Das Fühlen thut auf das Gedächtnis, wie ich mir vorstelle, keine sehr starke Eindrükke. Wenigstens stelle ich mir Schlösser und Berge leicht vor, und drükke sie in mein Gehirn ein. Doch kann ich mir abwesende Ergözzungen und Schmerzen nicht wieder vorstellen. Doch hiervon an einem andern Orte.
§. 4. Wirkungen des Fühlens auf den menschlichen Körper.
Ausser den Verhältnissen, welche die Beschaffenheiten der Körper zum Grunde haben, bringt das Fühlen auch noch Wollust, das Kizzeln, und den Schmerz in der Seele hervor.
Die Wollust ist, was das Fülen betrift, derjenige Zustand des Körpers, oder eines körperlichen Theils, welchen man gerne fortdauren wissen möchte. Nicht eine jede Wollust sezzt die Nerven sehr in Bewegung. Es ist beim Jukken angenem, wenn man sich krazzt, weil die blosse Haut gerieben wird; und eben dieses kann zu heftig wer- den. Man weis aus der Entdekkung des geliebten Hia- cinth Cretons, daß es Jnsekten giebt, die dieses Jukken erregen, die zugleich im Mehle, und in den Beulen der Kräzze wohnen, und mit ihrem Kriechen und Saugen, und wenn sie die Nerven der Haut anstechen, diese juk- kende Empfindung verursachen.
Heftiger und lebhafter sind die Wollüste, wenn die Wärzchen an den Theilen des menschlichen Körpers, die am empfindlichsten sind, gerieben werden. Um die Ent- zükkungen der Liebe nicht zu berühren, so stekken die Chi- neser einen Pinsel ins Ohr und drehen ihn darinn herum; dadurch machen sie sich eine lebhafte Empfindung, welche sie, nach der Wohlthat der Venus und der Ceres, für das dritte Göttergeschenke halten.
Die-
III. Abſchnitt. an ſich.
Das Fuͤhlen thut auf das Gedaͤchtnis, wie ich mir vorſtelle, keine ſehr ſtarke Eindruͤkke. Wenigſtens ſtelle ich mir Schloͤſſer und Berge leicht vor, und druͤkke ſie in mein Gehirn ein. Doch kann ich mir abweſende Ergoͤzzungen und Schmerzen nicht wieder vorſtellen. Doch hiervon an einem andern Orte.
§. 4. Wirkungen des Fuͤhlens auf den menſchlichen Koͤrper.
Auſſer den Verhaͤltniſſen, welche die Beſchaffenheiten der Koͤrper zum Grunde haben, bringt das Fuͤhlen auch noch Wolluſt, das Kizzeln, und den Schmerz in der Seele hervor.
Die Wolluſt iſt, was das Fuͤlen betrift, derjenige Zuſtand des Koͤrpers, oder eines koͤrperlichen Theils, welchen man gerne fortdauren wiſſen moͤchte. Nicht eine jede Wolluſt ſezzt die Nerven ſehr in Bewegung. Es iſt beim Jukken angenem, wenn man ſich krazzt, weil die bloſſe Haut gerieben wird; und eben dieſes kann zu heftig wer- den. Man weis aus der Entdekkung des geliebten Hia- cinth Cretons, daß es Jnſekten giebt, die dieſes Jukken erregen, die zugleich im Mehle, und in den Beulen der Kraͤzze wohnen, und mit ihrem Kriechen und Saugen, und wenn ſie die Nerven der Haut anſtechen, dieſe juk- kende Empfindung verurſachen.
Heftiger und lebhafter ſind die Wolluͤſte, wenn die Waͤrzchen an den Theilen des menſchlichen Koͤrpers, die am empfindlichſten ſind, gerieben werden. Um die Ent- zuͤkkungen der Liebe nicht zu beruͤhren, ſo ſtekken die Chi- neſer einen Pinſel ins Ohr und drehen ihn darinn herum; dadurch machen ſie ſich eine lebhafte Empfindung, welche ſie, nach der Wohlthat der Venus und der Ceres, fuͤr das dritte Goͤttergeſchenke halten.
Die-
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III. Abſchnitt. an ſich.
Das Fuͤhlen thut auf das Gedaͤchtnis, wie ich mir
vorſtelle, keine ſehr ſtarke Eindruͤkke. Wenigſtens ſtelle
ich mir Schloͤſſer und Berge leicht vor, und druͤkke ſie
in mein Gehirn ein. Doch kann ich mir abweſende
Ergoͤzzungen und Schmerzen nicht wieder vorſtellen.
Doch hiervon an einem andern Orte.
§. 4.
Wirkungen des Fuͤhlens auf den menſchlichen
Koͤrper.
Auſſer den Verhaͤltniſſen, welche die Beſchaffenheiten
der Koͤrper zum Grunde haben, bringt das Fuͤhlen auch
noch Wolluſt, das Kizzeln, und den Schmerz in der
Seele hervor.
Die Wolluſt iſt, was das Fuͤlen betrift, derjenige
Zuſtand des Koͤrpers, oder eines koͤrperlichen Theils,
welchen man gerne fortdauren wiſſen moͤchte. Nicht eine
jede Wolluſt ſezzt die Nerven ſehr in Bewegung. Es iſt
beim Jukken angenem, wenn man ſich krazzt, weil die bloſſe
Haut gerieben wird; und eben dieſes kann zu heftig wer-
den. Man weis aus der Entdekkung des geliebten Hia-
cinth Cretons, daß es Jnſekten giebt, die dieſes Jukken
erregen, die zugleich im Mehle, und in den Beulen der
Kraͤzze wohnen, und mit ihrem Kriechen und Saugen,
und wenn ſie die Nerven der Haut anſtechen, dieſe juk-
kende Empfindung verurſachen.
Heftiger und lebhafter ſind die Wolluͤſte, wenn die
Waͤrzchen an den Theilen des menſchlichen Koͤrpers, die
am empfindlichſten ſind, gerieben werden. Um die Ent-
zuͤkkungen der Liebe nicht zu beruͤhren, ſo ſtekken die Chi-
neſer einen Pinſel ins Ohr und drehen ihn darinn herum;
dadurch machen ſie ſich eine lebhafte Empfindung, welche
ſie, nach der Wohlthat der Venus und der Ceres, fuͤr das
dritte Goͤttergeſchenke halten.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/399>, abgerufen am 20.11.2024.
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