Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Abschnitt. Das Auge.

Der Musculus bulbosus oculi, welcher denen vier-
füßigen Thieren eigen sein soll, und welchen die Alten (f)
wie auch Vesal (g) hinzugefügt haben, kann weder in
Vögeln, noch in Fischen oder in Menschen gefunden wer-
den. Und es hat Fallopius recht (h), daß er ihn ver-
wirft. Er scheint zu der aufrechten Stellung zu gehö-
ren. Der Pigmäe (i) welcher aufrecht gehet, hat diese
Muskeln ebenfals nicht (k).

Die ungenannte Membran (k*) oder Albugineu (l)
ist eine aus den vereinigten Sehnen der graden und schie-
fen Muskeln zusammengesezzte breite Sehne, sie ist kurz,
indem sie sich von dem Anhange dieser Sehnen anfängt,
und in der Hornhaut endiget (m), sie ist zuverläßig eine
Fortsezzung der Sehnen, und da sie ungemein feste an
die dunkle Hornhaut angewachsen ist, so kann man sie
nicht eine besondere Augenhaut nennen (n). Casserius
hatte davon vorlängst richtiger geschrieben (o).

§. 26.
Die Nerven des Auges. Jhr Lauf durch das
Behältniß.

Das Auge übertrift alle Theile eines menschlichen
Körpers, an der Menge und Verschiedenheit der Ner-
ven, und dieses gilt nicht nur vom Menschen, sondern

auch
(f) [Spaltenumbruch] GALEN loc. afect. L. IV.
c. 2. C. STEPHANUS pag. 295.
296. ORIBASIUS
hat jedennoch
vier gerade, und zween schiefe p.
126.
(g) L. II. c. 12. & in libro de
radice Chinae
wiederholt er, daß
am Menschenauge pag. 227. eben
diese Muskeln sind. Und er sagt
noch, nachdem er erinnert worden,
er habe Spuren von diesem Mus-
kel an einer Frau gesehen Exam.
obss. FALLOP. pag.
126. und die
Magerkeit sei Schuld, wenn er
gefehlet habe. p. 51.
(h) [Spaltenumbruch] p. 68. b. Ferner G. CU-
NEUS Apol. p.
40.
(i) TYSON p. 54.
(k) Es hat der Baer beim DU-
VERNEY I. p.
139. einen vierge-
spaltnen.
(k*) COLUMBI p. 217.
(l) WINSLOW n. 240.
(m) BRISSEAU c. 1. f. 1.
(n) RUYSCH Epistol. XIII. p.
10. WINSLOW, MORGACN.
Epist. XVI. n.
25.
(o) c. 22.
K k k 3
II. Abſchnitt. Das Auge.

Der Muſculus bulboſus oculi, welcher denen vier-
fuͤßigen Thieren eigen ſein ſoll, und welchen die Alten (f)
wie auch Veſal (g) hinzugefuͤgt haben, kann weder in
Voͤgeln, noch in Fiſchen oder in Menſchen gefunden wer-
den. Und es hat Fallopius recht (h), daß er ihn ver-
wirft. Er ſcheint zu der aufrechten Stellung zu gehoͤ-
ren. Der Pigmaͤe (i) welcher aufrecht gehet, hat dieſe
Muſkeln ebenfals nicht (k).

Die ungenannte Membran (k*) oder Albugineu (l)
iſt eine aus den vereinigten Sehnen der graden und ſchie-
fen Muſkeln zuſammengeſezzte breite Sehne, ſie iſt kurz,
indem ſie ſich von dem Anhange dieſer Sehnen anfaͤngt,
und in der Hornhaut endiget (m), ſie iſt zuverlaͤßig eine
Fortſezzung der Sehnen, und da ſie ungemein feſte an
die dunkle Hornhaut angewachſen iſt, ſo kann man ſie
nicht eine beſondere Augenhaut nennen (n). Caſſerius
hatte davon vorlaͤngſt richtiger geſchrieben (o).

§. 26.
Die Nerven des Auges. Jhr Lauf durch das
Behaͤltniß.

Das Auge uͤbertrift alle Theile eines menſchlichen
Koͤrpers, an der Menge und Verſchiedenheit der Ner-
ven, und dieſes gilt nicht nur vom Menſchen, ſondern

auch
(f) [Spaltenumbruch] GALEN loc. afect. L. IV.
c. 2. C. STEPHANUS pag. 295.
296. ORIBASIUS
hat jedennoch
vier gerade, und zween ſchiefe p.
126.
(g) L. II. c. 12. & in libro de
radice Chinæ
wiederholt er, daß
am Menſchenauge pag. 227. eben
dieſe Muſkeln ſind. Und er ſagt
noch, nachdem er erinnert worden,
er habe Spuren von dieſem Muſ-
kel an einer Frau geſehen Exam.
obſſ. FALLOP. pag.
126. und die
Magerkeit ſei Schuld, wenn er
gefehlet habe. p. 51.
(h) [Spaltenumbruch] p. 68. b. Ferner G. CU-
NEUS Apol. p.
40.
(i) TYSON p. 54.
(k) Es hat der Baer beim DU-
VERNEY I. p.
139. einen vierge-
ſpaltnen.
(k*) COLUMBI p. 217.
(l) WINSLOW n. 240.
(m) BRISSEAU c. 1. f. 1.
(n) RUYSCH Epiſtol. XIII. p.
10. WINSLOW, MORGACN.
Epiſt. XVI. n.
25.
(o) c. 22.
K k k 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0903" n="885"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Das Auge.</hi> </fw><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;culus bulbo&#x017F;us oculi,</hi> welcher denen vier-<lb/>
fu&#x0364;ßigen Thieren eigen &#x017F;ein &#x017F;oll, und welchen die Alten <note place="foot" n="(f)"><cb/><hi rendition="#aq">GALEN loc. afect. L. IV.<lb/>
c. 2. C. STEPHANUS pag. 295.<lb/>
296. ORIBASIUS</hi> hat jedennoch<lb/>
vier gerade, und zween &#x017F;chiefe <hi rendition="#aq">p.</hi><lb/>
126.</note><lb/>
wie auch <hi rendition="#fr">Ve&#x017F;al</hi> <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">L. II. c. 12. &amp; in libro de<lb/>
radice Chinæ</hi> wiederholt er, daß<lb/>
am Men&#x017F;chenauge <hi rendition="#aq">pag.</hi> 227. eben<lb/>
die&#x017F;e Mu&#x017F;keln &#x017F;ind. Und er &#x017F;agt<lb/>
noch, nachdem er erinnert worden,<lb/>
er habe Spuren von die&#x017F;em Mu&#x017F;-<lb/>
kel an einer Frau ge&#x017F;ehen <hi rendition="#aq">Exam.<lb/>
ob&#x017F;&#x017F;. FALLOP. pag.</hi> 126. und die<lb/>
Magerkeit &#x017F;ei Schuld, wenn er<lb/>
gefehlet habe. <hi rendition="#aq">p.</hi> 51.</note> hinzugefu&#x0364;gt haben, kann weder in<lb/>
Vo&#x0364;geln, noch in Fi&#x017F;chen oder in Men&#x017F;chen gefunden wer-<lb/>
den. Und es hat <hi rendition="#fr">Fallopius</hi> recht <note place="foot" n="(h)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 68. b. Ferner <hi rendition="#aq">G. CU-<lb/>
NEUS Apol. p.</hi> 40.</note>, daß er ihn ver-<lb/>
wirft. Er &#x017F;cheint zu der aufrechten Stellung zu geho&#x0364;-<lb/>
ren. Der <hi rendition="#fr">Pigma&#x0364;e</hi> <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">TYSON p.</hi> 54.</note> welcher aufrecht gehet, hat die&#x017F;e<lb/>
Mu&#x017F;keln ebenfals nicht <note place="foot" n="(k)">Es hat der Baer beim <hi rendition="#aq">DU-<lb/>
VERNEY I. p.</hi> 139. einen vierge-<lb/>
&#x017F;paltnen.</note>.</p><lb/>
            <p>Die ungenannte Membran <note place="foot" n="(k*)"><hi rendition="#aq">COLUMBI p.</hi> 217.</note> oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Albugineu</hi></hi> <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">WINSLOW n.</hi> 240.</note><lb/>
i&#x017F;t eine aus den vereinigten Sehnen der graden und &#x017F;chie-<lb/>
fen Mu&#x017F;keln zu&#x017F;ammenge&#x017F;ezzte breite Sehne, &#x017F;ie i&#x017F;t kurz,<lb/>
indem &#x017F;ie &#x017F;ich von dem Anhange die&#x017F;er Sehnen anfa&#x0364;ngt,<lb/>
und in der Hornhaut endiget <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">BRISSEAU c. 1. f.</hi> 1.</note>, &#x017F;ie i&#x017F;t zuverla&#x0364;ßig eine<lb/>
Fort&#x017F;ezzung der Sehnen, und da &#x017F;ie ungemein fe&#x017F;te an<lb/>
die dunkle Hornhaut angewach&#x017F;en i&#x017F;t, &#x017F;o kann man &#x017F;ie<lb/>
nicht eine be&#x017F;ondere Augenhaut nennen <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">RUYSCH Epi&#x017F;tol. XIII. p.<lb/>
10. WINSLOW, <hi rendition="#g">MORGACN.</hi><lb/>
Epi&#x017F;t. XVI. n.</hi> 25.</note>. <hi rendition="#fr">Ca&#x017F;&#x017F;erius</hi><lb/>
hatte davon vorla&#x0364;ng&#x017F;t richtiger ge&#x017F;chrieben <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">c.</hi> 22.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 26.<lb/><hi rendition="#b">Die Nerven des Auges. Jhr Lauf durch das<lb/>
Beha&#x0364;ltniß.</hi></head><lb/>
            <p>Das Auge u&#x0364;bertrift alle Theile eines men&#x017F;chlichen<lb/>
Ko&#x0364;rpers, an der Menge und Ver&#x017F;chiedenheit der Ner-<lb/>
ven, und die&#x017F;es gilt nicht nur vom Men&#x017F;chen, &#x017F;ondern<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k k 3</fw><fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[885/0903] II. Abſchnitt. Das Auge. Der Muſculus bulboſus oculi, welcher denen vier- fuͤßigen Thieren eigen ſein ſoll, und welchen die Alten (f) wie auch Veſal (g) hinzugefuͤgt haben, kann weder in Voͤgeln, noch in Fiſchen oder in Menſchen gefunden wer- den. Und es hat Fallopius recht (h), daß er ihn ver- wirft. Er ſcheint zu der aufrechten Stellung zu gehoͤ- ren. Der Pigmaͤe (i) welcher aufrecht gehet, hat dieſe Muſkeln ebenfals nicht (k). Die ungenannte Membran (k*) oder Albugineu (l) iſt eine aus den vereinigten Sehnen der graden und ſchie- fen Muſkeln zuſammengeſezzte breite Sehne, ſie iſt kurz, indem ſie ſich von dem Anhange dieſer Sehnen anfaͤngt, und in der Hornhaut endiget (m), ſie iſt zuverlaͤßig eine Fortſezzung der Sehnen, und da ſie ungemein feſte an die dunkle Hornhaut angewachſen iſt, ſo kann man ſie nicht eine beſondere Augenhaut nennen (n). Caſſerius hatte davon vorlaͤngſt richtiger geſchrieben (o). §. 26. Die Nerven des Auges. Jhr Lauf durch das Behaͤltniß. Das Auge uͤbertrift alle Theile eines menſchlichen Koͤrpers, an der Menge und Verſchiedenheit der Ner- ven, und dieſes gilt nicht nur vom Menſchen, ſondern auch (f) GALEN loc. afect. L. IV. c. 2. C. STEPHANUS pag. 295. 296. ORIBASIUS hat jedennoch vier gerade, und zween ſchiefe p. 126. (g) L. II. c. 12. & in libro de radice Chinæ wiederholt er, daß am Menſchenauge pag. 227. eben dieſe Muſkeln ſind. Und er ſagt noch, nachdem er erinnert worden, er habe Spuren von dieſem Muſ- kel an einer Frau geſehen Exam. obſſ. FALLOP. pag. 126. und die Magerkeit ſei Schuld, wenn er gefehlet habe. p. 51. (h) p. 68. b. Ferner G. CU- NEUS Apol. p. 40. (i) TYSON p. 54. (k) Es hat der Baer beim DU- VERNEY I. p. 139. einen vierge- ſpaltnen. (k*) COLUMBI p. 217. (l) WINSLOW n. 240. (m) BRISSEAU c. 1. f. 1. (n) RUYSCH Epiſtol. XIII. p. 10. WINSLOW, MORGACN. Epiſt. XVI. n. 25. (o) c. 22. K k k 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/903
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 885. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/903>, abgerufen am 21.12.2024.