§. 15. Die Menge der vermehrten Ausdünstungs- materie.
Die erste Art, wie die Ausdünstung grösser wird, geschicht durch häufiges und warmes Getränke. Jch finde zwar darüber keinen Versuch; allein, es läst sich dieses leichtlich aus der rotwerdenden Haut, welche weich und loser wird, so, wie aus dem zarten und nässenden Dampfe erkennen, der aufs Theetrinken folgt, und vor dem Schweisse vorangeht.
Hiernächst gehören die Speisen hieher, und wer sich derselben enthält, wird gewis sehr wenig ausdünsten.
Wer des Abends nicht speiset, wird die Nacht darauf um den dritten Theil weniger ausdünsten (n). Da der berümte Home nicht des Abends as, so dünstete derselbe so wenig, daß er so gar an Gewichte zunahm (o), da er nach einer Leibesübung ungegessen zu Bette gieng. Das Fasten mindert die Ausdünstung einer einzigen Nacht um 22 Unzen (p), indem dasjenige auf 18 Unzen herab- gesezt wird, was 40 sein müste. Nach einem langen Fasten wird die Ausdünstung, wenn man dem Körper mit Speisen wieder etwas zu gute thut, um ein Pfund stärker (q*).
Gegentheils, da der berümte Rye acht und ein hal- bes Pfund innerhalb 24 Stunden verzeret hatte, so war seine Ausdünstung von einer Stunde vier Pfunde, acht Unzen, mitten im Winter (r). Ein andrer, der an Speise und Trank 7 Pfunde, 7 Unzen zu sich nahm, dün- stete 5 Unzen (s) aus, also 13 Unzen mehr, als Sancto- rius; von dem dennoch der berümte Secker(t) urtheilt, (q)
daß
(n)[Spaltenumbruch]SANCTORIUS Sect. IV. n. 20.
(o) Auf zwo Unzen, p. 250.
(p)SANCTOR. Sect. IV. n. 20.
(q*)S. III n. 71. Idem.
(r)pag. 297.
(s)pag. 260.
(t)n. 13.
(q)[Spaltenumbruch]Idem Sect. III. n. 2.
Das Gefuͤhl. XII. Buch.
§. 15. Die Menge der vermehrten Ausduͤnſtungs- materie.
Die erſte Art, wie die Ausduͤnſtung groͤſſer wird, geſchicht durch haͤufiges und warmes Getraͤnke. Jch finde zwar daruͤber keinen Verſuch; allein, es laͤſt ſich dieſes leichtlich aus der rotwerdenden Haut, welche weich und loſer wird, ſo, wie aus dem zarten und naͤſſenden Dampfe erkennen, der aufs Theetrinken folgt, und vor dem Schweiſſe vorangeht.
Hiernaͤchſt gehoͤren die Speiſen hieher, und wer ſich derſelben enthaͤlt, wird gewis ſehr wenig ausduͤnſten.
Wer des Abends nicht ſpeiſet, wird die Nacht darauf um den dritten Theil weniger ausduͤnſten (n). Da der beruͤmte Home nicht des Abends as, ſo duͤnſtete derſelbe ſo wenig, daß er ſo gar an Gewichte zunahm (o), da er nach einer Leibesuͤbung ungegeſſen zu Bette gieng. Das Faſten mindert die Ausduͤnſtung einer einzigen Nacht um 22 Unzen (p), indem dasjenige auf 18 Unzen herab- geſezt wird, was 40 ſein muͤſte. Nach einem langen Faſten wird die Ausduͤnſtung, wenn man dem Koͤrper mit Speiſen wieder etwas zu gute thut, um ein Pfund ſtaͤrker (q*).
Gegentheils, da der beruͤmte Rye acht und ein hal- bes Pfund innerhalb 24 Stunden verzeret hatte, ſo war ſeine Ausduͤnſtung von einer Stunde vier Pfunde, acht Unzen, mitten im Winter (r). Ein andrer, der an Speiſe und Trank 7 Pfunde, 7 Unzen zu ſich nahm, duͤn- ſtete 5 Unzen (s) aus, alſo 13 Unzen mehr, als Sancto- rius; von dem dennoch der beruͤmte Secker(t) urtheilt, (q)
daß
(n)[Spaltenumbruch]SANCTORIUS Sect. IV. n. 20.
(o) Auf zwo Unzen, p. 250.
(p)SANCTOR. Sect. IV. n. 20.
(q*)S. III n. 71. Idem.
(r)pag. 297.
(s)pag. 260.
(t)n. 13.
(q)[Spaltenumbruch]Idem Sect. III. n. 2.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0360"n="342"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Gefuͤhl. <hirendition="#aq">XII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 15.<lb/><hirendition="#b">Die Menge der vermehrten Ausduͤnſtungs-<lb/>
materie.</hi></head><lb/><p>Die erſte Art, wie die Ausduͤnſtung groͤſſer wird,<lb/>
geſchicht durch haͤufiges und warmes Getraͤnke. Jch<lb/>
finde zwar daruͤber keinen Verſuch; allein, es laͤſt ſich<lb/>
dieſes leichtlich aus der rotwerdenden Haut, welche weich<lb/>
und loſer wird, ſo, wie aus dem zarten und naͤſſenden<lb/>
Dampfe erkennen, der aufs Theetrinken folgt, und vor<lb/>
dem Schweiſſe vorangeht.</p><lb/><p>Hiernaͤchſt gehoͤren die Speiſen hieher, und wer ſich<lb/>
derſelben enthaͤlt, wird gewis ſehr wenig ausduͤnſten.</p><lb/><p>Wer des Abends nicht ſpeiſet, wird die Nacht darauf<lb/>
um den dritten Theil weniger ausduͤnſten <noteplace="foot"n="(n)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">SANCTORIUS</hi> Sect. IV.<lb/>
n.</hi> 20.</note>. Da der<lb/>
beruͤmte <hirendition="#fr">Home</hi> nicht des Abends as, ſo duͤnſtete derſelbe<lb/>ſo wenig, daß er ſo gar an Gewichte zunahm <noteplace="foot"n="(o)">Auf zwo Unzen, <hirendition="#aq">p.</hi> 250.</note>, da er<lb/>
nach einer Leibesuͤbung ungegeſſen zu Bette gieng. Das<lb/>
Faſten mindert die Ausduͤnſtung einer einzigen Nacht um<lb/>
22 Unzen <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">SANCTOR.</hi> Sect. IV.<lb/>
n.</hi> 20.</note>, indem dasjenige auf 18 Unzen herab-<lb/>
geſezt wird, was 40 ſein muͤſte. Nach einem langen<lb/>
Faſten wird die Ausduͤnſtung, wenn man dem Koͤrper<lb/>
mit Speiſen wieder etwas zu gute thut, um ein Pfund<lb/>ſtaͤrker <noteplace="foot"n="(q*)"><hirendition="#aq">S. III n. 71. Idem.</hi></note>.</p><lb/><p>Gegentheils, da der beruͤmte <hirendition="#fr">Rye</hi> acht und ein hal-<lb/>
bes Pfund innerhalb 24 Stunden verzeret hatte, ſo war<lb/>ſeine Ausduͤnſtung von einer Stunde vier Pfunde, acht<lb/>
Unzen, mitten im Winter <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">pag.</hi> 297.</note>. Ein andrer, der an<lb/>
Speiſe und Trank 7 Pfunde, 7 Unzen zu ſich nahm, duͤn-<lb/>ſtete 5 Unzen <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq">pag.</hi> 260.</note> aus, alſo 13 Unzen mehr, als <hirendition="#fr">Sancto-<lb/>
rius;</hi> von dem dennoch der beruͤmte <hirendition="#fr">Secker</hi><noteplace="foot"n="(t)"><hirendition="#aq">n.</hi> 13.</note> urtheilt,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">daß</fw><lb/><noteplace="foot"n="(q)"><cb/><hirendition="#aq">Idem Sect. III. n.</hi> 2.</note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[342/0360]
Das Gefuͤhl. XII. Buch.
§. 15.
Die Menge der vermehrten Ausduͤnſtungs-
materie.
Die erſte Art, wie die Ausduͤnſtung groͤſſer wird,
geſchicht durch haͤufiges und warmes Getraͤnke. Jch
finde zwar daruͤber keinen Verſuch; allein, es laͤſt ſich
dieſes leichtlich aus der rotwerdenden Haut, welche weich
und loſer wird, ſo, wie aus dem zarten und naͤſſenden
Dampfe erkennen, der aufs Theetrinken folgt, und vor
dem Schweiſſe vorangeht.
Hiernaͤchſt gehoͤren die Speiſen hieher, und wer ſich
derſelben enthaͤlt, wird gewis ſehr wenig ausduͤnſten.
Wer des Abends nicht ſpeiſet, wird die Nacht darauf
um den dritten Theil weniger ausduͤnſten (n). Da der
beruͤmte Home nicht des Abends as, ſo duͤnſtete derſelbe
ſo wenig, daß er ſo gar an Gewichte zunahm (o), da er
nach einer Leibesuͤbung ungegeſſen zu Bette gieng. Das
Faſten mindert die Ausduͤnſtung einer einzigen Nacht um
22 Unzen (p), indem dasjenige auf 18 Unzen herab-
geſezt wird, was 40 ſein muͤſte. Nach einem langen
Faſten wird die Ausduͤnſtung, wenn man dem Koͤrper
mit Speiſen wieder etwas zu gute thut, um ein Pfund
ſtaͤrker (q*).
Gegentheils, da der beruͤmte Rye acht und ein hal-
bes Pfund innerhalb 24 Stunden verzeret hatte, ſo war
ſeine Ausduͤnſtung von einer Stunde vier Pfunde, acht
Unzen, mitten im Winter (r). Ein andrer, der an
Speiſe und Trank 7 Pfunde, 7 Unzen zu ſich nahm, duͤn-
ſtete 5 Unzen (s) aus, alſo 13 Unzen mehr, als Sancto-
rius; von dem dennoch der beruͤmte Secker (t) urtheilt,
daß
(q)
(n)
SANCTORIUS Sect. IV.
n. 20.
(o) Auf zwo Unzen, p. 250.
(p) SANCTOR. Sect. IV.
n. 20.
(q*) S. III n. 71. Idem.
(r) pag. 297.
(s) pag. 260.
(t) n. 13.
(q)
Idem Sect. III. n. 2.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/360>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.