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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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II. Abschnitt. Werkzeug.

Folglich wird der dichteste Theil der Luft, vermöge der
Gesezze der elastischen Körper, die dünnere Luft gegen
den klingenden Körper, von dem sie herkömmt, zurükke
stossen; und diesen Theil stößt ferner eine zwote Bebung
eben dieses Körpers gegen die Atmosphär zurükke.

Doch da ausserdem der auf solche Weise verdichtete
Theil der Luft, auch ganz nahe an der Atmosphär dich-
ter wird, so wird sich diese dichter gewordne Luft nicht
nur gegen den klingenden Körper, sondern auch zu glei-
cher Zeit gegen die freie Atmosphär ausdehnen, und die
Luft, die nahe bei ihr ist, anstossen: folglich muß, nach
eben diesen Gesezzen, eine zwote Gegend von dichterer
Luft entstehen, welche ebenfalls zum Theil die Luft gegen
die erste Gegend der Verdichtung, und gegen den klin-
genden Körper zurükke drükkt, und sich zum Theil ge-
gen die Atmosphär ausdehnt, und weil sie solche zugleich
zusammendrükkt, so muß sie einen dritten Verdichtungs-
bezirk bilden. Es würde aber diejenige Luft, welche
zum klingenden Körper zurükke kömmt, stille stehen, wo-
fern nicht ein neuer Stoß, der vom zitternden Körper
verrichtet wird, in der Luft eine neue Welle hervor-
brächte (f).

§. 8.
Die Fortpflanzung des Schalles.

Es wird sich aber der Schall durch diese Wellen al-
lenthalben, und gleichmäßig, durch eine Art von Holku-
gel fortpflanzen, deren Radius der Abstand der lezzten
Welle vom klingenden Körper, und das Centrum der
klingende Körper selbst ist, indem sich jedwede Richtung
für die Bewegung der Luft gleich gut schikkt, weil wir
die Luft als einförmig annehmen. Jn einer dergleichen
(e)

Holku-
(f) [Spaltenumbruch] NEWTON, Corollar. ad
prop. 46. L. II.
(e) [Spaltenumbruch] MUSSCHENBROECK, n.
1438. COTES, p.
310.
R r 5
II. Abſchnitt. Werkzeug.

Folglich wird der dichteſte Theil der Luft, vermoͤge der
Geſezze der elaſtiſchen Koͤrper, die duͤnnere Luft gegen
den klingenden Koͤrper, von dem ſie herkoͤmmt, zuruͤkke
ſtoſſen; und dieſen Theil ſtoͤßt ferner eine zwote Bebung
eben dieſes Koͤrpers gegen die Atmoſphaͤr zuruͤkke.

Doch da auſſerdem der auf ſolche Weiſe verdichtete
Theil der Luft, auch ganz nahe an der Atmoſphaͤr dich-
ter wird, ſo wird ſich dieſe dichter gewordne Luft nicht
nur gegen den klingenden Koͤrper, ſondern auch zu glei-
cher Zeit gegen die freie Atmoſphaͤr ausdehnen, und die
Luft, die nahe bei ihr iſt, anſtoſſen: folglich muß, nach
eben dieſen Geſezzen, eine zwote Gegend von dichterer
Luft entſtehen, welche ebenfalls zum Theil die Luft gegen
die erſte Gegend der Verdichtung, und gegen den klin-
genden Koͤrper zuruͤkke druͤkkt, und ſich zum Theil ge-
gen die Atmoſphaͤr ausdehnt, und weil ſie ſolche zugleich
zuſammendruͤkkt, ſo muß ſie einen dritten Verdichtungs-
bezirk bilden. Es wuͤrde aber diejenige Luft, welche
zum klingenden Koͤrper zuruͤkke koͤmmt, ſtille ſtehen, wo-
fern nicht ein neuer Stoß, der vom zitternden Koͤrper
verrichtet wird, in der Luft eine neue Welle hervor-
braͤchte (f).

§. 8.
Die Fortpflanzung des Schalles.

Es wird ſich aber der Schall durch dieſe Wellen al-
lenthalben, und gleichmaͤßig, durch eine Art von Holku-
gel fortpflanzen, deren Radius der Abſtand der lezzten
Welle vom klingenden Koͤrper, und das Centrum der
klingende Koͤrper ſelbſt iſt, indem ſich jedwede Richtung
fuͤr die Bewegung der Luft gleich gut ſchikkt, weil wir
die Luft als einfoͤrmig annehmen. Jn einer dergleichen
(e)

Holku-
(f) [Spaltenumbruch] NEWTON, Corollar. ad
prop. 46. L. II.
(e) [Spaltenumbruch] MUSSCHENBROECK, n.
1438. COTES, p.
310.
R r 5
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[633/0651] II. Abſchnitt. Werkzeug. Folglich wird der dichteſte Theil der Luft, vermoͤge der Geſezze der elaſtiſchen Koͤrper, die duͤnnere Luft gegen den klingenden Koͤrper, von dem ſie herkoͤmmt, zuruͤkke ſtoſſen; und dieſen Theil ſtoͤßt ferner eine zwote Bebung eben dieſes Koͤrpers gegen die Atmoſphaͤr zuruͤkke. Doch da auſſerdem der auf ſolche Weiſe verdichtete Theil der Luft, auch ganz nahe an der Atmoſphaͤr dich- ter wird, ſo wird ſich dieſe dichter gewordne Luft nicht nur gegen den klingenden Koͤrper, ſondern auch zu glei- cher Zeit gegen die freie Atmoſphaͤr ausdehnen, und die Luft, die nahe bei ihr iſt, anſtoſſen: folglich muß, nach eben dieſen Geſezzen, eine zwote Gegend von dichterer Luft entſtehen, welche ebenfalls zum Theil die Luft gegen die erſte Gegend der Verdichtung, und gegen den klin- genden Koͤrper zuruͤkke druͤkkt, und ſich zum Theil ge- gen die Atmoſphaͤr ausdehnt, und weil ſie ſolche zugleich zuſammendruͤkkt, ſo muß ſie einen dritten Verdichtungs- bezirk bilden. Es wuͤrde aber diejenige Luft, welche zum klingenden Koͤrper zuruͤkke koͤmmt, ſtille ſtehen, wo- fern nicht ein neuer Stoß, der vom zitternden Koͤrper verrichtet wird, in der Luft eine neue Welle hervor- braͤchte (f). §. 8. Die Fortpflanzung des Schalles. Es wird ſich aber der Schall durch dieſe Wellen al- lenthalben, und gleichmaͤßig, durch eine Art von Holku- gel fortpflanzen, deren Radius der Abſtand der lezzten Welle vom klingenden Koͤrper, und das Centrum der klingende Koͤrper ſelbſt iſt, indem ſich jedwede Richtung fuͤr die Bewegung der Luft gleich gut ſchikkt, weil wir die Luft als einfoͤrmig annehmen. Jn einer dergleichen Holku- (e) (f) NEWTON, Corollar. ad prop. 46. L. II. (e) MUSSCHENBROECK, n. 1438. COTES, p. 310. R r 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/651>, abgerufen am 20.11.2024.