etwas mehr erweitern. Solchergestalt pflegt auch in dem Herzen, dessen Klappen einen solchen Nuzzen leisten, den noch niemand in Zweifel gezogen hat, oftermals nach dem Tode der aus der Aorte zurükgetriebene Talg in die Herzkammern wieder einzudringen, und wenn der Körper eröfnet worden, so gehet aus dem zusammenge- drükten rechten Herzohr das Blut in die Holader zu- rük (u+). Solchemnach werden also die Klappen in ei- nem lebendigen Thiere ihrem Amte weit vollkommener vorstehen können, wie sie denn auch in der That bei ei- nem lebendigen Menschen und an dessen aufschwellenden Arme dasselbe also wirklich wahrzunehmen scheinen.
§. 5. Ein gegenseitiger Versuch.
Man darf aber hierbei auch nicht verschweigen, daß hin und wieder einige Versuche beweisen, daß die Klap- pen keine solche vollkommene Wächter abgeben, als sie wohl nach der Theorie seyn solten. Denn es ist theils die Luft, die man in die Hüftenblutader getrieben, bis zu den Füssen herabgegangen (u*), theils haben an einer le- bendigen Stutte die Klappen das zurüklaufende Blut über sich zurükgehalten (u**), gleichwie denn auch eine zwischen zwo Klappen geöfnete Blutader dennoch Blut von sich gegeben hat (u***). Endlich hat man an einem lebendigen Menschen wahrgenommen, daß die Milch, die man nach einer solchen Richtung in eine eröfnete Blutader getrieben, daß sie nach der Hand zu getrieben worden, ein wenig von dieser Theorie abzuweichen ge- schienen habe. Denn man meldet uns, daß dieselbe erstlich
zurük-
(u+)[Spaltenumbruch]Second Mem. sur les part. irrit. er sensibl. S. 392. Exp. 474. 55. 553. 557.
(u*)biolan respons. ad Harv. [Spaltenumbruch]
S. 77. pisoni ult. antiquit. S. 64.
(u**)hales Haemastat. S. 14.
(u***)meibohm de Valvul u. 58.
Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
etwas mehr erweitern. Solchergeſtalt pflegt auch in dem Herzen, deſſen Klappen einen ſolchen Nuzzen leiſten, den noch niemand in Zweifel gezogen hat, oftermals nach dem Tode der aus der Aorte zuruͤkgetriebene Talg in die Herzkammern wieder einzudringen, und wenn der Koͤrper eroͤfnet worden, ſo gehet aus dem zuſammenge- druͤkten rechten Herzohr das Blut in die Holader zu- ruͤk (u†). Solchemnach werden alſo die Klappen in ei- nem lebendigen Thiere ihrem Amte weit vollkommener vorſtehen koͤnnen, wie ſie denn auch in der That bei ei- nem lebendigen Menſchen und an deſſen aufſchwellenden Arme daſſelbe alſo wirklich wahrzunehmen ſcheinen.
§. 5. Ein gegenſeitiger Verſuch.
Man darf aber hierbei auch nicht verſchweigen, daß hin und wieder einige Verſuche beweiſen, daß die Klap- pen keine ſolche vollkommene Waͤchter abgeben, als ſie wohl nach der Theorie ſeyn ſolten. Denn es iſt theils die Luft, die man in die Huͤftenblutader getrieben, bis zu den Fuͤſſen herabgegangen (u*), theils haben an einer le- bendigen Stutte die Klappen das zuruͤklaufende Blut uͤber ſich zuruͤkgehalten (u**), gleichwie denn auch eine zwiſchen zwo Klappen geoͤfnete Blutader dennoch Blut von ſich gegeben hat (u***). Endlich hat man an einem lebendigen Menſchen wahrgenommen, daß die Milch, die man nach einer ſolchen Richtung in eine eroͤfnete Blutader getrieben, daß ſie nach der Hand zu getrieben worden, ein wenig von dieſer Theorie abzuweichen ge- ſchienen habe. Denn man meldet uns, daß dieſelbe erſtlich
zuruͤk-
(u†)[Spaltenumbruch]Second Mem. ſur les part. irrit. er ſenſibl. S. 392. Exp. 474. 55. 553. 557.
(u*)biolan reſponſ. ad Harv. [Spaltenumbruch]
S. 77. pisoni ult. antiquit. S. 64.
(u**)hales Haemaſtat. S. 14.
(u***)meibohm de Valvul u. 58.
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Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
etwas mehr erweitern. Solchergeſtalt pflegt auch in
dem Herzen, deſſen Klappen einen ſolchen Nuzzen leiſten,
den noch niemand in Zweifel gezogen hat, oftermals
nach dem Tode der aus der Aorte zuruͤkgetriebene Talg
in die Herzkammern wieder einzudringen, und wenn der
Koͤrper eroͤfnet worden, ſo gehet aus dem zuſammenge-
druͤkten rechten Herzohr das Blut in die Holader zu-
ruͤk (u†). Solchemnach werden alſo die Klappen in ei-
nem lebendigen Thiere ihrem Amte weit vollkommener
vorſtehen koͤnnen, wie ſie denn auch in der That bei ei-
nem lebendigen Menſchen und an deſſen aufſchwellenden
Arme daſſelbe alſo wirklich wahrzunehmen ſcheinen.
§. 5.
Ein gegenſeitiger Verſuch.
Man darf aber hierbei auch nicht verſchweigen, daß
hin und wieder einige Verſuche beweiſen, daß die Klap-
pen keine ſolche vollkommene Waͤchter abgeben, als ſie
wohl nach der Theorie ſeyn ſolten. Denn es iſt theils
die Luft, die man in die Huͤftenblutader getrieben, bis zu
den Fuͤſſen herabgegangen (u*), theils haben an einer le-
bendigen Stutte die Klappen das zuruͤklaufende Blut
uͤber ſich zuruͤkgehalten (u**), gleichwie denn auch eine
zwiſchen zwo Klappen geoͤfnete Blutader dennoch Blut
von ſich gegeben hat (u***). Endlich hat man an einem
lebendigen Menſchen wahrgenommen, daß die Milch,
die man nach einer ſolchen Richtung in eine eroͤfnete
Blutader getrieben, daß ſie nach der Hand zu getrieben
worden, ein wenig von dieſer Theorie abzuweichen ge-
ſchienen habe. Denn man meldet uns, daß dieſelbe erſtlich
zuruͤk-
(u†)
Second Mem. ſur les part.
irrit. er ſenſibl. S. 392. Exp. 474.
55. 553. 557.
(u*) biolan reſponſ. ad Harv.
S. 77. pisoni ult. antiquit.
S. 64.
(u**) hales Haemaſtat. S. 14.
(u***) meibohm de Valvul u.
58.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/446>, abgerufen am 20.11.2024.
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