durch die völlige Wirksamkeit der Muskeln, indem sie die schwellende Blutadern zusammendrükken, einzig und al- lein der Umlauf des Blutes unterstüzzet. Diejenige Kraft bleibet unvermindert, vermittelst der das Blut gegen das Herz zu getrieben wird, dagegen nehmen die Klappen den andern Theil des Drukkes auf, der dem Blutlaufe nachtheilig ist, und dieser Theil kann daher sei- ne Wirkung, die den Endzwekke der Natur sonst zuwider wäre, nicht äussern, noch das in den Blutadern befind- liche Blut nach den Gliedmassen hinzuführen. Dieses haben längst vor mir berühmte Männer (s) eingesehen. Und daher befinden sich an den äussern Gliedern die mei- sten Klappen, da es sich hingegen mit den Blutadern der Eingeweide ganz anders verhält. Denn es sind zwar wohl an den Gliedmassen, aber nicht an den Einge- weide, Muskeln vorhanden, deren Wirksamkeit den Umlauf des Blutes befördern kann.
§. 4. Dieser Dienst der Klappen wird durch Versuche bestätiget.
Diese besondere Kraft der Klappen kann am aller- leichtesten durch die anatomische Einsprizzung mit Talg erwiesen werden (t), so oft man eine kleine Röhre an die Achselblutader ansezzet: denn es dehnt der Talg, wenn derselbe dem Laufe des Blutes in dieser Blutader gerade entgegen gepresset wird, die ihm vorkommende Klappen auseinander, er zwinget ihre Hölungen, daß sie in Kno- ten aufschwellen müssen (u), und man kann es mit aller
Mühe
(s)[Spaltenumbruch]Claud. perravlt du mou- vement peristaltique. S. 140. Me- canique des animaux, S. 256. Clif- ton wintringham an angef. Ort. S. 225.
(t) Sie geben nach, wenn man mit einem Drat gegen das Herz zu [Spaltenumbruch]
stösset, und widerstehen hingegen, wenn man denselben rükwerts be- wegt. harvei, S. 124.
(u)Icon. Anat Fasc. VI. Tab. III. monroo de semine et testib. T. I. f. 2.
Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
durch die voͤllige Wirkſamkeit der Muskeln, indem ſie die ſchwellende Blutadern zuſammendruͤkken, einzig und al- lein der Umlauf des Blutes unterſtuͤzzet. Diejenige Kraft bleibet unvermindert, vermittelſt der das Blut gegen das Herz zu getrieben wird, dagegen nehmen die Klappen den andern Theil des Drukkes auf, der dem Blutlaufe nachtheilig iſt, und dieſer Theil kann daher ſei- ne Wirkung, die den Endzwekke der Natur ſonſt zuwider waͤre, nicht aͤuſſern, noch das in den Blutadern befind- liche Blut nach den Gliedmaſſen hinzufuͤhren. Dieſes haben laͤngſt vor mir beruͤhmte Maͤnner (s) eingeſehen. Und daher befinden ſich an den aͤuſſern Gliedern die mei- ſten Klappen, da es ſich hingegen mit den Blutadern der Eingeweide ganz anders verhaͤlt. Denn es ſind zwar wohl an den Gliedmaſſen, aber nicht an den Einge- weide, Muskeln vorhanden, deren Wirkſamkeit den Umlauf des Blutes befoͤrdern kann.
§. 4. Dieſer Dienſt der Klappen wird durch Verſuche beſtaͤtiget.
Dieſe beſondere Kraft der Klappen kann am aller- leichteſten durch die anatomiſche Einſprizzung mit Talg erwieſen werden (t), ſo oft man eine kleine Roͤhre an die Achſelblutader anſezzet: denn es dehnt der Talg, wenn derſelbe dem Laufe des Blutes in dieſer Blutader gerade entgegen gepreſſet wird, die ihm vorkommende Klappen auseinander, er zwinget ihre Hoͤlungen, daß ſie in Kno- ten aufſchwellen muͤſſen (u), und man kann es mit aller
Muͤhe
(s)[Spaltenumbruch]Claud. perravlt du mou- vement periſtaltique. S. 140. Me- canique des animaux, S. 256. Clif- ton wintringham an angef. Ort. S. 225.
(t) Sie geben nach, wenn man mit einem Drat gegen das Herz zu [Spaltenumbruch]
ſtoͤſſet, und widerſtehen hingegen, wenn man denſelben ruͤkwerts be- wegt. harvei, S. 124.
(u)Icon. Anat Faſc. VI. Tab. III. monroo de ſemine et teſtib. T. I. f. 2.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0444"n="388"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.</hi></fw><lb/>
durch die voͤllige Wirkſamkeit der Muskeln, indem ſie die<lb/>ſchwellende Blutadern zuſammendruͤkken, einzig und al-<lb/>
lein der Umlauf des Blutes unterſtuͤzzet. Diejenige<lb/>
Kraft bleibet unvermindert, vermittelſt der das Blut<lb/>
gegen das Herz zu getrieben wird, dagegen nehmen die<lb/>
Klappen den andern Theil des Drukkes auf, der dem<lb/>
Blutlaufe nachtheilig iſt, und dieſer Theil kann daher ſei-<lb/>
ne Wirkung, die den Endzwekke der Natur ſonſt zuwider<lb/>
waͤre, nicht aͤuſſern, noch das in den Blutadern befind-<lb/>
liche Blut nach den Gliedmaſſen hinzufuͤhren. Dieſes<lb/>
haben laͤngſt vor mir beruͤhmte Maͤnner <noteplace="foot"n="(s)"><cb/><hirendition="#aq">Claud. <hirendition="#k">perravlt</hi> du mou-<lb/>
vement periſtaltique.</hi> S. 140. <hirendition="#aq">Me-<lb/>
canique des animaux,</hi> S. 256. <hirendition="#aq">Clif-<lb/>
ton <hirendition="#k">wintringham</hi></hi> an angef. Ort.<lb/>
S. 225.</note> eingeſehen.<lb/>
Und daher befinden ſich an den aͤuſſern Gliedern die mei-<lb/>ſten Klappen, da es ſich hingegen mit den Blutadern<lb/>
der Eingeweide ganz anders verhaͤlt. Denn es ſind<lb/>
zwar wohl an den Gliedmaſſen, aber nicht an den Einge-<lb/>
weide, Muskeln vorhanden, deren Wirkſamkeit den<lb/>
Umlauf des Blutes befoͤrdern kann.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 4.<lb/>
Dieſer Dienſt der Klappen wird durch<lb/>
Verſuche beſtaͤtiget.</head><lb/><p>Dieſe beſondere Kraft der Klappen kann am aller-<lb/>
leichteſten durch die anatomiſche Einſprizzung mit Talg<lb/>
erwieſen werden <noteplace="foot"n="(t)">Sie geben nach, wenn man<lb/>
mit einem Drat gegen das Herz zu<lb/><cb/>ſtoͤſſet, und widerſtehen hingegen,<lb/>
wenn man denſelben ruͤkwerts be-<lb/>
wegt. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">harvei</hi>,</hi> S. 124.</note>, ſo oft man eine kleine Roͤhre an die<lb/>
Achſelblutader anſezzet: denn es dehnt der Talg, wenn<lb/>
derſelbe dem Laufe des Blutes in dieſer Blutader gerade<lb/>
entgegen gepreſſet wird, die ihm vorkommende Klappen<lb/>
auseinander, er zwinget ihre Hoͤlungen, daß ſie in Kno-<lb/>
ten aufſchwellen muͤſſen <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#aq">Icon. Anat Faſc. VI. Tab.<lb/>
III. <hirendition="#k">monroo</hi> de ſemine et teſtib. T.<lb/>
I. f.</hi> 2.</note>, und man kann es mit aller<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Muͤhe</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[388/0444]
Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
durch die voͤllige Wirkſamkeit der Muskeln, indem ſie die
ſchwellende Blutadern zuſammendruͤkken, einzig und al-
lein der Umlauf des Blutes unterſtuͤzzet. Diejenige
Kraft bleibet unvermindert, vermittelſt der das Blut
gegen das Herz zu getrieben wird, dagegen nehmen die
Klappen den andern Theil des Drukkes auf, der dem
Blutlaufe nachtheilig iſt, und dieſer Theil kann daher ſei-
ne Wirkung, die den Endzwekke der Natur ſonſt zuwider
waͤre, nicht aͤuſſern, noch das in den Blutadern befind-
liche Blut nach den Gliedmaſſen hinzufuͤhren. Dieſes
haben laͤngſt vor mir beruͤhmte Maͤnner (s) eingeſehen.
Und daher befinden ſich an den aͤuſſern Gliedern die mei-
ſten Klappen, da es ſich hingegen mit den Blutadern
der Eingeweide ganz anders verhaͤlt. Denn es ſind
zwar wohl an den Gliedmaſſen, aber nicht an den Einge-
weide, Muskeln vorhanden, deren Wirkſamkeit den
Umlauf des Blutes befoͤrdern kann.
§. 4.
Dieſer Dienſt der Klappen wird durch
Verſuche beſtaͤtiget.
Dieſe beſondere Kraft der Klappen kann am aller-
leichteſten durch die anatomiſche Einſprizzung mit Talg
erwieſen werden (t), ſo oft man eine kleine Roͤhre an die
Achſelblutader anſezzet: denn es dehnt der Talg, wenn
derſelbe dem Laufe des Blutes in dieſer Blutader gerade
entgegen gepreſſet wird, die ihm vorkommende Klappen
auseinander, er zwinget ihre Hoͤlungen, daß ſie in Kno-
ten aufſchwellen muͤſſen (u), und man kann es mit aller
Muͤhe
(s)
Claud. perravlt du mou-
vement periſtaltique. S. 140. Me-
canique des animaux, S. 256. Clif-
ton wintringham an angef. Ort.
S. 225.
(t) Sie geben nach, wenn man
mit einem Drat gegen das Herz zu
ſtoͤſſet, und widerſtehen hingegen,
wenn man denſelben ruͤkwerts be-
wegt. harvei, S. 124.
(u) Icon. Anat Faſc. VI. Tab.
III. monroo de ſemine et teſtib. T.
I. f. 2.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/444>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.