zusammen vereinigten; da auch ferner kein Grund vor- handen ist, warum die Natur das Flieswasser aus den Schlagadern absondern sollte, wenn sie solches sogleich in die erst entstehenden rothen Blutadern wieder zurük- führen wollte, so kann ich diesen Gefässen vor der Hand noch keine Stelle zwischen den Blutaderanfängen zuge- stehen; es soll aber von diesen Gefässen so gleich geredet werden.
§. 26. Jhre Verwandlung in Schlagadern.
Es ist diese wunderbare Ausartung völlig aus des Jos. Duverney(n) Beschreibung entlehnet, welche ich an einem grossen Fische vorher mit der Natur selbst ver- gleichen will, bevor ich von dem Athemholen handeln kann. Es sagt also dieser Akademist, die Aorte endige sich dergestalt in den Aesten der Luftröhre, daß sich ihre kleine Queräste offenbar in die Lungenblutadern hinein- senkten, daß aber diese solchergestalt entstandene Ader wegen ihrer dikkern Membranen, in Ansehung ihrer Zer- theilungen und Verrichtung, die Natur einer Schlag- ader annehme, und dem ganzen untern Theile des Kör- pers statt der absteigenden Aorte diene.
Es wäre zu hart, die von diesem fleißigen Manne ge- machte Beschreibung so gleich zu verwerfen, hingegen würde man auch allzuleichtgläubig seyn, wenn man sie so- gleich annehmen wollte, da sie so merklich von der Ana- logie der übrigen Thiere abweicht. Jch werde meine Entdekkungen darüber im neunten Buche dieses Werkes ausführlich beibringen.
Dritter
(n)Comment. acad. reg. scient. 1699.
T 3
Blutadern.
zuſammen vereinigten; da auch ferner kein Grund vor- handen iſt, warum die Natur das Flieswaſſer aus den Schlagadern abſondern ſollte, wenn ſie ſolches ſogleich in die erſt entſtehenden rothen Blutadern wieder zuruͤk- fuͤhren wollte, ſo kann ich dieſen Gefaͤſſen vor der Hand noch keine Stelle zwiſchen den Blutaderanfaͤngen zuge- ſtehen; es ſoll aber von dieſen Gefaͤſſen ſo gleich geredet werden.
§. 26. Jhre Verwandlung in Schlagadern.
Es iſt dieſe wunderbare Ausartung voͤllig aus des Joſ. Duverney(n) Beſchreibung entlehnet, welche ich an einem groſſen Fiſche vorher mit der Natur ſelbſt ver- gleichen will, bevor ich von dem Athemholen handeln kann. Es ſagt alſo dieſer Akademiſt, die Aorte endige ſich dergeſtalt in den Aeſten der Luftroͤhre, daß ſich ihre kleine Queraͤſte offenbar in die Lungenblutadern hinein- ſenkten, daß aber dieſe ſolchergeſtalt entſtandene Ader wegen ihrer dikkern Membranen, in Anſehung ihrer Zer- theilungen und Verrichtung, die Natur einer Schlag- ader annehme, und dem ganzen untern Theile des Koͤr- pers ſtatt der abſteigenden Aorte diene.
Es waͤre zu hart, die von dieſem fleißigen Manne ge- machte Beſchreibung ſo gleich zu verwerfen, hingegen wuͤrde man auch allzuleichtglaͤubig ſeyn, wenn man ſie ſo- gleich annehmen wollte, da ſie ſo merklich von der Ana- logie der uͤbrigen Thiere abweicht. Jch werde meine Entdekkungen daruͤber im neunten Buche dieſes Werkes ausfuͤhrlich beibringen.
Dritter
(n)Comment. acad. reg. ſcient. 1699.
T 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0349"n="293"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Blutadern.</hi></fw><lb/>
zuſammen vereinigten; da auch ferner kein Grund vor-<lb/>
handen iſt, warum die Natur das Flieswaſſer aus den<lb/>
Schlagadern abſondern ſollte, wenn ſie ſolches ſogleich<lb/>
in die erſt entſtehenden rothen Blutadern wieder zuruͤk-<lb/>
fuͤhren wollte, ſo kann ich dieſen Gefaͤſſen vor der Hand<lb/>
noch keine Stelle zwiſchen den Blutaderanfaͤngen zuge-<lb/>ſtehen; es ſoll aber von dieſen Gefaͤſſen ſo gleich geredet<lb/>
werden.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 26.<lb/>
Jhre Verwandlung in Schlagadern.</head><lb/><p>Es iſt dieſe wunderbare Ausartung voͤllig aus des<lb/>
Joſ. <hirendition="#fr">Duverney</hi><noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">Comment. acad. reg. ſcient.</hi> 1699.</note> Beſchreibung entlehnet, welche ich<lb/>
an einem groſſen Fiſche vorher mit der Natur ſelbſt ver-<lb/>
gleichen will, bevor ich von dem Athemholen handeln<lb/>
kann. Es ſagt alſo dieſer Akademiſt, die Aorte endige<lb/>ſich dergeſtalt in den Aeſten der Luftroͤhre, daß ſich ihre<lb/>
kleine Queraͤſte offenbar in die Lungenblutadern hinein-<lb/>ſenkten, daß aber dieſe ſolchergeſtalt entſtandene Ader<lb/>
wegen ihrer dikkern Membranen, in Anſehung ihrer Zer-<lb/>
theilungen und Verrichtung, die Natur einer Schlag-<lb/>
ader annehme, und dem ganzen untern Theile des Koͤr-<lb/>
pers ſtatt der abſteigenden Aorte diene.</p><lb/><p>Es waͤre zu hart, die von dieſem fleißigen Manne ge-<lb/>
machte Beſchreibung ſo gleich zu verwerfen, hingegen<lb/>
wuͤrde man auch allzuleichtglaͤubig ſeyn, wenn man ſie ſo-<lb/>
gleich annehmen wollte, da ſie ſo merklich von der Ana-<lb/>
logie der uͤbrigen Thiere abweicht. Jch werde meine<lb/>
Entdekkungen daruͤber im neunten Buche dieſes Werkes<lb/>
ausfuͤhrlich beibringen.</p></div></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Dritter</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[293/0349]
Blutadern.
zuſammen vereinigten; da auch ferner kein Grund vor-
handen iſt, warum die Natur das Flieswaſſer aus den
Schlagadern abſondern ſollte, wenn ſie ſolches ſogleich
in die erſt entſtehenden rothen Blutadern wieder zuruͤk-
fuͤhren wollte, ſo kann ich dieſen Gefaͤſſen vor der Hand
noch keine Stelle zwiſchen den Blutaderanfaͤngen zuge-
ſtehen; es ſoll aber von dieſen Gefaͤſſen ſo gleich geredet
werden.
§. 26.
Jhre Verwandlung in Schlagadern.
Es iſt dieſe wunderbare Ausartung voͤllig aus des
Joſ. Duverney (n) Beſchreibung entlehnet, welche ich
an einem groſſen Fiſche vorher mit der Natur ſelbſt ver-
gleichen will, bevor ich von dem Athemholen handeln
kann. Es ſagt alſo dieſer Akademiſt, die Aorte endige
ſich dergeſtalt in den Aeſten der Luftroͤhre, daß ſich ihre
kleine Queraͤſte offenbar in die Lungenblutadern hinein-
ſenkten, daß aber dieſe ſolchergeſtalt entſtandene Ader
wegen ihrer dikkern Membranen, in Anſehung ihrer Zer-
theilungen und Verrichtung, die Natur einer Schlag-
ader annehme, und dem ganzen untern Theile des Koͤr-
pers ſtatt der abſteigenden Aorte diene.
Es waͤre zu hart, die von dieſem fleißigen Manne ge-
machte Beſchreibung ſo gleich zu verwerfen, hingegen
wuͤrde man auch allzuleichtglaͤubig ſeyn, wenn man ſie ſo-
gleich annehmen wollte, da ſie ſo merklich von der Ana-
logie der uͤbrigen Thiere abweicht. Jch werde meine
Entdekkungen daruͤber im neunten Buche dieſes Werkes
ausfuͤhrlich beibringen.
Dritter
(n) Comment. acad. reg. ſcient. 1699.
T 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/349>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.