an Vögeln (i), sonderlich aber am Menschen, den Arm vom Leibe entfernt, und mitten zwischen das Brustbein und das Schulterblat einen Knochen eingerükkt. Dieser Knochen ist an Thieren gar nicht vorhanden (k), welche schlechtweg gehen, nicht sehr klettern, noch mit den Hän- den die Speise ergreifen. Man siehet leicht, daß auf sol- che Weise die Aerme freier werden, und daß sie nunmehr einen ganzen Zirkel beschreiben können, welchen sie aber ohne das Schlüsselbein nicht beschreiben könnten.
§. 38. Die Scheiden der langen Muskeln.
Ob in den langen Muskeln gleich nicht eine Faser (l) sondern viele nach der Reihe verbundene Fasern, in eine einzige lange Faser zusammen wachsen, so konnte doch die Kette der Fasern nicht anders, als schwach (m) sein, und von der geringsten Kraft bewegt werden, wofern die Dikke derselben zur Länge fast ganz und gar kein Verhältnis hat. Es ist aber vieler Ursachen wegen viel daran gelegen, daß sich diese Fasern nicht beugen lassen, indem die Beugung an den geraden Muskeln des Bauches, den Bauch nur erweitern würde, welcher doch von den gesammten Bauch- muskeln verengert werden sollte. Es muste aber auch an den übrigen Muskeln das Beugen verhütet werden, weil eine gebogene Faser überhaupt länger wird, und sich aus
einer
[Spaltenumbruch]Opassum, descr. COWPERI. Der Maulwurf, CHESELDEN T. 2. 4. Der Affe, MEYER tab. 13. 14. CHESELDEN in icon. ad introductionem. TY- SON p. 68. Der Bär, MEYER tab. 27. CHESELDEN ad c. 4.
(i)FABRIC. de gressu p. 64. ALDROVANDUS or- nithol. p. 311. Folglich hat der Mensch nicht allein zween, wie PLINIUS XI. c. 8. sagt, khleides ut RUFUS appell. L. I. p. 29.
(k)[Spaltenumbruch]
Jm Geschlechte der Hunde, Kazzen, Jltisse, Schweine, der wiederkäuenden, der Pferde, Ele- fanten, Eidechsen. Die Schlüs- selbeine am Krokodile, obs. de math. et de phys. p. 39. Am Kamä- leon scheinen die Schlüsselbeine den Parisern vielmehr Schulter- blätter zu sein. Siehe die Kupfer vom Krokodille tab. 3. und vom Kamäleon, tab. 6. beim CHE- SELDEN.
(l)p. 410. 411.
(m)p. 410.
G 3
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
an Voͤgeln (i), ſonderlich aber am Menſchen, den Arm vom Leibe entfernt, und mitten zwiſchen das Bruſtbein und das Schulterblat einen Knochen eingeruͤkkt. Dieſer Knochen iſt an Thieren gar nicht vorhanden (k), welche ſchlechtweg gehen, nicht ſehr klettern, noch mit den Haͤn- den die Speiſe ergreifen. Man ſiehet leicht, daß auf ſol- che Weiſe die Aerme freier werden, und daß ſie nunmehr einen ganzen Zirkel beſchreiben koͤnnen, welchen ſie aber ohne das Schluͤſſelbein nicht beſchreiben koͤnnten.
§. 38. Die Scheiden der langen Muſkeln.
Ob in den langen Muſkeln gleich nicht eine Faſer (l) ſondern viele nach der Reihe verbundene Faſern, in eine einzige lange Faſer zuſammen wachſen, ſo konnte doch die Kette der Faſern nicht anders, als ſchwach (m) ſein, und von der geringſten Kraft bewegt werden, wofern die Dikke derſelben zur Laͤnge faſt ganz und gar kein Verhaͤltnis hat. Es iſt aber vieler Urſachen wegen viel daran gelegen, daß ſich dieſe Faſern nicht beugen laſſen, indem die Beugung an den geraden Muſkeln des Bauches, den Bauch nur erweitern wuͤrde, welcher doch von den geſammten Bauch- muſkeln verengert werden ſollte. Es muſte aber auch an den uͤbrigen Muſkeln das Beugen verhuͤtet werden, weil eine gebogene Faſer uͤberhaupt laͤnger wird, und ſich aus
einer
[Spaltenumbruch]Opaſſum, deſcr. COWPERI. Der Maulwurf, CHESELDEN T. 2. 4. Der Affe, MEYER tab. 13. 14. CHESELDEN in icon. ad introductionem. TY- SON p. 68. Der Baͤr, MEYER tab. 27. CHESELDEN ad c. 4.
(i)FABRIC. de greſſu p. 64. ALDROVANDUS or- nithol. p. 311. Folglich hat der Menſch nicht allein zween, wie PLINIUS XI. c. 8. ſagt, χλειδες ut RUFUS appell. L. I. p. 29.
(k)[Spaltenumbruch]
Jm Geſchlechte der Hunde, Kazzen, Jltiſſe, Schweine, der wiederkaͤuenden, der Pferde, Ele- fanten, Eidechſen. Die Schluͤſ- ſelbeine am Krokodile, obſ. de math. et de phyſ. p. 39. Am Kamaͤ- leon ſcheinen die Schluͤſſelbeine den Pariſern vielmehr Schulter- blaͤtter zu ſein. Siehe die Kupfer vom Krokodille tab. 3. und vom Kamaͤleon, tab. 6. beim CHE- SELDEN.
(l)p. 410. 411.
(m)p. 410.
G 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0119"n="101"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Abſchnitt. Erſcheinungen.</hi></fw><lb/>
an Voͤgeln <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">FABRIC.</hi> de greſſu p.<lb/>
64. <hirendition="#g">ALDROVANDUS</hi> or-<lb/>
nithol. p.</hi> 311. Folglich hat der<lb/>
Menſch nicht allein zween, wie<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">PLINIUS</hi> XI. c.</hi> 8. ſagt, χλειδες<lb/><hirendition="#aq">ut <hirendition="#g">RUFUS</hi> appell. L. I. p.</hi> 29.</note>, ſonderlich aber am Menſchen, den Arm<lb/>
vom Leibe entfernt, und mitten zwiſchen das Bruſtbein<lb/>
und das Schulterblat einen Knochen eingeruͤkkt. Dieſer<lb/>
Knochen iſt an Thieren gar nicht vorhanden <noteplace="foot"n="(k)"><cb/>
Jm Geſchlechte der Hunde,<lb/>
Kazzen, Jltiſſe, Schweine, der<lb/>
wiederkaͤuenden, der Pferde, Ele-<lb/>
fanten, Eidechſen. Die Schluͤſ-<lb/>ſelbeine am Krokodile, <hirendition="#aq">obſ. de<lb/>
math. et de phyſ. p.</hi> 39. Am Kamaͤ-<lb/>
leon ſcheinen die Schluͤſſelbeine<lb/>
den Pariſern vielmehr Schulter-<lb/>
blaͤtter zu ſein. Siehe die Kupfer<lb/>
vom Krokodille <hirendition="#aq">tab.</hi> 3. und vom<lb/>
Kamaͤleon, <hirendition="#aq">tab.</hi> 6. beim <hirendition="#aq"><hirendition="#g">CHE-<lb/>
SELDEN.</hi></hi></note>, welche<lb/>ſchlechtweg gehen, nicht ſehr klettern, noch mit den Haͤn-<lb/>
den die Speiſe ergreifen. Man ſiehet leicht, daß auf ſol-<lb/>
che Weiſe die Aerme freier werden, und daß ſie nunmehr<lb/>
einen ganzen Zirkel beſchreiben koͤnnen, welchen ſie aber<lb/>
ohne das Schluͤſſelbein nicht beſchreiben koͤnnten.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 38.<lb/>
Die Scheiden der langen Muſkeln.</head><lb/><p>Ob in den langen Muſkeln gleich nicht eine Faſer <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">p.</hi> 410. 411.</note><lb/>ſondern viele nach der Reihe verbundene Faſern, in eine<lb/>
einzige lange Faſer zuſammen wachſen, ſo konnte doch die<lb/>
Kette der Faſern nicht anders, als ſchwach <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">p.</hi> 410.</note>ſein, und<lb/>
von der geringſten Kraft bewegt werden, wofern die Dikke<lb/>
derſelben zur Laͤnge faſt ganz und gar kein Verhaͤltnis hat.<lb/>
Es iſt aber vieler Urſachen wegen viel daran gelegen, daß<lb/>ſich dieſe Faſern nicht beugen laſſen, indem die Beugung<lb/>
an den geraden Muſkeln des Bauches, den Bauch nur<lb/>
erweitern wuͤrde, welcher doch von den geſammten Bauch-<lb/>
muſkeln verengert werden ſollte. Es muſte aber auch an<lb/>
den uͤbrigen Muſkeln das Beugen verhuͤtet werden, weil<lb/>
eine gebogene Faſer uͤberhaupt laͤnger wird, und ſich aus<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">einer</fw><lb/><notexml:id="f18"prev="#f17"place="foot"n="(h)"><cb/><hirendition="#aq">Opaſſum, deſcr. <hirendition="#g">COWPERI.</hi></hi><lb/>
Der Maulwurf, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">CHESELDEN</hi><lb/>
T.</hi> 2. 4. Der Affe, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">MEYER</hi><lb/>
tab. 13. 14. <hirendition="#g">CHESELDEN</hi><lb/>
in icon. ad introductionem. TY-<lb/>
SON p.</hi> 68. Der Baͤr, <hirendition="#aq">MEYER<lb/>
tab. 27. CHESELDEN ad c.</hi> 4.</note><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[101/0119]
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
an Voͤgeln (i), ſonderlich aber am Menſchen, den Arm
vom Leibe entfernt, und mitten zwiſchen das Bruſtbein
und das Schulterblat einen Knochen eingeruͤkkt. Dieſer
Knochen iſt an Thieren gar nicht vorhanden (k), welche
ſchlechtweg gehen, nicht ſehr klettern, noch mit den Haͤn-
den die Speiſe ergreifen. Man ſiehet leicht, daß auf ſol-
che Weiſe die Aerme freier werden, und daß ſie nunmehr
einen ganzen Zirkel beſchreiben koͤnnen, welchen ſie aber
ohne das Schluͤſſelbein nicht beſchreiben koͤnnten.
§. 38.
Die Scheiden der langen Muſkeln.
Ob in den langen Muſkeln gleich nicht eine Faſer (l)
ſondern viele nach der Reihe verbundene Faſern, in eine
einzige lange Faſer zuſammen wachſen, ſo konnte doch die
Kette der Faſern nicht anders, als ſchwach (m) ſein, und
von der geringſten Kraft bewegt werden, wofern die Dikke
derſelben zur Laͤnge faſt ganz und gar kein Verhaͤltnis hat.
Es iſt aber vieler Urſachen wegen viel daran gelegen, daß
ſich dieſe Faſern nicht beugen laſſen, indem die Beugung
an den geraden Muſkeln des Bauches, den Bauch nur
erweitern wuͤrde, welcher doch von den geſammten Bauch-
muſkeln verengert werden ſollte. Es muſte aber auch an
den uͤbrigen Muſkeln das Beugen verhuͤtet werden, weil
eine gebogene Faſer uͤberhaupt laͤnger wird, und ſich aus
einer
(h)
(i) FABRIC. de greſſu p.
64. ALDROVANDUS or-
nithol. p. 311. Folglich hat der
Menſch nicht allein zween, wie
PLINIUS XI. c. 8. ſagt, χλειδες
ut RUFUS appell. L. I. p. 29.
(k)
Jm Geſchlechte der Hunde,
Kazzen, Jltiſſe, Schweine, der
wiederkaͤuenden, der Pferde, Ele-
fanten, Eidechſen. Die Schluͤſ-
ſelbeine am Krokodile, obſ. de
math. et de phyſ. p. 39. Am Kamaͤ-
leon ſcheinen die Schluͤſſelbeine
den Pariſern vielmehr Schulter-
blaͤtter zu ſein. Siehe die Kupfer
vom Krokodille tab. 3. und vom
Kamaͤleon, tab. 6. beim CHE-
SELDEN.
(l) p. 410. 411.
(m) p. 410.
(h)
Opaſſum, deſcr. COWPERI.
Der Maulwurf, CHESELDEN
T. 2. 4. Der Affe, MEYER
tab. 13. 14. CHESELDEN
in icon. ad introductionem. TY-
SON p. 68. Der Baͤr, MEYER
tab. 27. CHESELDEN ad c. 4.
G 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/119>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.