Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Sehen. XVI. Buch.

Stärker vergrössert, das vom Lieberkühn erfundene
Sonnenmikroskop (g). Jch habe dadurch Blutkügel-
chen von der Grösse der Erbsen gesehen, nur daß es am
Regenbogen machen, und nicht hell gnug strahlenden
Umfange einen Fehler hat.

Wie klein übrigens Dinge sind, welche man mit Hül-
fe eines Mikroskops unterscheiden kann, läst sich schon
aus eben diesen Kräften schäzzen, welche um eine Million
mal vergrössern (h), und da wir mit einem blossen Auge
Körper sehen können, die nicht länger als (i) eines
Zolles lang sind, so werden wir durch ein Vergrösserungs-
glaß, Körper sehen, die nicht länger sind, als
eben desselben Zolles, oder eine Oberfläche sehen, die
gleich ist 1. 584. 000 000 000 000 Theils eines Qua-
drat-Fusses (k). Doch es lassen sich durch ein Lieber-
kühnsches
Mikroskop, noch viel kleinere Körper deutlich
machen, ob ich gleich das Maaß derselben nicht mit hin-
zu füge.

§. 20.
Die innerlichen Veränderungen des Auges.

Die meisten Phisiologisten, und besonders diejenigen,
welche ausserdem noch in der Mathesie unterrichtet wa-
ren, glauben, die Natur habe einigermassen ein Mittel
dem Auge selbst anerschaffen, wodurch man dem weiten
und kurzen Gesichte zu Hülfe kommen könne. Sie habe
nemlich in Menschen, in den vierfüßigen Thieren, und
in den Fischen die Augen dergestalt geschaffen, daß sie sich
durch ihre eigene angebohrne Kräfte, so verändern lassen
könnten, daß sich dergleichen Auge sowol zum deutlichen
Beschauen der nahen, als der entfernten Dinge, beque-
men könne.

Ueber-
(g) [Spaltenumbruch] ADAMS l. c.
(h) a TURRE Ad. 71 583, 750.
IOBLOT descript. des microscop.
Ad. 16, 003, 008 plum. PUGET
pag.
103.
(i) [Spaltenumbruch] pag. 476. 477. 478.
(k) Bis ,
eben dieses Maasses Cl. WIN-
TRINGHAM inquiry. p.
304.
Das Sehen. XVI. Buch.

Staͤrker vergroͤſſert, das vom Lieberkuͤhn erfundene
Sonnenmikroſkop (g). Jch habe dadurch Blutkuͤgel-
chen von der Groͤſſe der Erbſen geſehen, nur daß es am
Regenbogen machen, und nicht hell gnug ſtrahlenden
Umfange einen Fehler hat.

Wie klein uͤbrigens Dinge ſind, welche man mit Huͤl-
fe eines Mikroſkops unterſcheiden kann, laͤſt ſich ſchon
aus eben dieſen Kraͤften ſchaͤzzen, welche um eine Million
mal vergroͤſſern (h), und da wir mit einem bloſſen Auge
Koͤrper ſehen koͤnnen, die nicht laͤnger als (i) eines
Zolles lang ſind, ſo werden wir durch ein Vergroͤſſerungs-
glaß, Koͤrper ſehen, die nicht laͤnger ſind, als
eben deſſelben Zolles, oder eine Oberflaͤche ſehen, die
gleich iſt 1. 584. 000 000 000 000 Theils eines Qua-
drat-Fuſſes (k). Doch es laſſen ſich durch ein Lieber-
kuͤhnſches
Mikroſkop, noch viel kleinere Koͤrper deutlich
machen, ob ich gleich das Maaß derſelben nicht mit hin-
zu fuͤge.

§. 20.
Die innerlichen Veraͤnderungen des Auges.

Die meiſten Phiſiologiſten, und beſonders diejenigen,
welche auſſerdem noch in der Matheſie unterrichtet wa-
ren, glauben, die Natur habe einigermaſſen ein Mittel
dem Auge ſelbſt anerſchaffen, wodurch man dem weiten
und kurzen Geſichte zu Huͤlfe kommen koͤnne. Sie habe
nemlich in Menſchen, in den vierfuͤßigen Thieren, und
in den Fiſchen die Augen dergeſtalt geſchaffen, daß ſie ſich
durch ihre eigene angebohrne Kraͤfte, ſo veraͤndern laſſen
koͤnnten, daß ſich dergleichen Auge ſowol zum deutlichen
Beſchauen der nahen, als der entfernten Dinge, beque-
men koͤnne.

Ueber-
(g) [Spaltenumbruch] ADAMS l. c.
(h) a TURRE Ad. 71 583, 750.
IOBLOT deſcript. des microſcop.
Ad. 16, 003, 008 plum. PUGET
pag.
103.
(i) [Spaltenumbruch] pag. 476. 477. 478.
(k) Bis ,
eben dieſes Maaſſes Cl. WIN-
TRINGHAM inquiry. p.
304.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f1028" n="1010"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Sehen. <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
            <p>Sta&#x0364;rker vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert, das vom <hi rendition="#fr">Lieberku&#x0364;hn</hi> erfundene<lb/>
Sonnenmikro&#x017F;kop <note place="foot" n="(g)"><cb/><hi rendition="#aq">ADAMS l. c.</hi></note>. Jch habe dadurch Blutku&#x0364;gel-<lb/>
chen von der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Erb&#x017F;en ge&#x017F;ehen, nur daß es am<lb/>
Regenbogen machen, und nicht hell gnug &#x017F;trahlenden<lb/>
Umfange einen Fehler hat.</p><lb/>
            <p>Wie klein u&#x0364;brigens Dinge &#x017F;ind, welche man mit Hu&#x0364;l-<lb/>
fe eines Mikro&#x017F;kops unter&#x017F;cheiden kann, la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich &#x017F;chon<lb/>
aus eben die&#x017F;en Kra&#x0364;ften &#x017F;cha&#x0364;zzen, welche um eine Million<lb/>
mal vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">a TURRE Ad. 71 583, 750.<lb/>
IOBLOT de&#x017F;cript. des micro&#x017F;cop.<lb/>
Ad. 16, 003, 008 plum. PUGET<lb/>
pag.</hi> 103.</note>, und da wir mit einem blo&#x017F;&#x017F;en Auge<lb/>
Ko&#x0364;rper &#x017F;ehen ko&#x0364;nnen, die nicht la&#x0364;nger als <formula notation="TeX">\frac{1}{2700}</formula> <note place="foot" n="(i)"><cb/><hi rendition="#aq">pag.</hi> 476. 477. 478.</note> eines<lb/>
Zolles lang &#x017F;ind, &#x017F;o werden wir durch ein Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungs-<lb/>
glaß, Ko&#x0364;rper &#x017F;ehen, die nicht la&#x0364;nger &#x017F;ind, als <formula notation="TeX">\frac{1}{720000}</formula><lb/>
eben de&#x017F;&#x017F;elben Zolles, oder eine Oberfla&#x0364;che &#x017F;ehen, die<lb/>
gleich i&#x017F;t 1. 584. 000 000 000 000 Theils eines Qua-<lb/>
drat-Fu&#x017F;&#x017F;es <note place="foot" n="(k)">Bis <formula notation="TeX">\frac{1}{4,000,000,000,000}</formula>,<lb/>
eben die&#x017F;es Maa&#x017F;&#x017F;es <hi rendition="#aq">Cl. WIN-<lb/>
TRINGHAM inquiry. p.</hi> 304.</note>. Doch es la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich durch ein <hi rendition="#fr">Lieber-<lb/>
ku&#x0364;hn&#x017F;ches</hi> Mikro&#x017F;kop, noch viel kleinere Ko&#x0364;rper deutlich<lb/>
machen, ob ich gleich das Maaß der&#x017F;elben nicht mit hin-<lb/>
zu fu&#x0364;ge.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 20.<lb/>
Die innerlichen Vera&#x0364;nderungen des Auges.</head><lb/>
            <p>Die mei&#x017F;ten Phi&#x017F;iologi&#x017F;ten, und be&#x017F;onders diejenigen,<lb/>
welche au&#x017F;&#x017F;erdem noch in der Mathe&#x017F;ie unterrichtet wa-<lb/>
ren, glauben, die Natur habe einigerma&#x017F;&#x017F;en ein Mittel<lb/>
dem Auge &#x017F;elb&#x017F;t aner&#x017F;chaffen, wodurch man dem weiten<lb/>
und kurzen Ge&#x017F;ichte zu Hu&#x0364;lfe kommen ko&#x0364;nne. Sie habe<lb/>
nemlich in Men&#x017F;chen, in den vierfu&#x0364;ßigen Thieren, und<lb/>
in den Fi&#x017F;chen die Augen derge&#x017F;talt ge&#x017F;chaffen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
durch ihre eigene angebohrne Kra&#x0364;fte, &#x017F;o vera&#x0364;ndern la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ko&#x0364;nnten, daß &#x017F;ich dergleichen Auge &#x017F;owol zum deutlichen<lb/>
Be&#x017F;chauen der nahen, als der entfernten Dinge, beque-<lb/>
men ko&#x0364;nne.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ueber-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1010/1028] Das Sehen. XVI. Buch. Staͤrker vergroͤſſert, das vom Lieberkuͤhn erfundene Sonnenmikroſkop (g). Jch habe dadurch Blutkuͤgel- chen von der Groͤſſe der Erbſen geſehen, nur daß es am Regenbogen machen, und nicht hell gnug ſtrahlenden Umfange einen Fehler hat. Wie klein uͤbrigens Dinge ſind, welche man mit Huͤl- fe eines Mikroſkops unterſcheiden kann, laͤſt ſich ſchon aus eben dieſen Kraͤften ſchaͤzzen, welche um eine Million mal vergroͤſſern (h), und da wir mit einem bloſſen Auge Koͤrper ſehen koͤnnen, die nicht laͤnger als [FORMEL] (i) eines Zolles lang ſind, ſo werden wir durch ein Vergroͤſſerungs- glaß, Koͤrper ſehen, die nicht laͤnger ſind, als [FORMEL] eben deſſelben Zolles, oder eine Oberflaͤche ſehen, die gleich iſt 1. 584. 000 000 000 000 Theils eines Qua- drat-Fuſſes (k). Doch es laſſen ſich durch ein Lieber- kuͤhnſches Mikroſkop, noch viel kleinere Koͤrper deutlich machen, ob ich gleich das Maaß derſelben nicht mit hin- zu fuͤge. §. 20. Die innerlichen Veraͤnderungen des Auges. Die meiſten Phiſiologiſten, und beſonders diejenigen, welche auſſerdem noch in der Matheſie unterrichtet wa- ren, glauben, die Natur habe einigermaſſen ein Mittel dem Auge ſelbſt anerſchaffen, wodurch man dem weiten und kurzen Geſichte zu Huͤlfe kommen koͤnne. Sie habe nemlich in Menſchen, in den vierfuͤßigen Thieren, und in den Fiſchen die Augen dergeſtalt geſchaffen, daß ſie ſich durch ihre eigene angebohrne Kraͤfte, ſo veraͤndern laſſen koͤnnten, daß ſich dergleichen Auge ſowol zum deutlichen Beſchauen der nahen, als der entfernten Dinge, beque- men koͤnne. Ueber- (g) ADAMS l. c. (h) a TURRE Ad. 71 583, 750. IOBLOT deſcript. des microſcop. Ad. 16, 003, 008 plum. PUGET pag. 103. (i) pag. 476. 477. 478. (k) Bis [FORMEL], eben dieſes Maaſſes Cl. WIN- TRINGHAM inquiry. p. 304.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1028
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1010. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1028>, abgerufen am 20.11.2024.