Es schwellen endlich Körper nach dem Tode, wie jederman bekannt ist, auf (x), sie werden von der Luft aufgetrieben, und besonders in den heissen Erdstrichen. Jn Persien (y), schwellen die Körper todter Menschen, in einer einzigen Stunde nach dem Tode, bis fünf oder sechs Zoll hoch, auf (z). Man hat die dünne Gehirnhaut wie eine Blase aufgetrieben gefunden (a), und es befand sich unter ihr Luft. Besonders pflegen sich, von der ausgedehnten Luft, die aus dem Blute der schwammigen Theile des männlichen Gliedes, oder des äussern Zellge- webes hervordringt, bei einigen Körpern nach dem To- de ebendergleichen Erscheinungen zu zeigen, als in der wollüstigen Begierde (b).
Die Windgeschwülste, die von den Brustwunden, von den Fehlern der Gedärme, von den Kröpfen entstehen, können nicht hieher gezogen werden, da sie ihre Luft offen- bar von der Luftröhre her haben (c).
§. 7. Diejenige Luft, welche sich aus dem thierischen Kör- per, in dem luftleeren Raume losmacht.
Es glauben berühmte Männer ebenfalls, daß die in Thieren befindliche Luft, sich ausdehne, und zwar ver- möge der Versuche, welche sie in künstlich gemachten luft- leeren Räumen damit angestellt haben. Es schwellen
näm-
(x)[Spaltenumbruch]HEVERM operat. chirurg. T. II. S. 281. Die, von der Fäulnis er- zeugte Luft machte, daß ein Karpe im Wasser schwamm, GERIKE. L. III. c. 10.
(y)THEVENOT suite du voyage du Levant. L. II. c. 4.
(z)CHARDIN voyage. T. IX. S. 99.
(a)WILLIS de cerebro. S. 62.
(b)[Spaltenumbruch]ALEX. BENED. L. 24. c. 19. Dergleichen hat salmvth Cent. III. obs. 21. 29. 40. marc. donat. hist. med. mir. S. 142. Die Steifigkeit des männl. Gliedes äussert sich an den todten Körpern, lievt. precis de la med. pratique. S. 229.
(c)KRAMER med. milit. T. II. S. 169.
Das Atemholen. VIII. Buch.
Es ſchwellen endlich Koͤrper nach dem Tode, wie jederman bekannt iſt, auf (x), ſie werden von der Luft aufgetrieben, und beſonders in den heiſſen Erdſtrichen. Jn Perſien (y), ſchwellen die Koͤrper todter Menſchen, in einer einzigen Stunde nach dem Tode, bis fuͤnf oder ſechs Zoll hoch, auf (z). Man hat die duͤnne Gehirnhaut wie eine Blaſe aufgetrieben gefunden (a), und es befand ſich unter ihr Luft. Beſonders pflegen ſich, von der ausgedehnten Luft, die aus dem Blute der ſchwammigen Theile des maͤnnlichen Gliedes, oder des aͤuſſern Zellge- webes hervordringt, bei einigen Koͤrpern nach dem To- de ebendergleichen Erſcheinungen zu zeigen, als in der wolluͤſtigen Begierde (b).
Die Windgeſchwuͤlſte, die von den Bruſtwunden, von den Fehlern der Gedaͤrme, von den Kroͤpfen entſtehen, koͤnnen nicht hieher gezogen werden, da ſie ihre Luft offen- bar von der Luftroͤhre her haben (c).
§. 7. Diejenige Luft, welche ſich aus dem thieriſchen Koͤr- per, in dem luftleeren Raume losmacht.
Es glauben beruͤhmte Maͤnner ebenfalls, daß die in Thieren befindliche Luft, ſich ausdehne, und zwar ver- moͤge der Verſuche, welche ſie in kuͤnſtlich gemachten luft- leeren Raͤumen damit angeſtellt haben. Es ſchwellen
naͤm-
(x)[Spaltenumbruch]HEVERM operat. chirurg. T. II. S. 281. Die, von der Faͤulnis er- zeugte Luft machte, daß ein Karpe im Waſſer ſchwamm, GERIKE. L. III. c. 10.
(y)THEVENOT ſuite du voyage du Levant. L. II. c. 4.
(z)CHARDIN voyage. T. IX. S. 99.
(a)WILLIS de cerebro. S. 62.
(b)[Spaltenumbruch]ALEX. BENED. L. 24. c. 19. Dergleichen hat ſalmvth Cent. III. obſ. 21. 29. 40. marc. donat. hiſt. med. mir. S. 142. Die Steifigkeit des maͤnnl. Gliedes aͤuſſert ſich an den todten Koͤrpern, lievt. precis de la med. pratique. S. 229.
(c)KRAMER med. milit. T. II. S. 169.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0514"n="506[508]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Atemholen. <hirendition="#aq">VIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Es ſchwellen endlich Koͤrper nach dem Tode, wie<lb/>
jederman bekannt iſt, auf <noteplace="foot"n="(x)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">HEVERM</hi> operat. chirurg.<lb/>
T. II.</hi> S. 281. Die, von der Faͤulnis er-<lb/>
zeugte Luft machte, daß ein Karpe im<lb/>
Waſſer ſchwamm, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">GERIKE.</hi> L. III.<lb/>
c.</hi> 10.</note>, ſie werden von der Luft<lb/>
aufgetrieben, und beſonders in den heiſſen Erdſtrichen.<lb/>
Jn Perſien <noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">THEVENOT</hi>ſuite du<lb/>
voyage du Levant. L. II. c.</hi> 4.</note>, ſchwellen die Koͤrper todter Menſchen,<lb/>
in einer einzigen Stunde nach dem Tode, bis fuͤnf oder<lb/>ſechs Zoll hoch, auf <noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">CHARDIN</hi> voyage. T. IX.</hi><lb/>
S. 99.</note>. Man hat die duͤnne Gehirnhaut<lb/>
wie eine Blaſe aufgetrieben gefunden <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">WILLIS</hi> de cerebro.</hi> S. 62.</note>, und es befand<lb/>ſich unter ihr Luft. Beſonders pflegen ſich, von der<lb/>
ausgedehnten Luft, die aus dem Blute der ſchwammigen<lb/>
Theile des maͤnnlichen Gliedes, oder des aͤuſſern Zellge-<lb/>
webes hervordringt, bei einigen Koͤrpern nach dem To-<lb/>
de ebendergleichen Erſcheinungen zu zeigen, als in der<lb/>
wolluͤſtigen Begierde <noteplace="foot"n="(b)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">ALEX. BENED.</hi> L. 24.<lb/>
c.</hi> 19. Dergleichen hat <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">ſalmvth</hi></hi><lb/>
Cent. III. obſ. 21. 29. 40. <hirendition="#g"><hirendition="#k">marc.<lb/>
donat.</hi></hi> hiſt. med. mir.</hi> S. 142.<lb/>
Die Steifigkeit des maͤnnl. Gliedes<lb/>
aͤuſſert ſich an den todten Koͤrpern,<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">lievt.</hi></hi> precis de la med. pratique.</hi><lb/>
S. 229.</note>.</p><lb/><p>Die Windgeſchwuͤlſte, die von den Bruſtwunden,<lb/>
von den Fehlern der Gedaͤrme, von den Kroͤpfen entſtehen,<lb/>
koͤnnen nicht hieher gezogen werden, da ſie ihre Luft offen-<lb/>
bar von der Luftroͤhre her haben <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">KRAMER</hi> med. milit. T. II.</hi><lb/>
S. 169.</note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 7.<lb/><hirendition="#b">Diejenige Luft, welche ſich aus dem thieriſchen Koͤr-<lb/>
per, in dem luftleeren Raume losmacht.</hi></head><lb/><p>Es glauben beruͤhmte Maͤnner ebenfalls, daß die in<lb/>
Thieren befindliche Luft, ſich ausdehne, und zwar ver-<lb/>
moͤge der Verſuche, welche ſie in kuͤnſtlich gemachten luft-<lb/>
leeren Raͤumen damit angeſtellt haben. Es ſchwellen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">naͤm-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[506[508]/0514]
Das Atemholen. VIII. Buch.
Es ſchwellen endlich Koͤrper nach dem Tode, wie
jederman bekannt iſt, auf (x), ſie werden von der Luft
aufgetrieben, und beſonders in den heiſſen Erdſtrichen.
Jn Perſien (y), ſchwellen die Koͤrper todter Menſchen,
in einer einzigen Stunde nach dem Tode, bis fuͤnf oder
ſechs Zoll hoch, auf (z). Man hat die duͤnne Gehirnhaut
wie eine Blaſe aufgetrieben gefunden (a), und es befand
ſich unter ihr Luft. Beſonders pflegen ſich, von der
ausgedehnten Luft, die aus dem Blute der ſchwammigen
Theile des maͤnnlichen Gliedes, oder des aͤuſſern Zellge-
webes hervordringt, bei einigen Koͤrpern nach dem To-
de ebendergleichen Erſcheinungen zu zeigen, als in der
wolluͤſtigen Begierde (b).
Die Windgeſchwuͤlſte, die von den Bruſtwunden,
von den Fehlern der Gedaͤrme, von den Kroͤpfen entſtehen,
koͤnnen nicht hieher gezogen werden, da ſie ihre Luft offen-
bar von der Luftroͤhre her haben (c).
§. 7.
Diejenige Luft, welche ſich aus dem thieriſchen Koͤr-
per, in dem luftleeren Raume losmacht.
Es glauben beruͤhmte Maͤnner ebenfalls, daß die in
Thieren befindliche Luft, ſich ausdehne, und zwar ver-
moͤge der Verſuche, welche ſie in kuͤnſtlich gemachten luft-
leeren Raͤumen damit angeſtellt haben. Es ſchwellen
naͤm-
(x)
HEVERM operat. chirurg.
T. II. S. 281. Die, von der Faͤulnis er-
zeugte Luft machte, daß ein Karpe im
Waſſer ſchwamm, GERIKE. L. III.
c. 10.
(y) THEVENOT ſuite du
voyage du Levant. L. II. c. 4.
(z) CHARDIN voyage. T. IX.
S. 99.
(a) WILLIS de cerebro. S. 62.
(b)
ALEX. BENED. L. 24.
c. 19. Dergleichen hat ſalmvth
Cent. III. obſ. 21. 29. 40. marc.
donat. hiſt. med. mir. S. 142.
Die Steifigkeit des maͤnnl. Gliedes
aͤuſſert ſich an den todten Koͤrpern,
lievt. precis de la med. pratique.
S. 229.
(c) KRAMER med. milit. T. II.
S. 169.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 506[508]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/514>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.