andre sehen ohne Augen, mit eben den Werkzeugen, wo- mit sie Dinge betasten (g). Folglich ist ein Theil eines und eben desselben Nervens zu Bewegungen, und der an- dre auch zu verschiednen Sinnen geschikkt.
Da ferner die markige und nervige Fasern, so weit das Vergrösserungsglas zureicht, vom öbersten bis zum untersten unterschieden (h), und blos durch die Bänder- chen des Fadengewebes zusammengehängt sind; und oh- ne diesem Bau die Art nicht verstanden werden kann, wie sich die genauen Unterschiede der an den kleinsten Theil- chen geschehenen Empfindungen, z. E. an den Augen, ohne Verwirrung der Seele vorstellen lassen; so würden wir unrecht thun, zu behaupten, daß sich die Nervenfa- sern oder Markfasern irgendwo anhingen.
Aus diesem Grunde gebe ich alle Hoffnung zu einer mechanischen Erklärung auf, und verlasse mich nur auf die Wahrheit der Erscheinungen (i). Findet man ein Belieben daran, wizzige Hipothesen zu lesen, so besehe man die Hookische(k), die Hartleyische(l) und die zierliche Hipothese des berühmten Bonnets(m).
§. 9. Die Vergessenheit.
Auch hierbei treffen wir einen reichen und unermesli- chen Vorrath von den Spuren an (n). Diejenigen, wel- che darüber Berechnungen anstellen wollen, haben kaum Zahlen, die hinreichend wären, finden können (o). R. Hooke nimmt an, daß sich innerhalb einer Secunde (p), eine Jdee formiren könne. Allein dieses gehet innerhalb
vier-
(g)[Spaltenumbruch]
Polipen, und ihre Abschnit- te folgen dem Lichte nach SCHAEF- FER Armpolyp. p. 30. 55.
(h)L. X. p. 188.
(i)Conf. WOLF. l. c. p. 64. 65. IURIN ad SMITH not. 171.
(k)Posth. o. 140 &c.
(l)Prop. 10. p. 680.
(m)[Spaltenumbruch]pag. 378. &c.
(n) Richtig nach dem CAESAL- PINUS quaest. peripat. pag. 116. Ferner CLAUDINUS im eignen Buche.
(o)THEODORIG. Chir. pag. 195. Conf. L. X. p. 397.
(p)Posth. p. 143.
Der Verſtand. XVII. Buch.
andre ſehen ohne Augen, mit eben den Werkzeugen, wo- mit ſie Dinge betaſten (g). Folglich iſt ein Theil eines und eben deſſelben Nervens zu Bewegungen, und der an- dre auch zu verſchiednen Sinnen geſchikkt.
Da ferner die markige und nervige Faſern, ſo weit das Vergroͤſſerungsglas zureicht, vom oͤberſten bis zum unterſten unterſchieden (h), und blos durch die Baͤnder- chen des Fadengewebes zuſammengehaͤngt ſind; und oh- ne dieſem Bau die Art nicht verſtanden werden kann, wie ſich die genauen Unterſchiede der an den kleinſten Theil- chen geſchehenen Empfindungen, z. E. an den Augen, ohne Verwirrung der Seele vorſtellen laſſen; ſo wuͤrden wir unrecht thun, zu behaupten, daß ſich die Nervenfa- ſern oder Markfaſern irgendwo anhingen.
Aus dieſem Grunde gebe ich alle Hoffnung zu einer mechaniſchen Erklaͤrung auf, und verlaſſe mich nur auf die Wahrheit der Erſcheinungen (i). Findet man ein Belieben daran, wizzige Hipotheſen zu leſen, ſo beſehe man die Hookiſche(k), die Hartleyiſche(l) und die zierliche Hipotheſe des beruͤhmten Bonnets(m).
§. 9. Die Vergeſſenheit.
Auch hierbei treffen wir einen reichen und unermesli- chen Vorrath von den Spuren an (n). Diejenigen, wel- che daruͤber Berechnungen anſtellen wollen, haben kaum Zahlen, die hinreichend waͤren, finden koͤnnen (o). R. Hooke nimmt an, daß ſich innerhalb einer Secunde (p), eine Jdee formiren koͤnne. Allein dieſes gehet innerhalb
vier-
(g)[Spaltenumbruch]
Polipen, und ihre Abſchnit- te folgen dem Lichte nach SCHÆF- FER Armpolyp. p. 30. 55.
(h)L. X. p. 188.
(i)Conf. WOLF. l. c. p. 64. 65. IURIN ad SMITH not. 171.
(k)Poſth. o. 140 &c.
(l)Prop. 10. p. 680.
(m)[Spaltenumbruch]pag. 378. &c.
(n) Richtig nach dem CÆSAL- PINUS quæſt. peripat. pag. 116. Ferner CLAUDINUS im eignen Buche.
(o)THEODORIG. Chir. pag. 195. Conf. L. X. p. 397.
(p)Poſth. p. 143.
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Der Verſtand. XVII. Buch.
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mit ſie Dinge betaſten (g). Folglich iſt ein Theil eines
und eben deſſelben Nervens zu Bewegungen, und der an-
dre auch zu verſchiednen Sinnen geſchikkt.
Da ferner die markige und nervige Faſern, ſo weit
das Vergroͤſſerungsglas zureicht, vom oͤberſten bis zum
unterſten unterſchieden (h), und blos durch die Baͤnder-
chen des Fadengewebes zuſammengehaͤngt ſind; und oh-
ne dieſem Bau die Art nicht verſtanden werden kann, wie
ſich die genauen Unterſchiede der an den kleinſten Theil-
chen geſchehenen Empfindungen, z. E. an den Augen,
ohne Verwirrung der Seele vorſtellen laſſen; ſo wuͤrden
wir unrecht thun, zu behaupten, daß ſich die Nervenfa-
ſern oder Markfaſern irgendwo anhingen.
Aus dieſem Grunde gebe ich alle Hoffnung zu einer
mechaniſchen Erklaͤrung auf, und verlaſſe mich nur auf
die Wahrheit der Erſcheinungen (i). Findet man ein
Belieben daran, wizzige Hipotheſen zu leſen, ſo beſehe
man die Hookiſche (k), die Hartleyiſche (l) und die
zierliche Hipotheſe des beruͤhmten Bonnets (m).
§. 9.
Die Vergeſſenheit.
Auch hierbei treffen wir einen reichen und unermesli-
chen Vorrath von den Spuren an (n). Diejenigen, wel-
che daruͤber Berechnungen anſtellen wollen, haben kaum
Zahlen, die hinreichend waͤren, finden koͤnnen (o). R.
Hooke nimmt an, daß ſich innerhalb einer Secunde (p),
eine Jdee formiren koͤnne. Allein dieſes gehet innerhalb
vier-
(g)
Polipen, und ihre Abſchnit-
te folgen dem Lichte nach SCHÆF-
FER Armpolyp. p. 30. 55.
(h) L. X. p. 188.
(i) Conf. WOLF. l. c. p. 64. 65.
IURIN ad SMITH not. 171.
(k) Poſth. o. 140 &c.
(l) Prop. 10. p. 680.
(m)
pag. 378. &c.
(n) Richtig nach dem CÆSAL-
PINUS quæſt. peripat. pag. 116.
Ferner CLAUDINUS im eignen
Buche.
(o) THEODORIG. Chir. pag.
195. Conf. L. X. p. 397.
(p) Poſth. p. 143.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1070. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1088>, abgerufen am 21.12.2024.
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