch an ſich nehmen (b), und wie es zuginge, daß der Geruch von einer ſtinkenden und faulen
Frucht
(w)[Spaltenumbruch]p. 95.
(x)KLAUNIG obſ. 15.
(y)DRELINCOURT canic. 11. 17. BRUNNER de duoden. p. 61. J. Henri PAULI im vortreflichen Buche anat. Bilſianae anat. p. 49. 51.
(z)[Spaltenumbruch]p. 74.
(a)p. 24.
(a*)Obſ. of a Societ. at Lond. T. II. p. 298. MARCELL. DO- NAT. hiſt. p. 424. Eph. Nat. Cur. Dec. III. ann. 9. 10. p. 57.
(b)Hiſt. de l’Acad. 1721. hiſt. I.
Q 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0265"n="229[245]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Abſchnitt. Bau des Magens.</hi></fw><lb/>
Magens verſchloſſen iſt, nichts ins Gedaͤrme oder in<lb/>
die gewoͤnliche Milchgefaͤſſe kommen kann <noteplace="foot"n="(w)"><cb/><hirendition="#aq">p.</hi> 95.</note>. <hirendition="#fr">Do-<lb/>
laͤus</hi>ſchrieb vorlaͤngſt, es ſel das Waſſer, welches den<lb/>
Magen angefuͤllt hatte, an verſchiedenen Thieren, in die<lb/>
Nezzgefaͤſſe, die am Magen hingen, uͤbergetreten <noteplace="foot"n="(x)"><hirendition="#aq">KLAUNIG obſ.</hi> 15.</note>.</p><lb/><p>Der Neuern Sorgfalt hat am Magen keine weiſſe<lb/>
Gefaͤſſe finden koͤnnen <noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq">DRELINCOURT canic. 11.<lb/>
17. BRUNNER de duoden. p. 61.<lb/>
J. Henri PAULI</hi> im vortreflichen<lb/>
Buche <hirendition="#aq">anat. Bilſianae anat. p.</hi><lb/>
49. 51.</note>, und Maͤnner, die in Beſich-<lb/>
tigung der innern Theile an lebendigen Thieren viel Er-<lb/>
farung eingezogen haben, wollen davon nichts wiſſen.<lb/>
Selbſt der beruͤmte <hirendition="#fr">Biumi</hi><noteplace="foot"n="(z)"><cb/><hirendition="#aq">p.</hi> 74.</note> geſtehet es, uͤber ſeinen<lb/>
eignen Verſuch noch zweifelhaft zu ſein, und <hirendition="#fr">Palatius</hi><lb/><noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">p.</hi> 24.</note>, dieſer Gehuͤlfe bei ſeinen Verſuchen, weigerte ſich<lb/>
daruͤber das Zeugnis abzulegen.</p><lb/><p>Jch habe die Flieswaſſergefaͤſſe an einem Hunde von<lb/>
dem Nezze an der Stelle in den Magen laufen geſehen,<lb/>
wo ihre kleine Staͤmme lagen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 24.<lb/><hirendition="#b">Die unorganiſche Schweisloͤcher.</hi></head><lb/><p>Einige Phiſiologiſten haben dergleichen Poros mit<lb/>
vieler Begierde geſucht, weil ſie glaubten, daß ſich da-<lb/>
durch einige Erſcheinungen, naͤmlich warum mediciniſche<lb/>
Waſſer ſo geſchwinde in die Blutader eindringen koͤnn-<lb/>
ten, warum das Waſſer in der Waſſerſucht ſo ſchnell<lb/>
durchs Gedaͤrme, und ſonderlich durchs Erbrechen abge-<lb/>
fuͤhrt werde <noteplace="foot"n="(a*)"><hirendition="#aq">Obſ. of a Societ. at Lond.<lb/>
T. II. p. 298. MARCELL. DO-<lb/>
NAT. hiſt. p. 424. Eph. Nat. Cur.<lb/>
Dec. III. ann. 9. 10. p.</hi> 57.</note>, warum eben dieſe Waſſer von den<lb/>
Speiſen einen Geruch an ſich nehmen <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">Hiſt. de l’Acad. 1721. hiſt. I.</hi></note>, und wie es<lb/>
zuginge, daß der Geruch von einer ſtinkenden und faulen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Frucht</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[229[245]/0265]
I. Abſchnitt. Bau des Magens.
Magens verſchloſſen iſt, nichts ins Gedaͤrme oder in
die gewoͤnliche Milchgefaͤſſe kommen kann (w). Do-
laͤus ſchrieb vorlaͤngſt, es ſel das Waſſer, welches den
Magen angefuͤllt hatte, an verſchiedenen Thieren, in die
Nezzgefaͤſſe, die am Magen hingen, uͤbergetreten (x).
Der Neuern Sorgfalt hat am Magen keine weiſſe
Gefaͤſſe finden koͤnnen (y), und Maͤnner, die in Beſich-
tigung der innern Theile an lebendigen Thieren viel Er-
farung eingezogen haben, wollen davon nichts wiſſen.
Selbſt der beruͤmte Biumi (z) geſtehet es, uͤber ſeinen
eignen Verſuch noch zweifelhaft zu ſein, und Palatius
(a), dieſer Gehuͤlfe bei ſeinen Verſuchen, weigerte ſich
daruͤber das Zeugnis abzulegen.
Jch habe die Flieswaſſergefaͤſſe an einem Hunde von
dem Nezze an der Stelle in den Magen laufen geſehen,
wo ihre kleine Staͤmme lagen.
§. 24.
Die unorganiſche Schweisloͤcher.
Einige Phiſiologiſten haben dergleichen Poros mit
vieler Begierde geſucht, weil ſie glaubten, daß ſich da-
durch einige Erſcheinungen, naͤmlich warum mediciniſche
Waſſer ſo geſchwinde in die Blutader eindringen koͤnn-
ten, warum das Waſſer in der Waſſerſucht ſo ſchnell
durchs Gedaͤrme, und ſonderlich durchs Erbrechen abge-
fuͤhrt werde (a*), warum eben dieſe Waſſer von den
Speiſen einen Geruch an ſich nehmen (b), und wie es
zuginge, daß der Geruch von einer ſtinkenden und faulen
Frucht
(w)
p. 95.
(x) KLAUNIG obſ. 15.
(y) DRELINCOURT canic. 11.
17. BRUNNER de duoden. p. 61.
J. Henri PAULI im vortreflichen
Buche anat. Bilſianae anat. p.
49. 51.
(z)
p. 74.
(a) p. 24.
(a*) Obſ. of a Societ. at Lond.
T. II. p. 298. MARCELL. DO-
NAT. hiſt. p. 424. Eph. Nat. Cur.
Dec. III. ann. 9. 10. p. 57.
(b) Hiſt. de l’Acad. 1721. hiſt. I.
Q 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 229[245]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/265>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.