Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Thierische Bewegung. XI. Buch.

Und so haben berümte Männer (a) recht, wenn sie
die Emfindlichkeit von der Reizbarkeit unterscheiden.

§. 11.
Man hat dieser Kraft, sich zusammen zu ziehen, den
Namen der Reizbarkeit beigelegt.

Da also diese Kraft so wohl von der Elasticitaet,
als auch von der, allen Fasern gemeinen todten Zusam-
menziehungskraft, unterschieden ist, so scheinet selbige
überhaupt eine besondre Kraft auszumachen, welche einer
thierischen Faser eigen ist, und den Karakter einer solchen
Faser zu bestimmen, das Ansehn hat, daß man also sagen
kann, es sei eine jede Muskelsaser reizbar, und dagegen,
was reizbar ist, ist auch eine Muskelfaser (b). Sie
ist aber eine für sich ganz eigne Kraft (c), welche sich
von einer jeden andern Kraft unterscheidet, und die
man unter die Quellen der Bewegungen zälen mus,
ob man ihre innere Ursache gleich nicht kennt. Sie
ist den Fasern angeboren und wesentlich (d), und strö-
met nicht von anders woher in sie. Diese Kraft
hat verschiedne Namen erhalten, und ist zur Zeit in
so weit bekannt geworden, daß man sie einiger maaßen
festgestellt, und bestimmt hat. Es hat Franz Glisson,
der den gesammten Elementen der Körper eine Bewe-
gungskraft (e) beilegt, auch unsre Kraft Reizbarkeit (f)
genannt, nicht aus der Ursache, weil sie niemals ohne eine
Anreizung gesehen wird, sondern darum; weil sie nach
einer Reizung gewis erfolgt. Jndessen behauptet dieser

be-
(a) [Spaltenumbruch] HOUSSET p. 347. 354.
355. 369. CIGNA p.
274. von
der Empfindung unterscheidet sie
auch FRANC GLISSON et
BAGLIVIUS de fibra motrice
et morbosa, p. 12. et FRID.
WINTER
p.
86.
(b) A. KüHN l. c. p. 12. etc.
(c) [Spaltenumbruch] prem. mem. p. 78. GAU-
BIUS
p.
66.
(d) v. GEUNS. pag. 30. 38.
Daß sie von einem zarten Flüssigen
herrühre. GAUBIUS p. 78.
(e) de Vita naturae.
(f) de ventriculo et intestin.
C. 7. p. 147. edit. Angl.
4.
Thieriſche Bewegung. XI. Buch.

Und ſo haben beruͤmte Maͤnner (a) recht, wenn ſie
die Emfindlichkeit von der Reizbarkeit unterſcheiden.

§. 11.
Man hat dieſer Kraft, ſich zuſammen zu ziehen, den
Namen der Reizbarkeit beigelegt.

Da alſo dieſe Kraft ſo wohl von der Elaſticitaet,
als auch von der, allen Faſern gemeinen todten Zuſam-
menziehungskraft, unterſchieden iſt, ſo ſcheinet ſelbige
uͤberhaupt eine beſondre Kraft auszumachen, welche einer
thieriſchen Faſer eigen iſt, und den Karakter einer ſolchen
Faſer zu beſtimmen, das Anſehn hat, daß man alſo ſagen
kann, es ſei eine jede Muſkelſaſer reizbar, und dagegen,
was reizbar iſt, iſt auch eine Muſkelfaſer (b). Sie
iſt aber eine fuͤr ſich ganz eigne Kraft (c), welche ſich
von einer jeden andern Kraft unterſcheidet, und die
man unter die Quellen der Bewegungen zaͤlen mus,
ob man ihre innere Urſache gleich nicht kennt. Sie
iſt den Faſern angeboren und weſentlich (d), und ſtroͤ-
met nicht von anders woher in ſie. Dieſe Kraft
hat verſchiedne Namen erhalten, und iſt zur Zeit in
ſo weit bekannt geworden, daß man ſie einiger maaßen
feſtgeſtellt, und beſtimmt hat. Es hat Franz Gliſſon,
der den geſammten Elementen der Koͤrper eine Bewe-
gungskraft (e) beilegt, auch unſre Kraft Reizbarkeit (f)
genannt, nicht aus der Urſache, weil ſie niemals ohne eine
Anreizung geſehen wird, ſondern darum; weil ſie nach
einer Reizung gewis erfolgt. Jndeſſen behauptet dieſer

be-
(a) [Spaltenumbruch] HOUSSET p. 347. 354.
355. 369. CIGNA p.
274. von
der Empfindung unterſcheidet ſie
auch FRANC GLISSON et
BAGLIVIUS de fibra motrice
et morboſa, p. 12. et FRID.
WINTER
p.
86.
(b) A. KüHN l. c. p. 12. etc.
(c) [Spaltenumbruch] prem. mem. p. 78. GAU-
BIUS
p.
66.
(d) v. GEUNS. pag. 30. 38.
Daß ſie von einem zarten Fluͤſſigen
herruͤhre. GAUBIUS p. 78.
(e) de Vita naturæ.
(f) de ventriculo et inteſtin.
C. 7. p. 147. edit. Angl.
4.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0052" n="34"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Thieri&#x017F;che Bewegung. <hi rendition="#aq">XI.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
          <p>Und &#x017F;o haben beru&#x0364;mte Ma&#x0364;nner <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HOUSSET</hi> p. 347. 354.<lb/>
355. 369. <hi rendition="#g">CIGNA</hi> p.</hi> 274. von<lb/>
der Empfindung unter&#x017F;cheidet &#x017F;ie<lb/>
auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">FRANC GLISSON</hi> et<lb/><hi rendition="#g">BAGLIVIUS</hi> de fibra motrice<lb/>
et morbo&#x017F;a, p. 12. et <hi rendition="#g">FRID.<lb/>
WINTER</hi> p.</hi> 86.</note> recht, wenn &#x017F;ie<lb/>
die Emfindlichkeit von der Reizbarkeit unter&#x017F;cheiden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 11.<lb/><hi rendition="#b">Man hat die&#x017F;er Kraft, &#x017F;ich zu&#x017F;ammen zu ziehen, den<lb/>
Namen der Reizbarkeit beigelegt.</hi></head><lb/>
          <p>Da al&#x017F;o die&#x017F;e Kraft &#x017F;o wohl von der Ela&#x017F;ticitaet,<lb/>
als auch von der, allen Fa&#x017F;ern gemeinen todten Zu&#x017F;am-<lb/>
menziehungskraft, unter&#x017F;chieden i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;cheinet &#x017F;elbige<lb/>
u&#x0364;berhaupt eine be&#x017F;ondre Kraft auszumachen, welche einer<lb/>
thieri&#x017F;chen Fa&#x017F;er eigen i&#x017F;t, und den Karakter einer &#x017F;olchen<lb/>
Fa&#x017F;er zu be&#x017F;timmen, das An&#x017F;ehn hat, daß man al&#x017F;o &#x017F;agen<lb/>
kann, es &#x017F;ei eine jede Mu&#x017F;kel&#x017F;a&#x017F;er reizbar, und dagegen,<lb/>
was reizbar i&#x017F;t, i&#x017F;t auch eine Mu&#x017F;kelfa&#x017F;er <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">A. <hi rendition="#g">KüHN</hi> l. c. p. 12. etc.</hi></note>. Sie<lb/>
i&#x017F;t aber eine fu&#x0364;r &#x017F;ich ganz eigne Kraft <note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#aq">prem. mem. p. 78. <hi rendition="#g">GAU-<lb/>
BIUS</hi> p.</hi> 66.</note>, welche &#x017F;ich<lb/>
von einer jeden andern Kraft unter&#x017F;cheidet, und die<lb/>
man unter die Quellen der Bewegungen za&#x0364;len mus,<lb/>
ob man ihre innere Ur&#x017F;ache gleich nicht kennt. Sie<lb/>
i&#x017F;t den Fa&#x017F;ern angeboren und we&#x017F;entlich <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">v. <hi rendition="#g">GEUNS.</hi> pag.</hi> 30. 38.<lb/>
Daß &#x017F;ie von einem zarten Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen<lb/>
herru&#x0364;hre. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">GAUBIUS</hi> p.</hi> 78.</note>, und &#x017F;tro&#x0364;-<lb/>
met nicht von anders woher in &#x017F;ie. Die&#x017F;e Kraft<lb/>
hat ver&#x017F;chiedne Namen erhalten, und i&#x017F;t zur Zeit in<lb/>
&#x017F;o weit bekannt geworden, daß man &#x017F;ie einiger maaßen<lb/>
fe&#x017F;tge&#x017F;tellt, und be&#x017F;timmt hat. Es hat Franz <hi rendition="#fr">Gli&#x017F;&#x017F;on,</hi><lb/>
der den ge&#x017F;ammten Elementen der Ko&#x0364;rper eine Bewe-<lb/>
gungskraft <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">de Vita naturæ.</hi></note> beilegt, auch un&#x017F;re Kraft <hi rendition="#fr">Reizbarkeit</hi> <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">de ventriculo et inte&#x017F;tin.<lb/>
C. 7. p. 147. edit. Angl.</hi> 4.</note><lb/>
genannt, nicht aus der Ur&#x017F;ache, weil &#x017F;ie niemals ohne eine<lb/>
Anreizung ge&#x017F;ehen wird, &#x017F;ondern darum; weil &#x017F;ie nach<lb/>
einer Reizung gewis erfolgt. Jnde&#x017F;&#x017F;en behauptet die&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0052] Thieriſche Bewegung. XI. Buch. Und ſo haben beruͤmte Maͤnner (a) recht, wenn ſie die Emfindlichkeit von der Reizbarkeit unterſcheiden. §. 11. Man hat dieſer Kraft, ſich zuſammen zu ziehen, den Namen der Reizbarkeit beigelegt. Da alſo dieſe Kraft ſo wohl von der Elaſticitaet, als auch von der, allen Faſern gemeinen todten Zuſam- menziehungskraft, unterſchieden iſt, ſo ſcheinet ſelbige uͤberhaupt eine beſondre Kraft auszumachen, welche einer thieriſchen Faſer eigen iſt, und den Karakter einer ſolchen Faſer zu beſtimmen, das Anſehn hat, daß man alſo ſagen kann, es ſei eine jede Muſkelſaſer reizbar, und dagegen, was reizbar iſt, iſt auch eine Muſkelfaſer (b). Sie iſt aber eine fuͤr ſich ganz eigne Kraft (c), welche ſich von einer jeden andern Kraft unterſcheidet, und die man unter die Quellen der Bewegungen zaͤlen mus, ob man ihre innere Urſache gleich nicht kennt. Sie iſt den Faſern angeboren und weſentlich (d), und ſtroͤ- met nicht von anders woher in ſie. Dieſe Kraft hat verſchiedne Namen erhalten, und iſt zur Zeit in ſo weit bekannt geworden, daß man ſie einiger maaßen feſtgeſtellt, und beſtimmt hat. Es hat Franz Gliſſon, der den geſammten Elementen der Koͤrper eine Bewe- gungskraft (e) beilegt, auch unſre Kraft Reizbarkeit (f) genannt, nicht aus der Urſache, weil ſie niemals ohne eine Anreizung geſehen wird, ſondern darum; weil ſie nach einer Reizung gewis erfolgt. Jndeſſen behauptet dieſer be- (a) HOUSSET p. 347. 354. 355. 369. CIGNA p. 274. von der Empfindung unterſcheidet ſie auch FRANC GLISSON et BAGLIVIUS de fibra motrice et morboſa, p. 12. et FRID. WINTER p. 86. (b) A. KüHN l. c. p. 12. etc. (c) prem. mem. p. 78. GAU- BIUS p. 66. (d) v. GEUNS. pag. 30. 38. Daß ſie von einem zarten Fluͤſſigen herruͤhre. GAUBIUS p. 78. (e) de Vita naturæ. (f) de ventriculo et inteſtin. C. 7. p. 147. edit. Angl. 4.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/52
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/52>, abgerufen am 30.12.2024.