Stimmen, welche ich niemals gehöret habe, schlecht, und gar nicht der ordentlichen Stimme eines lebendigen Men- schen, oder Thieres ähnlich genug. Es wird nämlich der Luftröhrenkopf im lebeneigen Menschen von den Muskel- kräften, die die Seele regieret, in solche Schwingungen gesezzt, daß er viel geschwinder und hurtiger zittern mus, so bald er von der Luft getroffen wird.
Daher ist im Schnupfen die Stimme schlecht, oder gar nicht vorhanden, wenn die mit Schleim überzogene Knorpeln Schwierigketten zu zittern finden (u).
Daher haben diejenigen Thiere das stärkste, und lau- teste Gebrüll, wenn ihre Luftröhre um und um knorpelich sind, oder die Knorpel daran wenigstens wie Dachziegel über einander liegen, und in der Luftröhre sehr wenig häutiges, oder viel knorpeliches vorkommt; oder wenn überhaupt, statt der Knorpel, Knochen da sind (x), wie am Löwen (y), Elephanten (z), Krokodilen (a), und Pfauen (b). Hingegen ist die Stimme schwach, wenn die| Luftröhrenringe weich sind, wie am Kasuar (c), und Jgel (d). Daher ist die Stimme stark, und zugleich unangenehm in den Wasservögeln, weil in ihnen die elastischen Häute im zweeten Luftröhreukopfe nachklin- gen (e).
§. 3. Es zittern die Bänder der Luftröhrenspalte.
Wir haben gesagt, daß der Luftröhrenkopf bebe, wenn man eine Stimme hervorbringt, indessen zittern doch be-
son-
(u)[Spaltenumbruch]
Ebenders. S. 29.
(x)barthol Hist. 100. Cent. IV. la bovlaye voyage. S. 303.
(y)STVKEL EY. S. 97.
(z)RECK. Salzb. Emigr. T. I. S. 182. vesling. ep. 5.
(a) Am Japanischen Krokodil. [Spaltenumbruch]birch. T. III. S. 489. grew Cosmolog. S. 25.
(b) An der Dole, grew. Hempfling. Ebenders. ebendas.
(c)BIRCH. angef. Ort.
(d)GREW Cosmol.
(e)HERISSANT angef. Ort.
Die Stimme. IX. Buch.
Stimmen, welche ich niemals gehoͤret habe, ſchlecht, und gar nicht der ordentlichen Stimme eines lebendigen Men- ſchen, oder Thieres aͤhnlich genug. Es wird naͤmlich der Luftroͤhrenkopf im lebeneigen Menſchen von den Muskel- kraͤften, die die Seele regieret, in ſolche Schwingungen geſezzt, daß er viel geſchwinder und hurtiger zittern mus, ſo bald er von der Luft getroffen wird.
Daher iſt im Schnupfen die Stimme ſchlecht, oder gar nicht vorhanden, wenn die mit Schleim uͤberzogene Knorpeln Schwierigketten zu zittern finden (u).
Daher haben diejenigen Thiere das ſtaͤrkſte, und lau- teſte Gebruͤll, wenn ihre Luftroͤhre um und um knorpelich ſind, oder die Knorpel daran wenigſtens wie Dachziegel uͤber einander liegen, und in der Luftroͤhre ſehr wenig haͤutiges, oder viel knorpeliches vorkommt; oder wenn uͤberhaupt, ſtatt der Knorpel, Knochen da ſind (x), wie am Loͤwen (y), Elephanten (z), Krokodilen (a), und Pfauen (b). Hingegen iſt die Stimme ſchwach, wenn die| Luftroͤhrenringe weich ſind, wie am Kaſuar (c), und Jgel (d). Daher iſt die Stimme ſtark, und zugleich unangenehm in den Waſſervoͤgeln, weil in ihnen die elaſtiſchen Haͤute im zweeten Luftroͤhreukopfe nachklin- gen (e).
§. 3. Es zittern die Baͤnder der Luftroͤhrenſpalte.
Wir haben geſagt, daß der Luftroͤhrenkopf bebe, wenn man eine Stimme hervorbringt, indeſſen zittern doch be-
ſon-
(u)[Spaltenumbruch]
Ebenderſ. S. 29.
(x)barthol Hiſt. 100. Cent. IV. la bovlaye voyage. S. 303.
(y)STVKEL EY. S. 97.
(z)RECK. Salzb. Emigr. T. I. S. 182. veſling. ep. 5.
(a) Am Japaniſchen Krokodil. [Spaltenumbruch]birch. T. III. S. 489. grew Cosmolog. S. 25.
(b) An der Dole, grew. Hempfling. Ebenderſ. ebendaſ.
(c)BIRCH. angef. Ort.
(d)GREW Cosmol.
(e)HERISSANT angef. Ort.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0686"n="678[680]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Stimme. <hirendition="#aq">IX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Stimmen, welche ich niemals gehoͤret habe, ſchlecht, und<lb/>
gar nicht der ordentlichen Stimme eines lebendigen Men-<lb/>ſchen, oder Thieres aͤhnlich genug. Es wird naͤmlich der<lb/>
Luftroͤhrenkopf im lebeneigen Menſchen von den Muskel-<lb/>
kraͤften, die die Seele regieret, in ſolche Schwingungen<lb/>
geſezzt, daß er viel geſchwinder und hurtiger zittern mus,<lb/>ſo bald er von der Luft getroffen wird.</p><lb/><p>Daher iſt im Schnupfen die Stimme ſchlecht, oder<lb/>
gar nicht vorhanden, wenn die mit Schleim uͤberzogene<lb/>
Knorpeln Schwierigketten zu zittern finden <noteplace="foot"n="(u)"><cb/>
Ebenderſ. S. 29.</note>.</p><lb/><p>Daher haben diejenigen Thiere das ſtaͤrkſte, und lau-<lb/>
teſte Gebruͤll, wenn ihre Luftroͤhre um und um knorpelich<lb/>ſind, oder die Knorpel daran wenigſtens wie Dachziegel<lb/>
uͤber einander liegen, und in der Luftroͤhre ſehr wenig<lb/>
haͤutiges, oder viel knorpeliches vorkommt; oder wenn<lb/>
uͤberhaupt, ſtatt der Knorpel, Knochen da ſind <noteplace="foot"n="(x)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">barthol</hi></hi></hi> Hiſt. 100. <hirendition="#aq">Cent.<lb/>
IV. <hirendition="#g"><hirendition="#k">la bovlaye</hi></hi> voyage.</hi><lb/>
S. 303.</note>, wie<lb/>
am Loͤwen <noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">STVKEL EY.</hi></hi> S. 97.</note>, Elephanten <noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">RECK.</hi></hi> Salzb. Emigr. <hirendition="#aq">T. I.</hi><lb/>
S. 182. <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">veſling.</hi></hi> ep.</hi> 5.</note>, Krokodilen <noteplace="foot"n="(a)">Am Japaniſchen Krokodil.<lb/><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">birch.</hi></hi> T. III.</hi> S. 489. <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">grew</hi></hi><lb/>
Cosmolog.</hi> S. 25.</note>, und<lb/>
Pfauen <noteplace="foot"n="(b)">An der Dole, <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">grew.</hi></hi></hi><lb/>
Hempfling. Ebenderſ. ebendaſ.</note>. Hingegen iſt die Stimme ſchwach, wenn<lb/>
die| Luftroͤhrenringe weich ſind, wie am Kaſuar <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">BIRCH.</hi></hi> angef. Ort.</note>, und<lb/>
Jgel <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">GREW</hi> Cosmol.</hi></note>. Daher iſt die Stimme ſtark, und zugleich<lb/>
unangenehm in den Waſſervoͤgeln, weil in ihnen die<lb/>
elaſtiſchen Haͤute im zweeten Luftroͤhreukopfe nachklin-<lb/>
gen <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">HERISSANT</hi></hi> angef. Ort.</note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 3.<lb/>
Es zittern die Baͤnder der Luftroͤhrenſpalte.</head><lb/><p>Wir haben geſagt, daß der Luftroͤhrenkopf bebe, wenn<lb/>
man eine Stimme hervorbringt, indeſſen zittern doch be-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſon-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[678[680]/0686]
Die Stimme. IX. Buch.
Stimmen, welche ich niemals gehoͤret habe, ſchlecht, und
gar nicht der ordentlichen Stimme eines lebendigen Men-
ſchen, oder Thieres aͤhnlich genug. Es wird naͤmlich der
Luftroͤhrenkopf im lebeneigen Menſchen von den Muskel-
kraͤften, die die Seele regieret, in ſolche Schwingungen
geſezzt, daß er viel geſchwinder und hurtiger zittern mus,
ſo bald er von der Luft getroffen wird.
Daher iſt im Schnupfen die Stimme ſchlecht, oder
gar nicht vorhanden, wenn die mit Schleim uͤberzogene
Knorpeln Schwierigketten zu zittern finden (u).
Daher haben diejenigen Thiere das ſtaͤrkſte, und lau-
teſte Gebruͤll, wenn ihre Luftroͤhre um und um knorpelich
ſind, oder die Knorpel daran wenigſtens wie Dachziegel
uͤber einander liegen, und in der Luftroͤhre ſehr wenig
haͤutiges, oder viel knorpeliches vorkommt; oder wenn
uͤberhaupt, ſtatt der Knorpel, Knochen da ſind (x), wie
am Loͤwen (y), Elephanten (z), Krokodilen (a), und
Pfauen (b). Hingegen iſt die Stimme ſchwach, wenn
die| Luftroͤhrenringe weich ſind, wie am Kaſuar (c), und
Jgel (d). Daher iſt die Stimme ſtark, und zugleich
unangenehm in den Waſſervoͤgeln, weil in ihnen die
elaſtiſchen Haͤute im zweeten Luftroͤhreukopfe nachklin-
gen (e).
§. 3.
Es zittern die Baͤnder der Luftroͤhrenſpalte.
Wir haben geſagt, daß der Luftroͤhrenkopf bebe, wenn
man eine Stimme hervorbringt, indeſſen zittern doch be-
ſon-
(u)
Ebenderſ. S. 29.
(x) barthol Hiſt. 100. Cent.
IV. la bovlaye voyage.
S. 303.
(y) STVKEL EY. S. 97.
(z) RECK. Salzb. Emigr. T. I.
S. 182. veſling. ep. 5.
(a) Am Japaniſchen Krokodil.
birch. T. III. S. 489. grew
Cosmolog. S. 25.
(b) An der Dole, grew.
Hempfling. Ebenderſ. ebendaſ.
(c) BIRCH. angef. Ort.
(d) GREW Cosmol.
(e) HERISSANT angef. Ort.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 678[680]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/686>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.