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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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VI. Abschn. Die Nerven.
mal mehr die Berührung eines Werkzeuges, und man
kann sie bis zu ihren breiartigen Enden nicht verfolgen:
doch sind die Nerven des Herzens, und so gar die gros-
sen, die zu diesem Muskel hingehen, ungemein weich.
Sie sind sonsten in den Eingeweiden gemeiniglich ziem-
lich weich, sie laufen aber nicht weit fort, daß ihre zar-
ten Zweige nicht dem Auge entwischen sollten.

Es ist aber überhaupt gewiß, und selbst durch das
anatomische Messer erweislich zu machen, daß sich nir-
gends an dem Ende eines Nerven die harte Membrane
wahrnehmen lasse, und daß sich hingegen die dünne Ge-
hirnhaut, oder die Bekleidung der kleinen Nervenschnü-
re, von den wenigsten Nerven dergestalt entferne, daß
dieses sinnlich werden sollte, und doch ist es gewiß, daß
man dem ohngeachtet doch am Auge ein Beispiel habe,
indem hier so gar die dünne Gehirnhaut selbst dem mar-
kigen Breie augenscheinlich fehlt, wenn dieses Mark
denienigen Ort erreicht hat, wo es ein Werkzeug der
Empfindung wird. Daß sich die Nerven in das Zell-
gewebe vertheilen [Spaltenumbruch] (x) sollen, widerspricht so gar dem
Augenschein selbst, indem man die Nerven leicht mit den
Augen bis zur Haut hin begleiten kann.

Es haben berühmte Männer die äußersten Enden
eines Nerven, an den Enden des Sehnerven zu messen
gesucht und gefunden, daß eine Faser der Netzhaut in
des Menschen Auge um 32400 mal dünner als ein Kopf-
haar, und in kleineren Thieren 1166400 mal kleiner
sey (y).

§. 11.
Die Nervenknoten.

Jch finde, daß sich das Rükkenmark [Spaltenumbruch] (z) hin und
wieder in kleinen Thieren knotig zeigt, so oft es Nerven

hervor-
(x) SHEBBEARE S. 80.
(y) PORTERF|I|ELD tr.
on the eye T. II.
S. 64.
(z) De GEER Mem. sur les
insect.
S. 14.

VI. Abſchn. Die Nerven.
mal mehr die Beruͤhrung eines Werkzeuges, und man
kann ſie bis zu ihren breiartigen Enden nicht verfolgen:
doch ſind die Nerven des Herzens, und ſo gar die groſ-
ſen, die zu dieſem Muskel hingehen, ungemein weich.
Sie ſind ſonſten in den Eingeweiden gemeiniglich ziem-
lich weich, ſie laufen aber nicht weit fort, daß ihre zar-
ten Zweige nicht dem Auge entwiſchen ſollten.

Es iſt aber uͤberhaupt gewiß, und ſelbſt durch das
anatomiſche Meſſer erweislich zu machen, daß ſich nir-
gends an dem Ende eines Nerven die harte Membrane
wahrnehmen laſſe, und daß ſich hingegen die duͤnne Ge-
hirnhaut, oder die Bekleidung der kleinen Nervenſchnuͤ-
re, von den wenigſten Nerven dergeſtalt entferne, daß
dieſes ſinnlich werden ſollte, und doch iſt es gewiß, daß
man dem ohngeachtet doch am Auge ein Beiſpiel habe,
indem hier ſo gar die duͤnne Gehirnhaut ſelbſt dem mar-
kigen Breie augenſcheinlich fehlt, wenn dieſes Mark
denienigen Ort erreicht hat, wo es ein Werkzeug der
Empfindung wird. Daß ſich die Nerven in das Zell-
gewebe vertheilen [Spaltenumbruch] (x) ſollen, widerſpricht ſo gar dem
Augenſchein ſelbſt, indem man die Nerven leicht mit den
Augen bis zur Haut hin begleiten kann.

Es haben beruͤhmte Maͤnner die aͤußerſten Enden
eines Nerven, an den Enden des Sehnerven zu meſſen
geſucht und gefunden, daß eine Faſer der Netzhaut in
des Menſchen Auge um 32400 mal duͤnner als ein Kopf-
haar, und in kleineren Thieren 1166400 mal kleiner
ſey (y).

§. 11.
Die Nervenknoten.

Jch finde, daß ſich das Ruͤkkenmark [Spaltenumbruch] (z) hin und
wieder in kleinen Thieren knotig zeigt, ſo oft es Nerven

hervor-
(x) SHEBBEARE S. 80.
(y) PORTERF|I|ELD tr.
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S. 64.
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inſect.
S. 14.
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[315/0351] VI. Abſchn. Die Nerven. mal mehr die Beruͤhrung eines Werkzeuges, und man kann ſie bis zu ihren breiartigen Enden nicht verfolgen: doch ſind die Nerven des Herzens, und ſo gar die groſ- ſen, die zu dieſem Muskel hingehen, ungemein weich. Sie ſind ſonſten in den Eingeweiden gemeiniglich ziem- lich weich, ſie laufen aber nicht weit fort, daß ihre zar- ten Zweige nicht dem Auge entwiſchen ſollten. Es iſt aber uͤberhaupt gewiß, und ſelbſt durch das anatomiſche Meſſer erweislich zu machen, daß ſich nir- gends an dem Ende eines Nerven die harte Membrane wahrnehmen laſſe, und daß ſich hingegen die duͤnne Ge- hirnhaut, oder die Bekleidung der kleinen Nervenſchnuͤ- re, von den wenigſten Nerven dergeſtalt entferne, daß dieſes ſinnlich werden ſollte, und doch iſt es gewiß, daß man dem ohngeachtet doch am Auge ein Beiſpiel habe, indem hier ſo gar die duͤnne Gehirnhaut ſelbſt dem mar- kigen Breie augenſcheinlich fehlt, wenn dieſes Mark denienigen Ort erreicht hat, wo es ein Werkzeug der Empfindung wird. Daß ſich die Nerven in das Zell- gewebe vertheilen (x) ſollen, widerſpricht ſo gar dem Augenſchein ſelbſt, indem man die Nerven leicht mit den Augen bis zur Haut hin begleiten kann. Es haben beruͤhmte Maͤnner die aͤußerſten Enden eines Nerven, an den Enden des Sehnerven zu meſſen geſucht und gefunden, daß eine Faſer der Netzhaut in des Menſchen Auge um 32400 mal duͤnner als ein Kopf- haar, und in kleineren Thieren 1166400 mal kleiner ſey (y). §. 11. Die Nervenknoten. Jch finde, daß ſich das Ruͤkkenmark (z) hin und wieder in kleinen Thieren knotig zeigt, ſo oft es Nerven hervor- (x) SHEBBEARE S. 80. (y) PORTERF|I|ELD tr. on the eye T. II. S. 64. (z) De GEER Mem. ſur les inſect. S. 14.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/351>, abgerufen am 21.12.2024.