Es sei aber die Ursache von diesen Mannigfaltigkei- ten diese, daß die verengerte Spalte den Strom der her- auffahrenden Luft beschleuniget (r), und folglich in gege- bener Zeit mehr Schwingungen, und einen feinern Ton macht (s): so, daß überhaupt, wenn sehr feine Töne er- zwungen werden, ein Wind entstünde, den die Hand, oder die Flamme einer Lampe, empfinden könnte (t).
Man hat also diese Meinung, welche die Verschie- denheit der Töne, einzig und allein von der veränderlichen Weite der Luftröhrenspalte herleitet (u), mit grossem Beifall aufgenommen, und sie ist vor kurzen, nachdem Anton Ferrein seine Gegenversuche der Welt vorgele- get hat, von J. Exuperius Bertin(x) vertheidiget worden.
§. 8. Wird die Stimme von den gespannten Bän- dern der Luftröhrenspalte gemacht?
Ob der berühmte Dodart gleich vornehmlich die Ursach zu den verschiedenen Tönen in der verschiedenen Enge der Luftröhrenspalte suchte, so verstand er dennoch sehr wol, was hiebei von Grade zu Grade gespannte Seiten vermögen können. Er verband daher die Span- nung der Spaltenlefzen mit der verschiedenen Breite (y), er zog hiermit die Schwingungen in die Rechnung, die wir bereits oben erwähnet haben (z)(a), und er machte
end-
(r)[Spaltenumbruch]
S. 258. 260. u. f. 1707. vor- nehmlich S. 72. 74. u. f.
(s) Ebendas.
(t) 1707. S. 75.
(u)DODART überall. Letre a M. D. S. 28.
(x) Jn seinen zweyen Büchern, dem kleinern Letrea M. D. sur le nouveau Syst. de la voix, im Haag [Spaltenumbruch]
1745. Paris 8. Ferner in eben die- sem, durch einen neuen Brief ver- mehrten, Büchgen, und unter der Aufschrift: Lettres sur le nouveau Syst. de la voix et sur les arteres lymphatiques. Aufgelegt 1748. 12.
(y)Mem. von 1700. S. 246.
(z) 9 B. 3 A. 3 N.
(a) 1700. S. 258.
Die Stimme. IX. Buch.
Es ſei aber die Urſache von dieſen Mannigfaltigkei- ten dieſe, daß die verengerte Spalte den Strom der her- auffahrenden Luft beſchleuniget (r), und folglich in gege- bener Zeit mehr Schwingungen, und einen feinern Ton macht (s): ſo, daß uͤberhaupt, wenn ſehr feine Toͤne er- zwungen werden, ein Wind entſtuͤnde, den die Hand, oder die Flamme einer Lampe, empfinden koͤnnte (t).
Man hat alſo dieſe Meinung, welche die Verſchie- denheit der Toͤne, einzig und allein von der veraͤnderlichen Weite der Luftroͤhrenſpalte herleitet (u), mit groſſem Beifall aufgenommen, und ſie iſt vor kurzen, nachdem Anton Ferrein ſeine Gegenverſuche der Welt vorgele- get hat, von J. Exuperius Bertin(x) vertheidiget worden.
§. 8. Wird die Stimme von den geſpannten Baͤn- dern der Luftroͤhrenſpalte gemacht?
Ob der beruͤhmte Dodart gleich vornehmlich die Urſach zu den verſchiedenen Toͤnen in der verſchiedenen Enge der Luftroͤhrenſpalte ſuchte, ſo verſtand er dennoch ſehr wol, was hiebei von Grade zu Grade geſpannte Seiten vermoͤgen koͤnnen. Er verband daher die Span- nung der Spaltenlefzen mit der verſchiedenen Breite (y), er zog hiermit die Schwingungen in die Rechnung, die wir bereits oben erwaͤhnet haben (z)(a), und er machte
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(r)[Spaltenumbruch]
S. 258. 260. u. f. 1707. vor- nehmlich S. 72. 74. u. f.
(s) Ebendaſ.
(t) 1707. S. 75.
(u)DODART uͤberall. Letre a M. D. S. 28.
(x) Jn ſeinen zweyen Buͤchern, dem kleinern Letrea M. D. ſur le nouveau Syſt. de la voix, im Haag [Spaltenumbruch]
1745. Paris 8. Ferner in eben die- ſem, durch einen neuen Brief ver- mehrten, Buͤchgen, und unter der Aufſchrift: Lettres ſur le nouveau Syſt. de la voix et ſur les arteres lymphatiques. Aufgelegt 1748. 12.
(y)Mem. von 1700. S. 246.
(z) 9 B. 3 A. 3 N.
(a) 1700. S. 258.
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[690[692]/0698]
Die Stimme. IX. Buch.
Es ſei aber die Urſache von dieſen Mannigfaltigkei-
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auffahrenden Luft beſchleuniget (r), und folglich in gege-
bener Zeit mehr Schwingungen, und einen feinern Ton
macht (s): ſo, daß uͤberhaupt, wenn ſehr feine Toͤne er-
zwungen werden, ein Wind entſtuͤnde, den die Hand,
oder die Flamme einer Lampe, empfinden koͤnnte (t).
Man hat alſo dieſe Meinung, welche die Verſchie-
denheit der Toͤne, einzig und allein von der veraͤnderlichen
Weite der Luftroͤhrenſpalte herleitet (u), mit groſſem
Beifall aufgenommen, und ſie iſt vor kurzen, nachdem
Anton Ferrein ſeine Gegenverſuche der Welt vorgele-
get hat, von J. Exuperius Bertin (x) vertheidiget
worden.
§. 8.
Wird die Stimme von den geſpannten Baͤn-
dern der Luftroͤhrenſpalte gemacht?
Ob der beruͤhmte Dodart gleich vornehmlich die
Urſach zu den verſchiedenen Toͤnen in der verſchiedenen
Enge der Luftroͤhrenſpalte ſuchte, ſo verſtand er dennoch
ſehr wol, was hiebei von Grade zu Grade geſpannte
Seiten vermoͤgen koͤnnen. Er verband daher die Span-
nung der Spaltenlefzen mit der verſchiedenen Breite (y),
er zog hiermit die Schwingungen in die Rechnung, die
wir bereits oben erwaͤhnet haben (z) (a), und er machte
end-
(r)
S. 258. 260. u. f. 1707. vor-
nehmlich S. 72. 74. u. f.
(s) Ebendaſ.
(t) 1707. S. 75.
(u) DODART uͤberall. Letre
a M. D. S. 28.
(x) Jn ſeinen zweyen Buͤchern,
dem kleinern Letrea M. D. ſur le
nouveau Syſt. de la voix, im Haag
1745. Paris 8. Ferner in eben die-
ſem, durch einen neuen Brief ver-
mehrten, Buͤchgen, und unter der
Aufſchrift: Lettres ſur le nouveau
Syſt. de la voix et ſur les arteres
lymphatiques. Aufgelegt 1748. 12.
(y) Mem. von 1700. S. 246.
(z) 9 B. 3 A. 3 N.
(a) 1700. S. 258.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 690[692]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/698>, abgerufen am 20.11.2024.
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