Die Haare sind zwar nicht überall mit der Haut ver- bunden, aber sie sind es doch an den meisten Stellen. Der Mensch ist, seiner Natur nach (h), ein haariges Thier, ganz voller Haare, auch am Gesichte, der Brust, und einem grossen Theile der Aerme und der Schenkel; und wenn irgendwo gar keine Haare sind, so scheinen sie an der Fussole, in der flachen Hand, und an der männlichen Ruthe zu felen. Gemeiniglich giebt man den Menschen für ein glattes Thier aus, weil seine Haare, einige gewisse Theile am Körper ausgenommen, kurz und weich sind; doch giebt es einige die rauh sind. Wir werden (i) rauh geboren, und es hat die schönste Frauensperson ein ganz rauhes Gesicht. Uebrigens ist der Mensch, um sich für den widrigen Winden und dem Regen besto besser zu schüzzen, an der Brust und dem Vorderleibe seines Körpers rauh (k). Thiere, denen der Regen auf den Rükken fällt, haben am Rükken längere Haare (l).
So oft diejenigen Haare, welche gemeiniglich kurz bleiben, am Menschen herauswachsen, und mit den Haaren der gemeiniglich rauhen Theile gleiche Länge bekommen, erblikkt man rauhe Menschen (m), bärtige Frauensper-
sonen
(h)[Spaltenumbruch]GLISSON de ventr. et intest. p. 54. Holl. Ausg. BOER- HAAVE praelect. T. III. p. 517. 528. Die vierfüßigen Thiere haben Haa- re, BUFFON hist. nat. T. II.
(i)BARTHOLIN Cent. 3. obs. 8. RUYSCH Thes. III. t. 2. Thes. V. n. 74. MALPIGH. posth. pag. 93. ROEDERER loc. cit. pag. 99. An einer früh- zeitigen Frucht, LEHMANN pag. 326. Einer vor einen Affen gehalten, LANGGUTH pilo- rum pars non ignob. An den [Spaltenumbruch]
Brüsten Haare, PANAROLUS V. obs. 37. Jm Angesichte einer schönen Frau, idem.
(k) Dennoch ein Mensch, dessen Rükken voller Haare war, MELLI Lancetta mis in pratica, p. 172.
(l)ARISTOT. hist. anim. L. II. c. 3.
(m) Ein ganz rauher Knabe, HILDAN Epist. Med. THO- RESBY topogr. of Leeds p. 601. ein haariges Mädchen, WELSCH episagm. obs. 96. BARTHO- LIN. anat. p. 452. Gent. I. hist. 42.
Ein
S 4
I. Abſchnitt. Werkzeug.
§. 17. Die Haare.
Die Haare ſind zwar nicht uͤberall mit der Haut ver- bunden, aber ſie ſind es doch an den meiſten Stellen. Der Menſch iſt, ſeiner Natur nach (h), ein haariges Thier, ganz voller Haare, auch am Geſichte, der Bruſt, und einem groſſen Theile der Aerme und der Schenkel; und wenn irgendwo gar keine Haare ſind, ſo ſcheinen ſie an der Fusſole, in der flachen Hand, und an der maͤnnlichen Ruthe zu felen. Gemeiniglich giebt man den Menſchen fuͤr ein glattes Thier aus, weil ſeine Haare, einige gewiſſe Theile am Koͤrper ausgenommen, kurz und weich ſind; doch giebt es einige die rauh ſind. Wir werden (i) rauh geboren, und es hat die ſchoͤnſte Frauensperſon ein ganz rauhes Geſicht. Uebrigens iſt der Menſch, um ſich fuͤr den widrigen Winden und dem Regen beſto beſſer zu ſchuͤzzen, an der Bruſt und dem Vorderleibe ſeines Koͤrpers rauh (k). Thiere, denen der Regen auf den Ruͤkken faͤllt, haben am Ruͤkken laͤngere Haare (l).
So oft diejenigen Haare, welche gemeiniglich kurz bleiben, am Menſchen herauswachſen, und mit den Haaren der gemeiniglich rauhen Theile gleiche Laͤnge bekommen, erblikkt man rauhe Menſchen (m), baͤrtige Frauensper-
ſonen
(h)[Spaltenumbruch]GLISSON de ventr. et inteſt. p. 54. Holl. Ausg. BOER- HAAVE prælect. T. III. p. 517. 528. Die vierfuͤßigen Thiere haben Haa- re, BUFFON hiſt. nat. T. II.
(i)BARTHOLIN Cent. 3. obſ. 8. RUYSCH Theſ. III. t. 2. Theſ. V. n. 74. MALPIGH. poſth. pag. 93. ROEDERER loc. cit. pag. 99. An einer fruͤh- zeitigen Frucht, LEHMANN pag. 326. Einer vor einen Affen gehalten, LANGGUTH pilo- rum pars non ignob. An den [Spaltenumbruch]
Bruͤſten Haare, PANAROLUS V. obſ. 37. Jm Angeſichte einer ſchoͤnen Frau, idem.
(k) Dennoch ein Menſch, deſſen Ruͤkken voller Haare war, MELLI Lancetta mis in pratica, p. 172.
(l)ARISTOT. hiſt. anim. L. II. c. 3.
(m) Ein ganz rauher Knabe, HILDAN Epiſt. Med. THO- RESBY topogr. of Leeds p. 601. ein haariges Maͤdchen, WELSCH epiſagm. obſ. 96. BARTHO- LIN. anat. p. 452. Gent. I. hiſt. 42.
Ein
S 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0297"n="279"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Abſchnitt. Werkzeug.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 17.<lb/><hirendition="#b">Die Haare.</hi></head><lb/><p>Die Haare ſind zwar nicht uͤberall mit der Haut ver-<lb/>
bunden, aber ſie ſind es doch an den meiſten Stellen. Der<lb/>
Menſch iſt, ſeiner Natur nach <noteplace="foot"n="(h)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">GLISSON</hi> de ventr. et<lb/>
inteſt. p.</hi> 54. Holl. Ausg. <hirendition="#aq">BOER-<lb/>
HAAVE prælect. T. III. p.</hi> 517. 528.<lb/>
Die vierfuͤßigen Thiere haben Haa-<lb/>
re, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">BUFFON</hi> hiſt. nat. T. II.</hi></note>, ein haariges Thier,<lb/>
ganz voller Haare, auch am Geſichte, der Bruſt, und<lb/>
einem groſſen Theile der Aerme und der Schenkel; und<lb/>
wenn irgendwo gar keine Haare ſind, ſo ſcheinen ſie an<lb/>
der Fusſole, in der flachen Hand, und an der maͤnnlichen<lb/>
Ruthe zu felen. Gemeiniglich giebt man den Menſchen<lb/>
fuͤr ein glattes Thier aus, weil ſeine Haare, einige gewiſſe<lb/>
Theile am Koͤrper ausgenommen, kurz und weich ſind;<lb/>
doch giebt es einige die rauh ſind. Wir werden <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">BARTHOLIN</hi> Cent. 3.<lb/>
obſ. 8. <hirendition="#g">RUYSCH</hi> Theſ. III. t. 2.<lb/>
Theſ. V. n. 74. <hirendition="#g">MALPIGH.</hi><lb/>
poſth. pag. 93. <hirendition="#g">ROEDERER</hi><lb/>
loc. cit. pag.</hi> 99. An einer fruͤh-<lb/>
zeitigen Frucht, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">LEHMANN</hi><lb/>
pag.</hi> 326. Einer vor einen Affen<lb/>
gehalten, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">LANGGUTH</hi> pilo-<lb/>
rum pars non ignob.</hi> An den<lb/><cb/>
Bruͤſten Haare, <hirendition="#aq">PANAROLUS V.<lb/>
obſ.</hi> 37. Jm Angeſichte einer<lb/>ſchoͤnen Frau, <hirendition="#aq">idem.</hi></note><lb/>
rauh geboren, und es hat die ſchoͤnſte Frauensperſon ein<lb/>
ganz rauhes Geſicht. Uebrigens iſt der Menſch, um<lb/>ſich fuͤr den widrigen Winden und dem Regen beſto beſſer<lb/>
zu ſchuͤzzen, an der Bruſt und dem Vorderleibe ſeines<lb/>
Koͤrpers rauh <noteplace="foot"n="(k)">Dennoch ein Menſch, deſſen<lb/>
Ruͤkken voller Haare war, <hirendition="#aq">MELLI<lb/>
Lancetta mis in pratica, p.</hi> 172.</note>. Thiere, denen der Regen auf den<lb/>
Ruͤkken faͤllt, haben am Ruͤkken laͤngere Haare <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">ARISTOT.</hi> hiſt. anim.<lb/>
L. II. c.</hi> 3.</note>.</p><lb/><p>So oft diejenigen Haare, welche gemeiniglich kurz<lb/>
bleiben, am Menſchen herauswachſen, und mit den Haaren<lb/>
der gemeiniglich rauhen Theile gleiche Laͤnge bekommen,<lb/>
erblikkt man rauhe Menſchen <notexml:id="f35"next="#f36"place="foot"n="(m)">Ein ganz rauher Knabe,<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">HILDAN</hi> Epiſt. Med. <hirendition="#g">THO-<lb/>
RESBY</hi> topogr. of Leeds p.</hi> 601.<lb/>
ein haariges Maͤdchen, <hirendition="#aq">WELSCH<lb/>
epiſagm. obſ. 96. <hirendition="#g">BARTHO-<lb/>
LIN.</hi> anat. p. 452. Gent. I. hiſt.</hi> 42.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ein</fw></note>, baͤrtige Frauensper-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">S 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſonen</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[279/0297]
I. Abſchnitt. Werkzeug.
§. 17.
Die Haare.
Die Haare ſind zwar nicht uͤberall mit der Haut ver-
bunden, aber ſie ſind es doch an den meiſten Stellen. Der
Menſch iſt, ſeiner Natur nach (h), ein haariges Thier,
ganz voller Haare, auch am Geſichte, der Bruſt, und
einem groſſen Theile der Aerme und der Schenkel; und
wenn irgendwo gar keine Haare ſind, ſo ſcheinen ſie an
der Fusſole, in der flachen Hand, und an der maͤnnlichen
Ruthe zu felen. Gemeiniglich giebt man den Menſchen
fuͤr ein glattes Thier aus, weil ſeine Haare, einige gewiſſe
Theile am Koͤrper ausgenommen, kurz und weich ſind;
doch giebt es einige die rauh ſind. Wir werden (i)
rauh geboren, und es hat die ſchoͤnſte Frauensperſon ein
ganz rauhes Geſicht. Uebrigens iſt der Menſch, um
ſich fuͤr den widrigen Winden und dem Regen beſto beſſer
zu ſchuͤzzen, an der Bruſt und dem Vorderleibe ſeines
Koͤrpers rauh (k). Thiere, denen der Regen auf den
Ruͤkken faͤllt, haben am Ruͤkken laͤngere Haare (l).
So oft diejenigen Haare, welche gemeiniglich kurz
bleiben, am Menſchen herauswachſen, und mit den Haaren
der gemeiniglich rauhen Theile gleiche Laͤnge bekommen,
erblikkt man rauhe Menſchen (m), baͤrtige Frauensper-
ſonen
(h)
GLISSON de ventr. et
inteſt. p. 54. Holl. Ausg. BOER-
HAAVE prælect. T. III. p. 517. 528.
Die vierfuͤßigen Thiere haben Haa-
re, BUFFON hiſt. nat. T. II.
(i) BARTHOLIN Cent. 3.
obſ. 8. RUYSCH Theſ. III. t. 2.
Theſ. V. n. 74. MALPIGH.
poſth. pag. 93. ROEDERER
loc. cit. pag. 99. An einer fruͤh-
zeitigen Frucht, LEHMANN
pag. 326. Einer vor einen Affen
gehalten, LANGGUTH pilo-
rum pars non ignob. An den
Bruͤſten Haare, PANAROLUS V.
obſ. 37. Jm Angeſichte einer
ſchoͤnen Frau, idem.
(k) Dennoch ein Menſch, deſſen
Ruͤkken voller Haare war, MELLI
Lancetta mis in pratica, p. 172.
(l) ARISTOT. hiſt. anim.
L. II. c. 3.
(m) Ein ganz rauher Knabe,
HILDAN Epiſt. Med. THO-
RESBY topogr. of Leeds p. 601.
ein haariges Maͤdchen, WELSCH
epiſagm. obſ. 96. BARTHO-
LIN. anat. p. 452. Gent. I. hiſt. 42.
Ein
S 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/297>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.