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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Das Gehör. XV. Buch.
hundert und achtzig, oder zweihundert Englische Mei-
len zurükkgelegt (u*): ja ich erinnere mich, von glaub-
würdigen Personen gehört zu haben, daß man den
Knall der Stükke in der Belagerung von Landau,
fast acht und vierzig Meilen weit, zu Basel, verneh-
men können.

Jch verstehe dieses nicht so, als ob der erste ursprüng-
liche Knall so viel Krast gehabt habe; denn dieser wäch-
set, wie ich sogleich sagen will, von dem fremden hinzu-
gekommenen Schalle fester Körper ungemein an.

§. 9.
Wie der Schall an Stärke zunehme.

Es hat eine klingende Erschütterung eben diejenige
Eigenschaften, welche ein anderes flüßiges Element hat,
beide beschreiben auf ihrem Wege eine gerade Linie, sie
durchdringen die harten Körper, auf welche sie |stossen,
und sie fahren von diesen Körpern unter einem Winkel
zurükke, der demjenigen gleich ist, unter welchem sie
auf sie trafen (x). Jch will nicht hoffen, daß es diesem
augenscheinlichen Gesezze Abbruch thun wird, wenn ein
Mensch, der durch eine Mauer redet, gehöret werden
kann, und ich glaube daher nicht, daß sich die klingende
Welle um die Hindernisse herumbeugen (y). Es schwä-
chen nämlich die dazwischen liegende grossen Hindernisse,
als die Hügel, den Schall ungemein, und sie erstikken
ihn, so oft sie sehr dikke sind. Wenn aber eben diese
Hindernisse von dem Schalle in eine zittrende Bewe-
gung gesezzt werden können, wie es eine Mauer aller-
dings kann, so wird eben diese erschütterte Mauer den

Schall
(u*) [Spaltenumbruch] DERHAM, physic. theol.
p.
134.
(x) KIRCHERVS, phonur-
[Spaltenumbruch] giae pag. 12. NOLLET, l. c.
pag.
436.
(y) COTES, p. 311.

Das Gehoͤr. XV. Buch.
hundert und achtzig, oder zweihundert Engliſche Mei-
len zuruͤkkgelegt (u*): ja ich erinnere mich, von glaub-
wuͤrdigen Perſonen gehoͤrt zu haben, daß man den
Knall der Stuͤkke in der Belagerung von Landau,
faſt acht und vierzig Meilen weit, zu Baſel, verneh-
men koͤnnen.

Jch verſtehe dieſes nicht ſo, als ob der erſte urſpruͤng-
liche Knall ſo viel Kraſt gehabt habe; denn dieſer waͤch-
ſet, wie ich ſogleich ſagen will, von dem fremden hinzu-
gekommenen Schalle feſter Koͤrper ungemein an.

§. 9.
Wie der Schall an Staͤrke zunehme.

Es hat eine klingende Erſchuͤtterung eben diejenige
Eigenſchaften, welche ein anderes fluͤßiges Element hat,
beide beſchreiben auf ihrem Wege eine gerade Linie, ſie
durchdringen die harten Koͤrper, auf welche ſie |ſtoſſen,
und ſie fahren von dieſen Koͤrpern unter einem Winkel
zuruͤkke, der demjenigen gleich iſt, unter welchem ſie
auf ſie trafen (x). Jch will nicht hoffen, daß es dieſem
augenſcheinlichen Geſezze Abbruch thun wird, wenn ein
Menſch, der durch eine Mauer redet, gehoͤret werden
kann, und ich glaube daher nicht, daß ſich die klingende
Welle um die Hinderniſſe herumbeugen (y). Es ſchwaͤ-
chen naͤmlich die dazwiſchen liegende groſſen Hinderniſſe,
als die Huͤgel, den Schall ungemein, und ſie erſtikken
ihn, ſo oft ſie ſehr dikke ſind. Wenn aber eben dieſe
Hinderniſſe von dem Schalle in eine zittrende Bewe-
gung geſezzt werden koͤnnen, wie es eine Mauer aller-
dings kann, ſo wird eben dieſe erſchuͤtterte Mauer den

Schall
(u*) [Spaltenumbruch] DERHAM, phyſic. theol.
p.
134.
(x) KIRCHERVS, phonur-
[Spaltenumbruch] giae pag. 12. NOLLET, l. c.
pag.
436.
(y) COTES, p. 311.
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[636/0654] Das Gehoͤr. XV. Buch. hundert und achtzig, oder zweihundert Engliſche Mei- len zuruͤkkgelegt (u*): ja ich erinnere mich, von glaub- wuͤrdigen Perſonen gehoͤrt zu haben, daß man den Knall der Stuͤkke in der Belagerung von Landau, faſt acht und vierzig Meilen weit, zu Baſel, verneh- men koͤnnen. Jch verſtehe dieſes nicht ſo, als ob der erſte urſpruͤng- liche Knall ſo viel Kraſt gehabt habe; denn dieſer waͤch- ſet, wie ich ſogleich ſagen will, von dem fremden hinzu- gekommenen Schalle feſter Koͤrper ungemein an. §. 9. Wie der Schall an Staͤrke zunehme. Es hat eine klingende Erſchuͤtterung eben diejenige Eigenſchaften, welche ein anderes fluͤßiges Element hat, beide beſchreiben auf ihrem Wege eine gerade Linie, ſie durchdringen die harten Koͤrper, auf welche ſie |ſtoſſen, und ſie fahren von dieſen Koͤrpern unter einem Winkel zuruͤkke, der demjenigen gleich iſt, unter welchem ſie auf ſie trafen (x). Jch will nicht hoffen, daß es dieſem augenſcheinlichen Geſezze Abbruch thun wird, wenn ein Menſch, der durch eine Mauer redet, gehoͤret werden kann, und ich glaube daher nicht, daß ſich die klingende Welle um die Hinderniſſe herumbeugen (y). Es ſchwaͤ- chen naͤmlich die dazwiſchen liegende groſſen Hinderniſſe, als die Huͤgel, den Schall ungemein, und ſie erſtikken ihn, ſo oft ſie ſehr dikke ſind. Wenn aber eben dieſe Hinderniſſe von dem Schalle in eine zittrende Bewe- gung geſezzt werden koͤnnen, wie es eine Mauer aller- dings kann, ſo wird eben dieſe erſchuͤtterte Mauer den Schall (u*) DERHAM, phyſic. theol. p. 134. (x) KIRCHERVS, phonur- giae pag. 12. NOLLET, l. c. pag. 436. (y) COTES, p. 311.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/654>, abgerufen am 20.11.2024.