tes vorhanden sey (f). Da aber die Perser gemeinig- lich die Arabischen Aerzte lesen und denenselben folgen, diese aber fast alles von den Griechen haben, und dann dieser Umlauf denen Griechen völlig unbekannt geblieben, so ist es um so viel weniger wahrscheinlich, daß man in dem neuern oder heutigen Asien, wo alle gute Künste ohnedem so schläfrig getrieben werden, und man vor den todten Leichnamen einen so grossen Abscheu hat, solte ei- ne solche wichtige Entdekkung haben machen können. Jnzwischen könnte man, nach meinem Ermessen, diese Eintheilung leichter machen, wenn man, nach dem Bei- spiel derer Jnsekten, diejenigen Thiere für unrein erklär- te, die kein rothgefärbtes Blut haben, welches sich durch die Gefässe bewegt, und hingegen unter dem Ausdruk des Umlaufs nur allein den ordentlichen Lauf des Blu- tes begriffe.
§. 32. Die Erfindung des Umlaufs kommt allein dem Harvey zu.
Man muß hiernächst der Billigkeit nach erwegen, daß derjenige nicht vor den wahren Erfinder einer Sache könne gehalten werden, dem nur einige flüchtige Gedan- ken davon entfahren sind, die sich auf keine Versuche gründen; sondern daß nur der diese Ehre verdiene, wel- cher die Warheit vermittelst derer gemachten Versuche und seines eigenen Nachdenkens gründlich an den Tag
gebracht,
(f)[Spaltenumbruch]
Ebendas. T. VII. S. 226. Es sind diese Worte nebst der gan- zen Persischen Gottesgelarheit aus dem kurzen Auszuge genommen, welcher zu des Konigs Abbas Zei- ten herauskam, der zwar mit dem Harvey zu gleicher Zeit lebte, in deren Ansehung aber sich ein so kleiner Unterschied zwischen ihnen [Spaltenumbruch]
befand, daß eine neue Warheit nicht einmal in Europa hätte kön- nen bekannt, oder aufgenommen werden, noch weniger aber wahr- scheinlicher Weise zu vermuthen wäre, daß die Schriften des Har- vey von so weit entfernten Vol- kern indessen solten seyn gelesen worden.
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durch die Schlag-in die Blutadern.
tes vorhanden ſey (f). Da aber die Perſer gemeinig- lich die Arabiſchen Aerzte leſen und denenſelben folgen, dieſe aber faſt alles von den Griechen haben, und dann dieſer Umlauf denen Griechen voͤllig unbekannt geblieben, ſo iſt es um ſo viel weniger wahrſcheinlich, daß man in dem neuern oder heutigen Aſien, wo alle gute Kuͤnſte ohnedem ſo ſchlaͤfrig getrieben werden, und man vor den todten Leichnamen einen ſo groſſen Abſcheu hat, ſolte ei- ne ſolche wichtige Entdekkung haben machen koͤnnen. Jnzwiſchen koͤnnte man, nach meinem Ermeſſen, dieſe Eintheilung leichter machen, wenn man, nach dem Bei- ſpiel derer Jnſekten, diejenigen Thiere fuͤr unrein erklaͤr- te, die kein rothgefaͤrbtes Blut haben, welches ſich durch die Gefaͤſſe bewegt, und hingegen unter dem Ausdruk des Umlaufs nur allein den ordentlichen Lauf des Blu- tes begriffe.
§. 32. Die Erfindung des Umlaufs kommt allein dem Harvey zu.
Man muß hiernaͤchſt der Billigkeit nach erwegen, daß derjenige nicht vor den wahren Erfinder einer Sache koͤnne gehalten werden, dem nur einige fluͤchtige Gedan- ken davon entfahren ſind, die ſich auf keine Verſuche gruͤnden; ſondern daß nur der dieſe Ehre verdiene, wel- cher die Warheit vermittelſt derer gemachten Verſuche und ſeines eigenen Nachdenkens gruͤndlich an den Tag
gebracht,
(f)[Spaltenumbruch]
Ebendaſ. T. VII. S. 226. Es ſind dieſe Worte nebſt der gan- zen Perſiſchen Gottesgelarheit aus dem kurzen Auszuge genommen, welcher zu des Konigs Abbas Zei- ten herauskam, der zwar mit dem Harvey zu gleicher Zeit lebte, in deren Anſehung aber ſich ein ſo kleiner Unterſchied zwiſchen ihnen [Spaltenumbruch]
befand, daß eine neue Warheit nicht einmal in Europa haͤtte koͤn- nen bekannt, oder aufgenommen werden, noch weniger aber wahr- ſcheinlicher Weiſe zu vermuthen waͤre, daß die Schriften des Har- vey von ſo weit entfernten Vol- kern indeſſen ſolten ſeyn geleſen worden.
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durch die Schlag-in die Blutadern.
tes vorhanden ſey (f). Da aber die Perſer gemeinig-
lich die Arabiſchen Aerzte leſen und denenſelben folgen,
dieſe aber faſt alles von den Griechen haben, und dann
dieſer Umlauf denen Griechen voͤllig unbekannt geblieben,
ſo iſt es um ſo viel weniger wahrſcheinlich, daß man in
dem neuern oder heutigen Aſien, wo alle gute Kuͤnſte
ohnedem ſo ſchlaͤfrig getrieben werden, und man vor den
todten Leichnamen einen ſo groſſen Abſcheu hat, ſolte ei-
ne ſolche wichtige Entdekkung haben machen koͤnnen.
Jnzwiſchen koͤnnte man, nach meinem Ermeſſen, dieſe
Eintheilung leichter machen, wenn man, nach dem Bei-
ſpiel derer Jnſekten, diejenigen Thiere fuͤr unrein erklaͤr-
te, die kein rothgefaͤrbtes Blut haben, welches ſich durch
die Gefaͤſſe bewegt, und hingegen unter dem Ausdruk
des Umlaufs nur allein den ordentlichen Lauf des Blu-
tes begriffe.
§. 32.
Die Erfindung des Umlaufs kommt allein
dem Harvey zu.
Man muß hiernaͤchſt der Billigkeit nach erwegen,
daß derjenige nicht vor den wahren Erfinder einer Sache
koͤnne gehalten werden, dem nur einige fluͤchtige Gedan-
ken davon entfahren ſind, die ſich auf keine Verſuche
gruͤnden; ſondern daß nur der dieſe Ehre verdiene, wel-
cher die Warheit vermittelſt derer gemachten Verſuche
und ſeines eigenen Nachdenkens gruͤndlich an den Tag
gebracht,
(f)
Ebendaſ. T. VII. S. 226.
Es ſind dieſe Worte nebſt der gan-
zen Perſiſchen Gottesgelarheit aus
dem kurzen Auszuge genommen,
welcher zu des Konigs Abbas Zei-
ten herauskam, der zwar mit dem
Harvey zu gleicher Zeit lebte, in
deren Anſehung aber ſich ein ſo
kleiner Unterſchied zwiſchen ihnen
befand, daß eine neue Warheit
nicht einmal in Europa haͤtte koͤn-
nen bekannt, oder aufgenommen
werden, noch weniger aber wahr-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/525>, abgerufen am 21.12.2024.
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