Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

IIII. Abschn. dessen Erscheinungen.
gen können, in so weit es nur die Beschaffenheit des
Körpers verstattet. Ein solcher wütender zerbrach ein
eisernes Gitter (x). Ein ergrimmter Löwe lies im Eisen
die Zeichen der Zähne zurükke (y).

So bald als wir diesen Schazz der Kräfte verlieren,
und das Zwerchfell wieder in die Höhe geht, so leert sich
die Lunge aus (z), sie schüttet ihr Blut aus, und es be-
giebt sich nunmehr dasjenige Geblüte in die Lunge,
welches bisher vor der rechten Herzkammer wartete, und
nachdem dieses sich auch ausgeleert hat, so entledigt sich
auch kurz darauf das Gehirn, und es läst sein überflüssi-
ges Blut von sich. Zu gleicher Zeit entgeht dem Rükk-
grade die Festigkeit, die Muskeln, welche die Schultern
hoben, sinken, da ihr fester Punkt schwankt, und sie lassen
sich zugleich mit der Brust nieder. Folglich hören bei
dem ausatmenden Menschen die Ursachen auf, welche erst
machten, daß die Muskeln eine grössere Stärke besassen.

§. 35.
Der Husten.

Jm Husten arbeitet das Zwerchfell, und der mus-
kelhafte Unterleib, nicht in einerlei, sondern in zwo Zei-
ten, welche gleich und zunächst auf einander folgen. Wir
machen uns zu dem Husten, mittelst eines grossen Einat-
mens, fertig, und es wird folglich das Zwerchfell so
stark niedergedrükkt (a), daß der Unterleib aufschwillt:
daher zieht man eine Menge Luft in die Lunge ein. Kurz
darauf ziehen wir, schnell und mit Nachdrukk, die Bauch-
muskeln zusammen, und wir lassen die übrigen Ausat-

mungs-
(x) [Spaltenumbruch] PANAROLVS Pentec.
IV. obs.
49.
(y) Phil. Trans. n. 310.
(z) Vorherg. 25 N.
(a) [Spaltenumbruch] Mem. sur la respir. exp. 47.
Davon schwillt der Leib auf, und
wird hart, winsl. Mem. 1738. S.
69. senac Memoir. von 1729.
S. 132.
G g 3

IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
gen koͤnnen, in ſo weit es nur die Beſchaffenheit des
Koͤrpers verſtattet. Ein ſolcher wuͤtender zerbrach ein
eiſernes Gitter (x). Ein ergrimmter Loͤwe lies im Eiſen
die Zeichen der Zaͤhne zuruͤkke (y).

So bald als wir dieſen Schazz der Kraͤfte verlieren,
und das Zwerchfell wieder in die Hoͤhe geht, ſo leert ſich
die Lunge aus (z), ſie ſchuͤttet ihr Blut aus, und es be-
giebt ſich nunmehr dasjenige Gebluͤte in die Lunge,
welches bisher vor der rechten Herzkammer wartete, und
nachdem dieſes ſich auch ausgeleert hat, ſo entledigt ſich
auch kurz darauf das Gehirn, und es laͤſt ſein uͤberfluͤſſi-
ges Blut von ſich. Zu gleicher Zeit entgeht dem Ruͤkk-
grade die Feſtigkeit, die Muskeln, welche die Schultern
hoben, ſinken, da ihr feſter Punkt ſchwankt, und ſie laſſen
ſich zugleich mit der Bruſt nieder. Folglich hoͤren bei
dem ausatmenden Menſchen die Urſachen auf, welche erſt
machten, daß die Muskeln eine groͤſſere Staͤrke beſaſſen.

§. 35.
Der Huſten.

Jm Huſten arbeitet das Zwerchfell, und der mus-
kelhafte Unterleib, nicht in einerlei, ſondern in zwo Zei-
ten, welche gleich und zunaͤchſt auf einander folgen. Wir
machen uns zu dem Huſten, mittelſt eines groſſen Einat-
mens, fertig, und es wird folglich das Zwerchfell ſo
ſtark niedergedruͤkkt (a), daß der Unterleib aufſchwillt:
daher zieht man eine Menge Luft in die Lunge ein. Kurz
darauf ziehen wir, ſchnell und mit Nachdrukk, die Bauch-
muskeln zuſammen, und wir laſſen die uͤbrigen Ausat-

mungs-
(x) [Spaltenumbruch] PANAROLVS Pentec.
IV. obſ.
49.
(y) Phil. Tranſ. n. 310.
(z) Vorherg. 25 N.
(a) [Spaltenumbruch] Mem. ſur la reſpir. exp. 47.
Davon ſchwillt der Leib auf, und
wird hart, winſl. Mem. 1738. S.
69. ſenac Memoir. von 1729.
S. 132.
G g 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0475" n="469"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IIII.</hi> Ab&#x017F;chn. de&#x017F;&#x017F;en Er&#x017F;cheinungen.</hi></fw><lb/>
gen ko&#x0364;nnen, in &#x017F;o weit es nur die Be&#x017F;chaffenheit des<lb/>
Ko&#x0364;rpers ver&#x017F;tattet. Ein &#x017F;olcher wu&#x0364;tender zerbrach ein<lb/>
ei&#x017F;ernes Gitter <note place="foot" n="(x)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PANAROLVS</hi> Pentec.<lb/>
IV. ob&#x017F;.</hi> 49.</note>. Ein ergrimmter Lo&#x0364;we lies im Ei&#x017F;en<lb/>
die Zeichen der Za&#x0364;hne zuru&#x0364;kke <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">Phil. Tran&#x017F;. n.</hi> 310.</note>.</p><lb/>
            <p>So bald als wir die&#x017F;en Schazz der Kra&#x0364;fte verlieren,<lb/>
und das Zwerchfell wieder in die Ho&#x0364;he geht, &#x017F;o leert &#x017F;ich<lb/>
die Lunge aus <note place="foot" n="(z)">Vorherg. 25 N.</note>, &#x017F;ie &#x017F;chu&#x0364;ttet ihr Blut aus, und es be-<lb/>
giebt &#x017F;ich nunmehr dasjenige Geblu&#x0364;te in die Lunge,<lb/>
welches bisher vor der rechten Herzkammer wartete, und<lb/>
nachdem die&#x017F;es &#x017F;ich auch ausgeleert hat, &#x017F;o entledigt &#x017F;ich<lb/>
auch kurz darauf das Gehirn, und es la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ein u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
ges Blut von &#x017F;ich. Zu gleicher Zeit entgeht dem Ru&#x0364;kk-<lb/>
grade die Fe&#x017F;tigkeit, die Muskeln, welche die Schultern<lb/>
hoben, &#x017F;inken, da ihr fe&#x017F;ter Punkt &#x017F;chwankt, und &#x017F;ie la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ich zugleich mit der Bru&#x017F;t nieder. Folglich ho&#x0364;ren bei<lb/>
dem ausatmenden Men&#x017F;chen die Ur&#x017F;achen auf, welche er&#x017F;t<lb/>
machten, daß die Muskeln eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Sta&#x0364;rke be&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 35.<lb/><hi rendition="#b">Der Hu&#x017F;ten.</hi></head><lb/>
            <p>Jm <hi rendition="#fr">Hu&#x017F;ten</hi> arbeitet das Zwerchfell, und der mus-<lb/>
kelhafte Unterleib, nicht in einerlei, &#x017F;ondern in zwo Zei-<lb/>
ten, welche gleich und zuna&#x0364;ch&#x017F;t auf einander folgen. Wir<lb/>
machen uns zu dem Hu&#x017F;ten, mittel&#x017F;t eines gro&#x017F;&#x017F;en Einat-<lb/>
mens, fertig, und es wird folglich das Zwerchfell &#x017F;o<lb/>
&#x017F;tark niedergedru&#x0364;kkt <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">Mem. &#x017F;ur la re&#x017F;pir. exp.</hi> 47.<lb/>
Davon &#x017F;chwillt der Leib auf, und<lb/>
wird hart, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">win&#x017F;l.</hi></hi> Mem.</hi> 1738. S.<lb/>
69. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">&#x017F;enac</hi></hi> Memoir.</hi> von 1729.<lb/>
S. 132.</note>, daß der Unterleib auf&#x017F;chwillt:<lb/>
daher zieht man eine Menge Luft in die Lunge ein. Kurz<lb/>
darauf ziehen wir, &#x017F;chnell und mit Nachdrukk, die Bauch-<lb/>
muskeln zu&#x017F;ammen, und wir la&#x017F;&#x017F;en die u&#x0364;brigen Ausat-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g 3</fw><fw place="bottom" type="catch">mungs-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[469/0475] IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen. gen koͤnnen, in ſo weit es nur die Beſchaffenheit des Koͤrpers verſtattet. Ein ſolcher wuͤtender zerbrach ein eiſernes Gitter (x). Ein ergrimmter Loͤwe lies im Eiſen die Zeichen der Zaͤhne zuruͤkke (y). So bald als wir dieſen Schazz der Kraͤfte verlieren, und das Zwerchfell wieder in die Hoͤhe geht, ſo leert ſich die Lunge aus (z), ſie ſchuͤttet ihr Blut aus, und es be- giebt ſich nunmehr dasjenige Gebluͤte in die Lunge, welches bisher vor der rechten Herzkammer wartete, und nachdem dieſes ſich auch ausgeleert hat, ſo entledigt ſich auch kurz darauf das Gehirn, und es laͤſt ſein uͤberfluͤſſi- ges Blut von ſich. Zu gleicher Zeit entgeht dem Ruͤkk- grade die Feſtigkeit, die Muskeln, welche die Schultern hoben, ſinken, da ihr feſter Punkt ſchwankt, und ſie laſſen ſich zugleich mit der Bruſt nieder. Folglich hoͤren bei dem ausatmenden Menſchen die Urſachen auf, welche erſt machten, daß die Muskeln eine groͤſſere Staͤrke beſaſſen. §. 35. Der Huſten. Jm Huſten arbeitet das Zwerchfell, und der mus- kelhafte Unterleib, nicht in einerlei, ſondern in zwo Zei- ten, welche gleich und zunaͤchſt auf einander folgen. Wir machen uns zu dem Huſten, mittelſt eines groſſen Einat- mens, fertig, und es wird folglich das Zwerchfell ſo ſtark niedergedruͤkkt (a), daß der Unterleib aufſchwillt: daher zieht man eine Menge Luft in die Lunge ein. Kurz darauf ziehen wir, ſchnell und mit Nachdrukk, die Bauch- muskeln zuſammen, und wir laſſen die uͤbrigen Ausat- mungs- (x) PANAROLVS Pentec. IV. obſ. 49. (y) Phil. Tranſ. n. 310. (z) Vorherg. 25 N. (a) Mem. ſur la reſpir. exp. 47. Davon ſchwillt der Leib auf, und wird hart, winſl. Mem. 1738. S. 69. ſenac Memoir. von 1729. S. 132. G g 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/475
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/475>, abgerufen am 20.11.2024.