§. 19. Das Wasser des Herzbeutels wird ver- worfen.
Man kann den Nuzzen des Herzbeutels nicht gehö- rig zeigen, wenn man nicht vorher von dem Wasser die- ses Sakkes handelt. Es ist dasselbe schon in den ältesten Zeiten bekannt gewesen, und es hat dessen schon der Ver- fasser des Hippocratischen Werkes peri trophes Erweh- nung gethan. Jndessen haben doch sehr viele und recht berühmte Männer dasselbe bestritten, und man darf ihre Versuche nicht verschweigen, auch alsdenn, wenn sie ge- wissermassen den unsrigen widersprechen. So behauptet Volcher Coiter, ein in der Vergleichungsanatomie nicht zu verachtender Schriftsteller, daß der Herzbeutel an den Vögeln überhaupt trokken sey (h). An dem Fal- ken hat Joh. Muraltus(i) kein Wasser darinnen fin- den können. Andere haben es eben so wenig in den ge- öfneten vierfüßigen Thieren angetroffen (k), und noch andre auch nicht einmal im Menschen selbst. Daß über- haupt darinnen gar keins, oder wenigstens nur einige wenige Tropfen vorhanden sind, wird von Schnei- dern(l) behauptet; und nach dem Bohn(m) und Dio- nis(n) ist es gar etwas widernatürliches. Man hat es aber auch in den Körpern kranker Personen nicht gefun- den, wenn berühmten Männern soll Glauben bei- gemessen werden. Nach schleunigen Todesfällen bezeu-
gen
(h)[Spaltenumbruch]Obs. anat. S. 131.
(i)Vademecum anat. S. 346.
(k) Am Hunde drelincovrt Canicid. 17. dionis Cours d'anat. S. 418. 420. An der Eidechse To- kaye, die Siamer Jesniten in ih- ren Obs. de mathem. & de phys. S. 51. Die Fleischer sprechen es [Spaltenumbruch]
den Ochsen ab, verduc de l'usage des parties, T. II. S. 63. u. folg.
(l)De catarrhis L. II. S. 99.
(m)Circul. anat. progymn. XX. S. 383. de lethal. vuln. S. 130. aus ihm verduc de l'usage des parties, am angef. Ort.
(n) Am angef. Ort.
Viertes Buch. Das Herz.
§. 19. Das Waſſer des Herzbeutels wird ver- worfen.
Man kann den Nuzzen des Herzbeutels nicht gehoͤ- rig zeigen, wenn man nicht vorher von dem Waſſer die- ſes Sakkes handelt. Es iſt daſſelbe ſchon in den aͤlteſten Zeiten bekannt geweſen, und es hat deſſen ſchon der Ver- faſſer des Hippocratiſchen Werkes περι τροφης Erweh- nung gethan. Jndeſſen haben doch ſehr viele und recht beruͤhmte Maͤnner daſſelbe beſtritten, und man darf ihre Verſuche nicht verſchweigen, auch alsdenn, wenn ſie ge- wiſſermaſſen den unſrigen widerſprechen. So behauptet Volcher Coiter, ein in der Vergleichungsanatomie nicht zu verachtender Schriftſteller, daß der Herzbeutel an den Voͤgeln uͤberhaupt trokken ſey (h). An dem Fal- ken hat Joh. Muraltus(i) kein Waſſer darinnen fin- den koͤnnen. Andere haben es eben ſo wenig in den ge- oͤfneten vierfuͤßigen Thieren angetroffen (k), und noch andre auch nicht einmal im Menſchen ſelbſt. Daß uͤber- haupt darinnen gar keins, oder wenigſtens nur einige wenige Tropfen vorhanden ſind, wird von Schnei- dern(l) behauptet; und nach dem Bohn(m) und Dio- nis(n) iſt es gar etwas widernatuͤrliches. Man hat es aber auch in den Koͤrpern kranker Perſonen nicht gefun- den, wenn beruͤhmten Maͤnnern ſoll Glauben bei- gemeſſen werden. Nach ſchleunigen Todesfaͤllen bezeu-
gen
(h)[Spaltenumbruch]Obſ. anat. S. 131.
(i)Vademecum anat. S. 346.
(k) Am Hunde drelincovrt Canicid. 17. dionis Cours d’anat. S. 418. 420. An der Eidechſe To- kaye, die Siamer Jeſniten in ih- ren Obſ. de mathem. & de phyſ. S. 51. Die Fleiſcher ſprechen es [Spaltenumbruch]
den Ochſen ab, verduc de l’uſage des parties, T. II. S. 63. u. folg.
(l)De catarrhis L. II. S. 99.
(m)Circul. anat. progymn. XX. S. 383. de lethal. vuln. S. 130. aus ihm verduc de l’uſage des parties, am angef. Ort.
(n) Am angef. Ort.
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Viertes Buch. Das Herz.
§. 19.
Das Waſſer des Herzbeutels wird ver-
worfen.
Man kann den Nuzzen des Herzbeutels nicht gehoͤ-
rig zeigen, wenn man nicht vorher von dem Waſſer die-
ſes Sakkes handelt. Es iſt daſſelbe ſchon in den aͤlteſten
Zeiten bekannt geweſen, und es hat deſſen ſchon der Ver-
faſſer des Hippocratiſchen Werkes περι τροφης Erweh-
nung gethan. Jndeſſen haben doch ſehr viele und recht
beruͤhmte Maͤnner daſſelbe beſtritten, und man darf ihre
Verſuche nicht verſchweigen, auch alsdenn, wenn ſie ge-
wiſſermaſſen den unſrigen widerſprechen. So behauptet
Volcher Coiter, ein in der Vergleichungsanatomie
nicht zu verachtender Schriftſteller, daß der Herzbeutel
an den Voͤgeln uͤberhaupt trokken ſey (h). An dem Fal-
ken hat Joh. Muraltus (i) kein Waſſer darinnen fin-
den koͤnnen. Andere haben es eben ſo wenig in den ge-
oͤfneten vierfuͤßigen Thieren angetroffen (k), und noch
andre auch nicht einmal im Menſchen ſelbſt. Daß uͤber-
haupt darinnen gar keins, oder wenigſtens nur einige
wenige Tropfen vorhanden ſind, wird von Schnei-
dern (l) behauptet; und nach dem Bohn (m) und Dio-
nis (n) iſt es gar etwas widernatuͤrliches. Man hat es
aber auch in den Koͤrpern kranker Perſonen nicht gefun-
den, wenn beruͤhmten Maͤnnern ſoll Glauben bei-
gemeſſen werden. Nach ſchleunigen Todesfaͤllen bezeu-
gen
(h)
Obſ. anat. S. 131.
(i) Vademecum anat. S. 346.
(k) Am Hunde drelincovrt
Canicid. 17. dionis Cours d’anat.
S. 418. 420. An der Eidechſe To-
kaye, die Siamer Jeſniten in ih-
ren Obſ. de mathem. & de phyſ.
S. 51. Die Fleiſcher ſprechen es
den Ochſen ab, verduc de l’uſage
des parties, T. II. S. 63. u. folg.
(l) De catarrhis L. II. S. 99.
(m) Circul. anat. progymn.
XX. S. 383. de lethal. vuln. S.
130. aus ihm verduc de l’uſage
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(n) Am angef. Ort.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/590>, abgerufen am 21.12.2024.
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