daß blos harte, vollständige und feste Körper, von dem engen Passe des Pförtners angehalten werden, wie ich an einer Kazze wahrgenommen, daß die geronnene Milchmas- se von dem Pförtner nicht durchgelassen wurde; daß aber flüßigen Dingen diese Strasse immer frei zu paßiren steht. Man könnte zwar wider uns einwenden, daß man bis- weilen, auch einige Stunden nach dem Essen noch, allein Milch im Magen angetroffen, und dieses habe ich selbst gesehen: ferner, daß man an ertrunknen Thieren kein Wasser ins Gedärme laufen gefunden (d). Allein der- gleichen Thiere haben nach dem Untertauchen nur eine sehr kurze Zeit über gelebt (e): und in dem andern Falle fand sich noch die rohe Milch im Magen, da sie im Ge- därme schon mit der übrigen Materie vermischt war (f).
Uebrigens verschwinden alle Runzeln im Auf- blasen (g), weil sich die muskulöse, und äusserste Haut, von der eingetriebnen Luft zu eben der Weite ausdehnen lassen, die die nunmehr entfaltete zottige Haut hat. Sie vergehen auch in lebendigen Menschen von Krankheiten, wenn der Magen übermäßig ausgedehnt wird (h).
§. 14. Die kleinen Falten, die Zotten, und Wärzchen.
Unter diesen Runzeln erscheinen andere kleinere wurm- förmige (a) und gleichsam gegitterte Runzeln, die einiger maassen rundlich vierekkig anzusehen sind, wenn man sie genau betrachtet (b); sie sind glatt, verschwinden leicht,
und
(d)[Spaltenumbruch]EVERTSE disp. de sub- mers.
(e)L. VIII. p. 267. 268. &c.
(f) Siehe an seinem Orte.
(g)GLISSON p. 137.
(h)Lett. ad CURZII I. c. BONNET sepulchr. L. 3. Sect. 6. obs. 8.
(a)[Spaltenumbruch]
Daß die Zottenhaut vom Maceriren so runzlig, als die Fin- ger an den Wäscherinnen werden. C. A. v. BERSEN I. c.
(b) Das kleinste Nezz im Hunde und im Ochsen. MALPIGHIUS im Schafe RUYSCH Thes. anat. II. p. 15. Adv. III. t. 2. f. 7. B. im
Bären
Der Magen. XIX. Buch.
daß blos harte, vollſtaͤndige und feſte Koͤrper, von dem engen Paſſe des Pfoͤrtners angehalten werden, wie ich an einer Kazze wahrgenommen, daß die geronnene Milchmaſ- ſe von dem Pfoͤrtner nicht durchgelaſſen wurde; daß aber fluͤßigen Dingen dieſe Straſſe immer frei zu paßiren ſteht. Man koͤnnte zwar wider uns einwenden, daß man bis- weilen, auch einige Stunden nach dem Eſſen noch, allein Milch im Magen angetroffen, und dieſes habe ich ſelbſt geſehen: ferner, daß man an ertrunknen Thieren kein Waſſer ins Gedaͤrme laufen gefunden (d). Allein der- gleichen Thiere haben nach dem Untertauchen nur eine ſehr kurze Zeit uͤber gelebt (e): und in dem andern Falle fand ſich noch die rohe Milch im Magen, da ſie im Ge- daͤrme ſchon mit der uͤbrigen Materie vermiſcht war (f).
Uebrigens verſchwinden alle Runzeln im Auf- blaſen (g), weil ſich die muſkuloͤſe, und aͤuſſerſte Haut, von der eingetriebnen Luft zu eben der Weite ausdehnen laſſen, die die nunmehr entfaltete zottige Haut hat. Sie vergehen auch in lebendigen Menſchen von Krankheiten, wenn der Magen uͤbermaͤßig ausgedehnt wird (h).
§. 14. Die kleinen Falten, die Zotten, und Waͤrzchen.
Unter dieſen Runzeln erſcheinen andere kleinere wurm- foͤrmige (a) und gleichſam gegitterte Runzeln, die einiger maaſſen rundlich vierekkig anzuſehen ſind, wenn man ſie genau betrachtet (b); ſie ſind glatt, verſchwinden leicht,
und
(d)[Spaltenumbruch]EVERTSE diſp. de ſub- merſ.
(e)L. VIII. p. 267. 268. &c.
(f) Siehe an ſeinem Orte.
(g)GLISSON p. 137.
(h)Lett. ad CURZII I. c. BONNET ſepulchr. L. 3. Sect. 6. obſ. 8.
(a)[Spaltenumbruch]
Daß die Zottenhaut vom Maceriren ſo runzlig, als die Fin- ger an den Waͤſcherinnen werden. C. A. v. BERSEN I. c.
(b) Das kleinſte Nezz im Hunde und im Ochſen. MALPIGHIUS im Schafe RUYSCH Theſ. anat. II. p. 15. Adv. III. t. 2. f. 7. B. im
Baͤren
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Der Magen. XIX. Buch.
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engen Paſſe des Pfoͤrtners angehalten werden, wie ich an
einer Kazze wahrgenommen, daß die geronnene Milchmaſ-
ſe von dem Pfoͤrtner nicht durchgelaſſen wurde; daß aber
fluͤßigen Dingen dieſe Straſſe immer frei zu paßiren ſteht.
Man koͤnnte zwar wider uns einwenden, daß man bis-
weilen, auch einige Stunden nach dem Eſſen noch, allein
Milch im Magen angetroffen, und dieſes habe ich ſelbſt
geſehen: ferner, daß man an ertrunknen Thieren kein
Waſſer ins Gedaͤrme laufen gefunden (d). Allein der-
gleichen Thiere haben nach dem Untertauchen nur eine
ſehr kurze Zeit uͤber gelebt (e): und in dem andern Falle
fand ſich noch die rohe Milch im Magen, da ſie im Ge-
daͤrme ſchon mit der uͤbrigen Materie vermiſcht war (f).
Uebrigens verſchwinden alle Runzeln im Auf-
blaſen (g), weil ſich die muſkuloͤſe, und aͤuſſerſte Haut,
von der eingetriebnen Luft zu eben der Weite ausdehnen
laſſen, die die nunmehr entfaltete zottige Haut hat. Sie
vergehen auch in lebendigen Menſchen von Krankheiten,
wenn der Magen uͤbermaͤßig ausgedehnt wird (h).
§. 14.
Die kleinen Falten, die Zotten, und
Waͤrzchen.
Unter dieſen Runzeln erſcheinen andere kleinere wurm-
foͤrmige (a) und gleichſam gegitterte Runzeln, die einiger
maaſſen rundlich vierekkig anzuſehen ſind, wenn man ſie
genau betrachtet (b); ſie ſind glatt, verſchwinden leicht,
und
(d)
EVERTSE diſp. de ſub-
merſ.
(e) L. VIII. p. 267. 268. &c.
(f) Siehe an ſeinem Orte.
(g) GLISSON p. 137.
(h) Lett. ad CURZII I. c.
BONNET ſepulchr. L. 3. Sect. 6.
obſ. 8.
(a)
Daß die Zottenhaut vom
Maceriren ſo runzlig, als die Fin-
ger an den Waͤſcherinnen werden.
C. A. v. BERSEN I. c.
(b) Das kleinſte Nezz im Hunde
und im Ochſen. MALPIGHIUS
im Schafe RUYSCH Theſ. anat. II.
p. 15. Adv. III. t. 2. f. 7. B. im
Baͤren
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/228>, abgerufen am 21.11.2024.
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