Bei einem verhärteten, oder andern Geschwüre der Leber, stellet sich, wegen des gereizten Zwerchfelles, ein Husten ein, ob die reizende Ursache gleich auf diesem Wege nicht ausgetrieben werden kann. Die Natur hoft von einem ähnlichen Bestreben, eine ähnliche Erleichterung eines ähnlichen Uebels.
§. 36. Das Niesen.
Das Niesen ist vom Husten nicht sehr unterschieden, und doch viel heftiger, weil der Reiz in einem Theile stekkt, der noch zärter, und empfindlicher, als die Lunge ist. Die ganze Handlung besteht in einem sehr grossen Einatmen, davon Kopf und Nakken zugleich zurükke ge- worfen werden. Hierauf folgt ein Ausatmen, das so heftig ist, als eins seyn kann, und es behält, indem wir niesen, kein einziges Glied einige Festigkeit übrig. Es krümmt sich also der Kopf, und Hals vorwerts, so daß die Muskeln, die die Brust in die Höhe heben, nach lassen, und die Brust mit grössrer Gewalt niedergezogen werden könne, es erheben sich selbst die Schenkel (m), und sie biegen sich gegen den Stamm des Körpers. Die- se Handlung wird so oft wiederholt, so lange die Ursache der Beschwerung vorhanden ist, bisweilen wohl hundert und mehrmalen nach einander (n). Man hat ein be- ständiges Niesen von einigen Monaten (o) beobachtet.
Es
(m)[Spaltenumbruch]
Es werden die Gesäsmus- keln erschüttert, thrvston. S. 65.
(n) Von dem Kalkdampfe in dem Exempel Hofmanni; es hat aber ein ander Beispiel HILDAN obs. 24. Cent. I. Vergl. Eph. Nat. Cur. Cent. III. obs. 47. ein anderes cardanvs ad aphorism. Hipp. [Spaltenumbruch]
S. 587. ein anderes dreizehnstündi- ges von der Nieswurz, smetivs miscell. L. 10. ein ähnliches boer- haave Prax. med. L. I. S. 588. Ein tausendmal, und drüber wieder- holtes Niesen, Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 4. obs. 141.
(o)Journ. Oecon. 1755. Sept.
G g 5
IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
Bei einem verhaͤrteten, oder andern Geſchwuͤre der Leber, ſtellet ſich, wegen des gereizten Zwerchfelles, ein Huſten ein, ob die reizende Urſache gleich auf dieſem Wege nicht ausgetrieben werden kann. Die Natur hoft von einem aͤhnlichen Beſtreben, eine aͤhnliche Erleichterung eines aͤhnlichen Uebels.
§. 36. Das Nieſen.
Das Nieſen iſt vom Huſten nicht ſehr unterſchieden, und doch viel heftiger, weil der Reiz in einem Theile ſtekkt, der noch zaͤrter, und empfindlicher, als die Lunge iſt. Die ganze Handlung beſteht in einem ſehr groſſen Einatmen, davon Kopf und Nakken zugleich zuruͤkke ge- worfen werden. Hierauf folgt ein Ausatmen, das ſo heftig iſt, als eins ſeyn kann, und es behaͤlt, indem wir nieſen, kein einziges Glied einige Feſtigkeit uͤbrig. Es kruͤmmt ſich alſo der Kopf, und Hals vorwerts, ſo daß die Muskeln, die die Bruſt in die Hoͤhe heben, nach laſſen, und die Bruſt mit groͤſſrer Gewalt niedergezogen werden koͤnne, es erheben ſich ſelbſt die Schenkel (m), und ſie biegen ſich gegen den Stamm des Koͤrpers. Die- ſe Handlung wird ſo oft wiederholt, ſo lange die Urſache der Beſchwerung vorhanden iſt, bisweilen wohl hundert und mehrmalen nach einander (n). Man hat ein be- ſtaͤndiges Nieſen von einigen Monaten (o) beobachtet.
Es
(m)[Spaltenumbruch]
Es werden die Geſaͤsmus- keln erſchuͤttert, thrvſton. S. 65.
(n) Von dem Kalkdampfe in dem Exempel Hofmanni; es hat aber ein ander Beiſpiel HILDAN obſ. 24. Cent. I. Vergl. Eph. Nat. Cur. Cent. III. obſ. 47. ein anderes cardanvſ ad aphorism. Hipp. [Spaltenumbruch]
S. 587. ein anderes dreizehnſtuͤndi- ges von der Nieswurz, ſmetivſ miſcell. L. 10. ein aͤhnliches boer- haave Prax. med. L. I. S. 588. Ein tauſendmal, und druͤber wieder- holtes Nieſen, Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 4. obſ. 141.
(o)Journ. Oecon. 1755. Sept.
G g 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0479"n="473"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">IIII.</hi> Abſchn. deſſen Erſcheinungen.</hi></fw><lb/><p>Bei einem verhaͤrteten, oder andern Geſchwuͤre der Leber,<lb/>ſtellet ſich, wegen des gereizten Zwerchfelles, ein Huſten<lb/>
ein, ob die reizende Urſache gleich auf dieſem Wege nicht<lb/>
ausgetrieben werden kann. Die Natur hoft von einem<lb/>
aͤhnlichen Beſtreben, eine aͤhnliche Erleichterung eines<lb/>
aͤhnlichen Uebels.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 36.<lb/><hirendition="#b">Das Nieſen.</hi></head><lb/><p>Das <hirendition="#fr">Nieſen</hi> iſt vom Huſten nicht ſehr unterſchieden,<lb/>
und doch viel heftiger, weil der Reiz in einem Theile<lb/>ſtekkt, der noch zaͤrter, und empfindlicher, als die Lunge<lb/>
iſt. Die ganze Handlung beſteht in einem ſehr groſſen<lb/>
Einatmen, davon Kopf und Nakken zugleich zuruͤkke ge-<lb/>
worfen werden. Hierauf folgt ein Ausatmen, das ſo<lb/>
heftig iſt, als eins ſeyn kann, und es behaͤlt, indem<lb/>
wir nieſen, kein einziges Glied einige Feſtigkeit uͤbrig.<lb/>
Es kruͤmmt ſich alſo der Kopf, und Hals vorwerts, ſo<lb/>
daß die Muskeln, die die Bruſt in die Hoͤhe heben, nach<lb/>
laſſen, und die Bruſt mit groͤſſrer Gewalt niedergezogen<lb/>
werden koͤnne, es erheben ſich ſelbſt die Schenkel <noteplace="foot"n="(m)"><cb/>
Es werden die Geſaͤsmus-<lb/>
keln erſchuͤttert, <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">thrvſton.</hi></hi></hi><lb/>
S. 65.</note>,<lb/>
und ſie biegen ſich gegen den Stamm des Koͤrpers. Die-<lb/>ſe Handlung wird ſo oft wiederholt, ſo lange die Urſache<lb/>
der Beſchwerung vorhanden iſt, bisweilen wohl hundert<lb/>
und mehrmalen nach einander <noteplace="foot"n="(n)">Von dem Kalkdampfe in dem<lb/>
Exempel <hirendition="#fr">Hofmanni;</hi> es hat aber<lb/>
ein ander Beiſpiel <hirendition="#aq"><hirendition="#g">HILDAN</hi><lb/>
obſ. 24. Cent. I.</hi> Vergl. <hirendition="#aq">Eph. Nat.<lb/>
Cur. Cent. III. obſ.</hi> 47. ein anderes<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">cardanvſ</hi></hi> ad aphorism. Hipp.</hi><lb/><cb/>
S. 587. ein anderes dreizehnſtuͤndi-<lb/>
ges von der Nieswurz, <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">ſmetivſ</hi></hi><lb/>
miſcell. L.</hi> 10. ein aͤhnliches <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">boer-<lb/>
haave</hi></hi> Prax. med. L. I.</hi> S. 588.<lb/>
Ein tauſendmal, und druͤber wieder-<lb/>
holtes Nieſen, <hirendition="#aq">Eph. Nat. Cur. Dec.<lb/>
II. ann. 4. obſ.</hi> 141.</note>. Man hat ein be-<lb/>ſtaͤndiges Nieſen von einigen Monaten <noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq">Journ. Oecon. 1755. Sept.</hi></note> beobachtet.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">G g 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[473/0479]
IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
Bei einem verhaͤrteten, oder andern Geſchwuͤre der Leber,
ſtellet ſich, wegen des gereizten Zwerchfelles, ein Huſten
ein, ob die reizende Urſache gleich auf dieſem Wege nicht
ausgetrieben werden kann. Die Natur hoft von einem
aͤhnlichen Beſtreben, eine aͤhnliche Erleichterung eines
aͤhnlichen Uebels.
§. 36.
Das Nieſen.
Das Nieſen iſt vom Huſten nicht ſehr unterſchieden,
und doch viel heftiger, weil der Reiz in einem Theile
ſtekkt, der noch zaͤrter, und empfindlicher, als die Lunge
iſt. Die ganze Handlung beſteht in einem ſehr groſſen
Einatmen, davon Kopf und Nakken zugleich zuruͤkke ge-
worfen werden. Hierauf folgt ein Ausatmen, das ſo
heftig iſt, als eins ſeyn kann, und es behaͤlt, indem
wir nieſen, kein einziges Glied einige Feſtigkeit uͤbrig.
Es kruͤmmt ſich alſo der Kopf, und Hals vorwerts, ſo
daß die Muskeln, die die Bruſt in die Hoͤhe heben, nach
laſſen, und die Bruſt mit groͤſſrer Gewalt niedergezogen
werden koͤnne, es erheben ſich ſelbſt die Schenkel (m),
und ſie biegen ſich gegen den Stamm des Koͤrpers. Die-
ſe Handlung wird ſo oft wiederholt, ſo lange die Urſache
der Beſchwerung vorhanden iſt, bisweilen wohl hundert
und mehrmalen nach einander (n). Man hat ein be-
ſtaͤndiges Nieſen von einigen Monaten (o) beobachtet.
Es
(m)
Es werden die Geſaͤsmus-
keln erſchuͤttert, thrvſton.
S. 65.
(n) Von dem Kalkdampfe in dem
Exempel Hofmanni; es hat aber
ein ander Beiſpiel HILDAN
obſ. 24. Cent. I. Vergl. Eph. Nat.
Cur. Cent. III. obſ. 47. ein anderes
cardanvſ ad aphorism. Hipp.
S. 587. ein anderes dreizehnſtuͤndi-
ges von der Nieswurz, ſmetivſ
miſcell. L. 10. ein aͤhnliches boer-
haave Prax. med. L. I. S. 588.
Ein tauſendmal, und druͤber wieder-
holtes Nieſen, Eph. Nat. Cur. Dec.
II. ann. 4. obſ. 141.
(o) Journ. Oecon. 1755. Sept.
G g 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/479>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.