Thiere gleich, die eine breite (m), und dem Menschen ähniiche Zunge haben, einige Buchstaben, und Wörter nachsprechen, welches einige Vögel, und so gar Hunde (n), gethan, wenn ihnen ihre Schrachmeister den Kinnbak- ken künstlich in Bewegung sezzen. Doch es können Thiere durch diese Buchstaben niemals ihre Gedanken ausdrük- ken. Dem Menschen aber ist das Reden so natürlich, daß unter einsamen Knaben, auch ohne alle Lehrmeister, eine neue Sprache zu Stande gekommen ist (o). Der Affe schreit wie ein Knabe, er hat die Zunge, und das Zäpfchen so, wie der Mensch, und kann doch nicht reden (p).
§. 2. Die Selbstlauter (Vocalbuchstaben).
Unter den Buchstaben, woraus das Reden zusammen- gesezzt wird, hat man die Selbstlauter und Mitlauter. Die Selbstlauter entstehen bloß durch eine grössere, oder kleinere Oeffnung des Mundes (q), indem man die Stimme von sich läst, und es schlägt hier die Zunge we- der an die Lippen, noch |an einen andern Theil an (r). Man spricht selbst im Lachen einige Vocales aus, und man merkt an den Stimmen der Thiere Töne, die den Selbstlautern nahe kommen (s).
Ob
(m)[Spaltenumbruch]A|RIST. hist.| anim. L. II. c. 12. Der Papegai, aldrovant T. I. S. 646.
(n) Der vortrefl. Ausleger des heisters. 1 Ausg. S. 392. hist. de l' Acad. des scienc. 1715. S. 3. BRADL. phil. account of nature. S. 81. 82. fritsch seltsame Händel. S. 325.
(o)VALENT. diss. Ep. IX. S. 165. 166. salmovth. L. II. ob- serv. 56.
(p)[Spaltenumbruch]TYSON Nanat. of a pygmy. S. 51. 52. rovffon. T. II. Dieser fügt hinzu, daß sie darum nicht reden könnten, weil sie nicht dächten.
(q)AMMAN. S. 62.
(r)HOLDER. elements of spech. S. 29. EABRIC. de locut. S. 43.
(s)a und o an Männern, i und e an Weibern, hamberg. Phys. S. 632. 633.
Die Stimme. IX. Buch.
Thiere gleich, die eine breite (m), und dem Menſchen aͤhniiche Zunge haben, einige Buchſtaben, und Woͤrter nachſprechen, welches einige Voͤgel, und ſo gar Hunde (n), gethan, wenn ihnen ihre Schrachmeiſter den Kinnbak- ken kuͤnſtlich in Bewegung ſezzen. Doch es koͤnnen Thiere durch dieſe Buchſtaben niemals ihre Gedanken ausdruͤk- ken. Dem Menſchen aber iſt das Reden ſo natuͤrlich, daß unter einſamen Knaben, auch ohne alle Lehrmeiſter, eine neue Sprache zu Stande gekommen iſt (o). Der Affe ſchreit wie ein Knabe, er hat die Zunge, und das Zaͤpfchen ſo, wie der Menſch, und kann doch nicht reden (p).
§. 2. Die Selbſtlauter (Vocalbuchſtaben).
Unter den Buchſtaben, woraus das Reden zuſammen- geſezzt wird, hat man die Selbſtlauter und Mitlauter. Die Selbſtlauter entſtehen bloß durch eine groͤſſere, oder kleinere Oeffnung des Mundes (q), indem man die Stimme von ſich laͤſt, und es ſchlaͤgt hier die Zunge we- der an die Lippen, noch |an einen andern Theil an (r). Man ſpricht ſelbſt im Lachen einige Vocales aus, und man merkt an den Stimmen der Thiere Toͤne, die den Selbſtlautern nahe kommen (s).
Ob
(m)[Spaltenumbruch]A|RIST. hiſt.| anim. L. II. c. 12. Der Papegai, aldrovant T. I. S. 646.
(n) Der vortrefl. Ausleger des heiſterſ. 1 Ausg. S. 392. hiſt. de l’ Acad. des ſcienc. 1715. S. 3. BRADL. phil. account of nature. S. 81. 82. fritſch ſeltſame Haͤndel. S. 325.
(o)VALENT. diſſ. Ep. IX. S. 165. 166. ſalmovth. L. II. ob- ſerv. 56.
(p)[Spaltenumbruch]TYSON Nanat. of a pygmy. S. 51. 52. rovffon. T. II. Dieſer fuͤgt hinzu, daß ſie darum nicht reden koͤnnten, weil ſie nicht daͤchten.
(q)AMMAN. S. 62.
(r)HOLDER. elements of ſpech. S. 29. EABRIC. de locut. S. 43.
(s)a und o an Maͤnnern, i und e an Weibern, hamberg. Phyſ. S. 632. 633.
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[722[724]/0730]
Die Stimme. IX. Buch.
Thiere gleich, die eine breite (m), und dem Menſchen
aͤhniiche Zunge haben, einige Buchſtaben, und Woͤrter
nachſprechen, welches einige Voͤgel, und ſo gar Hunde (n),
gethan, wenn ihnen ihre Schrachmeiſter den Kinnbak-
ken kuͤnſtlich in Bewegung ſezzen. Doch es koͤnnen Thiere
durch dieſe Buchſtaben niemals ihre Gedanken ausdruͤk-
ken. Dem Menſchen aber iſt das Reden ſo natuͤrlich,
daß unter einſamen Knaben, auch ohne alle Lehrmeiſter,
eine neue Sprache zu Stande gekommen iſt (o). Der
Affe ſchreit wie ein Knabe, er hat die Zunge, und das
Zaͤpfchen ſo, wie der Menſch, und kann doch nicht reden (p).
§. 2.
Die Selbſtlauter (Vocalbuchſtaben).
Unter den Buchſtaben, woraus das Reden zuſammen-
geſezzt wird, hat man die Selbſtlauter und Mitlauter.
Die Selbſtlauter entſtehen bloß durch eine groͤſſere, oder
kleinere Oeffnung des Mundes (q), indem man die
Stimme von ſich laͤſt, und es ſchlaͤgt hier die Zunge we-
der an die Lippen, noch |an einen andern Theil an (r).
Man ſpricht ſelbſt im Lachen einige Vocales aus, und
man merkt an den Stimmen der Thiere Toͤne, die den
Selbſtlautern nahe kommen (s).
Ob
(m)
A|RIST. hiſt.| anim. L. II.
c. 12. Der Papegai, aldrovant
T. I. S. 646.
(n) Der vortrefl. Ausleger des
heiſterſ. 1 Ausg. S. 392. hiſt.
de l’ Acad. des ſcienc. 1715. S. 3.
BRADL. phil. account of nature.
S. 81. 82. fritſch ſeltſame
Haͤndel. S. 325.
(o) VALENT. diſſ. Ep. IX. S.
165. 166. ſalmovth. L. II. ob-
ſerv. 56.
(p)
TYSON Nanat. of a pygmy.
S. 51. 52. rovffon. T. II.
Dieſer fuͤgt hinzu, daß ſie darum
nicht reden koͤnnten, weil ſie nicht
daͤchten.
(q) AMMAN. S. 62.
(r) HOLDER. elements of
ſpech. S. 29. EABRIC. de locut.
S. 43.
(s) a und o an Maͤnnern, i und
e an Weibern, hamberg. Phyſ.
S. 632. 633.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 722[724]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/730>, abgerufen am 03.03.2025.
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