Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Blutlauf in den Blutadern.
Schlagadern der Gliedmassen weggewiesen worden, oder
wenigstens eine Abzehrung oder Schwindung zuwege
bringen, wenn man entweder einen verdorbenen, oder
unzulänglichen Blutvorrath für dieselben übrig liesse.
Denn daß dergleichen auch von einer allzustarken An-
ziehung der Kniebänder erfolge, davon sind verschiedene
Exempel vorhanden (c).

§. 12.
Versuche, da man entblöste Adern unter-
bunden.

Es sind noch die an den entblösten Adern anzustellen-
de Versuche übrig, welche den Weg, den das Blut
nimmt, noch deutlicher zu erkennen geben. Denn wenn
man eine Blutader unterbunden, so konnte man leicht
beobachten, wo sie aufschwoll, wie sie nach einer Ver-
lezzung das Blut in grösserer Menge ausschüttete, wo
sie dagegen zusammenfiel, und, wenn man eine Oefnung
daselbst gemacht, kein Blut herausfloß. Wenn nun
das Blut aus dem Herzen in die Blutadern kommen soll,
so muß die Blutader aufschwellen und sich mit dem zusam-
mengehäuften Blute zwischen dem Herzen und dem Ban-
de anfüllen, das Gegentheil aber muß zwischen dem Ban-
de, das das Blut aufhält, und dem Gliede erfolgen,
wofern das Blut von den Gliedmassen und dem ganzen
Körper durch die Blutadern wieder nach dem Herzen zu-
rükkehrt. Es wird nämlich der Geschwulst der Blut-
ader sich zwischen den Gliedmassen und dem Bande be-
finden, weil das Blut von den kleinsten Aesten der Blut-
ader herkömmt, seinen Lauf aber zu vollführen gehindert
wird, und es wird die Blutader oberhalb der Schnur,
näher gegen das Herz, weil dieselbe vor jezt nichts mehr er-
hält, da das Blut von der Schnur zurükgewiesen worden,

als-
(c) tillands in Disp. de atrophia.
C c

Der Blutlauf in den Blutadern.
Schlagadern der Gliedmaſſen weggewieſen worden, oder
wenigſtens eine Abzehrung oder Schwindung zuwege
bringen, wenn man entweder einen verdorbenen, oder
unzulaͤnglichen Blutvorrath fuͤr dieſelben uͤbrig lieſſe.
Denn daß dergleichen auch von einer allzuſtarken An-
ziehung der Kniebaͤnder erfolge, davon ſind verſchiedene
Exempel vorhanden (c).

§. 12.
Verſuche, da man entbloͤſte Adern unter-
bunden.

Es ſind noch die an den entbloͤſten Adern anzuſtellen-
de Verſuche uͤbrig, welche den Weg, den das Blut
nimmt, noch deutlicher zu erkennen geben. Denn wenn
man eine Blutader unterbunden, ſo konnte man leicht
beobachten, wo ſie aufſchwoll, wie ſie nach einer Ver-
lezzung das Blut in groͤſſerer Menge ausſchuͤttete, wo
ſie dagegen zuſammenfiel, und, wenn man eine Oefnung
daſelbſt gemacht, kein Blut herausfloß. Wenn nun
das Blut aus dem Herzen in die Blutadern kommen ſoll,
ſo muß die Blutader aufſchwellen und ſich mit dem zuſam-
mengehaͤuften Blute zwiſchen dem Herzen und dem Ban-
de anfuͤllen, das Gegentheil aber muß zwiſchen dem Ban-
de, das das Blut aufhaͤlt, und dem Gliede erfolgen,
wofern das Blut von den Gliedmaſſen und dem ganzen
Koͤrper durch die Blutadern wieder nach dem Herzen zu-
ruͤkkehrt. Es wird naͤmlich der Geſchwulſt der Blut-
ader ſich zwiſchen den Gliedmaſſen und dem Bande be-
finden, weil das Blut von den kleinſten Aeſten der Blut-
ader herkoͤmmt, ſeinen Lauf aber zu vollfuͤhren gehindert
wird, und es wird die Blutader oberhalb der Schnur,
naͤher gegen das Herz, weil dieſelbe vor jezt nichts mehr er-
haͤlt, da das Blut von der Schnur zuruͤkgewieſen worden,

als-
(c) tillands in Diſp. de atrophia.
C c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0457" n="401"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Blutlauf in den Blutadern.</hi></fw><lb/>
Schlagadern der Gliedma&#x017F;&#x017F;en weggewie&#x017F;en worden, oder<lb/>
wenig&#x017F;tens eine Abzehrung oder Schwindung zuwege<lb/>
bringen, wenn man entweder einen verdorbenen, oder<lb/>
unzula&#x0364;nglichen Blutvorrath fu&#x0364;r die&#x017F;elben u&#x0364;brig lie&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Denn daß dergleichen auch von einer allzu&#x017F;tarken An-<lb/>
ziehung der Knieba&#x0364;nder erfolge, davon &#x017F;ind ver&#x017F;chiedene<lb/>
Exempel vorhanden <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">tillands</hi> in Di&#x017F;p. de atrophia.</hi></note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 12.<lb/>
Ver&#x017F;uche, da man entblo&#x0364;&#x017F;te Adern unter-<lb/>
bunden.</head><lb/>
            <p>Es &#x017F;ind noch die an den entblo&#x0364;&#x017F;ten Adern anzu&#x017F;tellen-<lb/>
de Ver&#x017F;uche u&#x0364;brig, welche den Weg, den das Blut<lb/>
nimmt, noch deutlicher zu erkennen geben. Denn wenn<lb/>
man eine Blutader unterbunden, &#x017F;o konnte man leicht<lb/>
beobachten, wo &#x017F;ie auf&#x017F;chwoll, wie &#x017F;ie nach einer Ver-<lb/>
lezzung das Blut in gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Menge aus&#x017F;chu&#x0364;ttete, wo<lb/>
&#x017F;ie dagegen zu&#x017F;ammenfiel, und, wenn man eine Oefnung<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t gemacht, kein Blut herausfloß. Wenn nun<lb/>
das Blut aus dem Herzen in die Blutadern kommen &#x017F;oll,<lb/>
&#x017F;o muß die Blutader auf&#x017F;chwellen und &#x017F;ich mit dem zu&#x017F;am-<lb/>
mengeha&#x0364;uften Blute zwi&#x017F;chen dem Herzen und dem Ban-<lb/>
de anfu&#x0364;llen, das Gegentheil aber muß zwi&#x017F;chen dem Ban-<lb/>
de, das das Blut aufha&#x0364;lt, und dem Gliede erfolgen,<lb/>
wofern das Blut von den Gliedma&#x017F;&#x017F;en und dem ganzen<lb/>
Ko&#x0364;rper durch die Blutadern wieder nach dem Herzen zu-<lb/>
ru&#x0364;kkehrt. Es wird na&#x0364;mlich der Ge&#x017F;chwul&#x017F;t der Blut-<lb/>
ader &#x017F;ich zwi&#x017F;chen den Gliedma&#x017F;&#x017F;en und dem Bande be-<lb/>
finden, weil das Blut von den klein&#x017F;ten Ae&#x017F;ten der Blut-<lb/>
ader herko&#x0364;mmt, &#x017F;einen Lauf aber zu vollfu&#x0364;hren gehindert<lb/>
wird, und es wird die Blutader oberhalb der Schnur,<lb/>
na&#x0364;her gegen das Herz, weil die&#x017F;elbe vor jezt nichts mehr er-<lb/>
ha&#x0364;lt, da das Blut von der Schnur zuru&#x0364;kgewie&#x017F;en worden,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c</fw><fw place="bottom" type="catch">als-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[401/0457] Der Blutlauf in den Blutadern. Schlagadern der Gliedmaſſen weggewieſen worden, oder wenigſtens eine Abzehrung oder Schwindung zuwege bringen, wenn man entweder einen verdorbenen, oder unzulaͤnglichen Blutvorrath fuͤr dieſelben uͤbrig lieſſe. Denn daß dergleichen auch von einer allzuſtarken An- ziehung der Kniebaͤnder erfolge, davon ſind verſchiedene Exempel vorhanden (c). §. 12. Verſuche, da man entbloͤſte Adern unter- bunden. Es ſind noch die an den entbloͤſten Adern anzuſtellen- de Verſuche uͤbrig, welche den Weg, den das Blut nimmt, noch deutlicher zu erkennen geben. Denn wenn man eine Blutader unterbunden, ſo konnte man leicht beobachten, wo ſie aufſchwoll, wie ſie nach einer Ver- lezzung das Blut in groͤſſerer Menge ausſchuͤttete, wo ſie dagegen zuſammenfiel, und, wenn man eine Oefnung daſelbſt gemacht, kein Blut herausfloß. Wenn nun das Blut aus dem Herzen in die Blutadern kommen ſoll, ſo muß die Blutader aufſchwellen und ſich mit dem zuſam- mengehaͤuften Blute zwiſchen dem Herzen und dem Ban- de anfuͤllen, das Gegentheil aber muß zwiſchen dem Ban- de, das das Blut aufhaͤlt, und dem Gliede erfolgen, wofern das Blut von den Gliedmaſſen und dem ganzen Koͤrper durch die Blutadern wieder nach dem Herzen zu- ruͤkkehrt. Es wird naͤmlich der Geſchwulſt der Blut- ader ſich zwiſchen den Gliedmaſſen und dem Bande be- finden, weil das Blut von den kleinſten Aeſten der Blut- ader herkoͤmmt, ſeinen Lauf aber zu vollfuͤhren gehindert wird, und es wird die Blutader oberhalb der Schnur, naͤher gegen das Herz, weil dieſelbe vor jezt nichts mehr er- haͤlt, da das Blut von der Schnur zuruͤkgewieſen worden, als- (c) tillands in Diſp. de atrophia. C c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/457
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/457>, abgerufen am 21.12.2024.