und weichen Gaumen enthalten. Die untere Kammer wird durch den holen Theil der Zunge, und durch einen Theil der Kinnbakken, der vorderen unteren Zähne, durch die darunter liegende Muskeln der Zunge, und Unterzun- gendrüsen, welche die so genannte Haut des Mundes be- dekkt, gemacht.
§. 17. Das Halszäpfchen (Uvula).
Wir übergehen hier die Geschichte des weichen Gau- mens und des Zäpschens. Es war nach der alten Sage dieses Zapfchen der Geigenbogen zur Stimme (k), und wir wollen an seinem Orte von den Fehlern der Sprache reden, welche von der vermehrten, oder verminderten Größe dieses Zäpfchens erfolgen (l).
Es scheinet aber das bloße Zäpfchen (m), wenn es sich zur Bildung der Stimme an einem weichen Theil, wie die Zunge ist, da es an sich selbst sehr weich ist, an- schlägt, dazu höchst ungeschikkt zu seyn. Der Hund, und die mehresten Thiere (n), geben auch ohne Zäpfchen eine Stimme, und zwar keine schwache von sich.
Jch möchte daher die Fehler, welche der Sprache zuwachsen, von den Fehlern des Zäpfchens, wenn diese Fehler groß sind, lieber auf den unordentlichen Weg schieben, wozu die kranken Werkzeuge Gelegenheit geben, so wie die Stimme bei zerfressnen Nasen heiser klingt (o), nicht, weil sich die Nase bei der Stimme oder Sprache mit bewegt; sondern weil sie die klingende Bebungen der
Luft
(k)[Spaltenumbruch]fabricivs P. II. c. 8. galen. de usu part. Lib. VII. c. 5.
(l)Sect. III. n. 10.
(m) Siehe gegen die gememe Mei- nung. fallop obs. anat. S. 212. schelh de voce. S. 17.
(n) Fast der Mensch allein hat ein [Spaltenumbruch]
Zäpfchen, MORGAGN. Epist. IX. n. 9.
(o) Die das Zäpfchen verlohren haben, reden ungeschikkt, und gleich- sam durch die Nase. parbvs. L. V. c. 14.
Die Stimme. IX. Buch.
und weichen Gaumen enthalten. Die untere Kammer wird durch den holen Theil der Zunge, und durch einen Theil der Kinnbakken, der vorderen unteren Zaͤhne, durch die darunter liegende Muskeln der Zunge, und Unterzun- gendruͤſen, welche die ſo genannte Haut des Mundes be- dekkt, gemacht.
§. 17. Das Halszaͤpfchen (Uvula).
Wir uͤbergehen hier die Geſchichte des weichen Gau- mens und des Zaͤpſchens. Es war nach der alten Sage dieſes Zapfchen der Geigenbogen zur Stimme (k), und wir wollen an ſeinem Orte von den Fehlern der Sprache reden, welche von der vermehrten, oder verminderten Groͤße dieſes Zaͤpfchens erfolgen (l).
Es ſcheinet aber das bloße Zaͤpfchen (m), wenn es ſich zur Bildung der Stimme an einem weichen Theil, wie die Zunge iſt, da es an ſich ſelbſt ſehr weich iſt, an- ſchlaͤgt, dazu hoͤchſt ungeſchikkt zu ſeyn. Der Hund, und die mehreſten Thiere (n), geben auch ohne Zaͤpfchen eine Stimme, und zwar keine ſchwache von ſich.
Jch moͤchte daher die Fehler, welche der Sprache zuwachſen, von den Fehlern des Zaͤpfchens, wenn dieſe Fehler groß ſind, lieber auf den unordentlichen Weg ſchieben, wozu die kranken Werkzeuge Gelegenheit geben, ſo wie die Stimme bei zerfreſſnen Naſen heiſer klingt (o), nicht, weil ſich die Naſe bei der Stimme oder Sprache mit bewegt; ſondern weil ſie die klingende Bebungen der
Luft
(k)[Spaltenumbruch]fabricivſ P. II. c. 8. galen. de uſu part. Lib. VII. c. 5.
(l)Sect. III. n. 10.
(m) Siehe gegen die gememe Mei- nung. fallop obſ. anat. S. 212. ſchelh de voce. S. 17.
(n) Faſt der Menſch allein hat ein [Spaltenumbruch]
Zaͤpfchen, MORGAGN. Epiſt. IX. n. 9.
(o) Die das Zaͤpfchen verlohren haben, reden ungeſchikkt, und gleich- ſam durch die Naſe. parbvſ. L. V. c. 14.
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[670[672]/0678]
Die Stimme. IX. Buch.
und weichen Gaumen enthalten. Die untere Kammer
wird durch den holen Theil der Zunge, und durch einen
Theil der Kinnbakken, der vorderen unteren Zaͤhne, durch
die darunter liegende Muskeln der Zunge, und Unterzun-
gendruͤſen, welche die ſo genannte Haut des Mundes be-
dekkt, gemacht.
§. 17.
Das Halszaͤpfchen (Uvula).
Wir uͤbergehen hier die Geſchichte des weichen Gau-
mens und des Zaͤpſchens. Es war nach der alten Sage
dieſes Zapfchen der Geigenbogen zur Stimme (k), und
wir wollen an ſeinem Orte von den Fehlern der Sprache
reden, welche von der vermehrten, oder verminderten
Groͤße dieſes Zaͤpfchens erfolgen (l).
Es ſcheinet aber das bloße Zaͤpfchen (m), wenn es
ſich zur Bildung der Stimme an einem weichen Theil,
wie die Zunge iſt, da es an ſich ſelbſt ſehr weich iſt, an-
ſchlaͤgt, dazu hoͤchſt ungeſchikkt zu ſeyn. Der Hund, und
die mehreſten Thiere (n), geben auch ohne Zaͤpfchen eine
Stimme, und zwar keine ſchwache von ſich.
Jch moͤchte daher die Fehler, welche der Sprache
zuwachſen, von den Fehlern des Zaͤpfchens, wenn dieſe
Fehler groß ſind, lieber auf den unordentlichen Weg
ſchieben, wozu die kranken Werkzeuge Gelegenheit geben,
ſo wie die Stimme bei zerfreſſnen Naſen heiſer klingt (o),
nicht, weil ſich die Naſe bei der Stimme oder Sprache
mit bewegt; ſondern weil ſie die klingende Bebungen der
Luft
(k)
fabricivſ P. II. c. 8.
galen. de uſu part. Lib. VII. c. 5.
(l) Sect. III. n. 10.
(m) Siehe gegen die gememe Mei-
nung. fallop obſ. anat. S. 212.
ſchelh de voce. S. 17.
(n) Faſt der Menſch allein hat ein
Zaͤpfchen, MORGAGN. Epiſt. IX.
n. 9.
(o) Die das Zaͤpfchen verlohren
haben, reden ungeſchikkt, und gleich-
ſam durch die Naſe. parbvſ. L. V.
c. 14.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 670[672]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/678>, abgerufen am 30.12.2024.
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