Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweites Buch. Gefässe.
überall herfürdringet, und sich unter der Gestalt einer
rothen leberähnlichen Masse durch die ganze Lunge ergies-
set, und die gemeiniglich mit einem tödlichen Ausgang sich
endigende Art von Lungenentzündung nach sich ziehet (a).
Es dienet aber auch gleichfalls zu gegenwärtiger Absicht
das Beispiel von den monatlichen oder andern Blutflüs-
sen, da das allzusehr gehäufte Blut, wenn es durch die
Gebärmutter keinen Weg findet, sehr leicht in die vor
die Luft bestimmte Lungenbläschen zurüktritt, und mit
wenigerer Gefar, als es an den Mannspersonen zu ge-
schehen pflegt, vermittelst des Blutsturzes ausgestossen
wird (b). Denn es beweiset die nachherige Wiederher-
stellung der Gesundheit, daß die Gefässe nicht zerrissen,
sondern nur erweitert worden sind.

§. 25.
Die Durchschwizzung in grössere
Hölungen.

Auf gleiche Weise kann man auch die Ausdünstun-
gen der Schlagadern, in die grössere Körperhölungen, be-
weisen, und zugleich zeigen, daß dieselbe eben so, wie
wir von der Durchschwizzung in das Zellgewebe gesagt
haben, aus denen rothen Schlagadern herrühre. Jn
der That geben alle Membranen in dem menschlichen
Körper durch ihre unsichtbare Schweislöcher einen Dunst
von sich, welchen ich sehr oft, in aufgeschnittenen Hun-
den, unter der Gestalt eines Rauchs, von der noch warmen
Oberfläche der harten und dünnen Gehirnhaut, des Her-
zens, der Lunge, Leber, Milz, der Gekrösdrüse, der
Nieren, Gedärme, des Magens, der Harnblase, des
Nezzes, des Gekröses, der Ribbenhaut und des Darm-

felles
(a) [Spaltenumbruch] Opusc. pathol. obs. 14.
(b) pechlin L. I. obs. 43. hvx-
ham
on fevers.
S. 44. 191. hip-
[Spaltenumbruch] pocrates
peri gunaikeion, u. a.
häufig in Comment. ad Prael. T. V.
P. II.
S. 86. angeführte Männer.

Zweites Buch. Gefaͤſſe.
uͤberall herfuͤrdringet, und ſich unter der Geſtalt einer
rothen leberaͤhnlichen Maſſe durch die ganze Lunge ergieſ-
ſet, und die gemeiniglich mit einem toͤdlichen Ausgang ſich
endigende Art von Lungenentzuͤndung nach ſich ziehet (a).
Es dienet aber auch gleichfalls zu gegenwaͤrtiger Abſicht
das Beiſpiel von den monatlichen oder andern Blutfluͤſ-
ſen, da das allzuſehr gehaͤufte Blut, wenn es durch die
Gebaͤrmutter keinen Weg findet, ſehr leicht in die vor
die Luft beſtimmte Lungenblaͤschen zuruͤktritt, und mit
wenigerer Gefar, als es an den Mannsperſonen zu ge-
ſchehen pflegt, vermittelſt des Blutſturzes ausgeſtoſſen
wird (b). Denn es beweiſet die nachherige Wiederher-
ſtellung der Geſundheit, daß die Gefaͤſſe nicht zerriſſen,
ſondern nur erweitert worden ſind.

§. 25.
Die Durchſchwizzung in groͤſſere
Hoͤlungen.

Auf gleiche Weiſe kann man auch die Ausduͤnſtun-
gen der Schlagadern, in die groͤſſere Koͤrperhoͤlungen, be-
weiſen, und zugleich zeigen, daß dieſelbe eben ſo, wie
wir von der Durchſchwizzung in das Zellgewebe geſagt
haben, aus denen rothen Schlagadern herruͤhre. Jn
der That geben alle Membranen in dem menſchlichen
Koͤrper durch ihre unſichtbare Schweisloͤcher einen Dunſt
von ſich, welchen ich ſehr oft, in aufgeſchnittenen Hun-
den, unter der Geſtalt eines Rauchs, von der noch warmen
Oberflaͤche der harten und duͤnnen Gehirnhaut, des Her-
zens, der Lunge, Leber, Milz, der Gekroͤsdruͤſe, der
Nieren, Gedaͤrme, des Magens, der Harnblaſe, des
Nezzes, des Gekroͤſes, der Ribbenhaut und des Darm-

felles
(a) [Spaltenumbruch] Opuſc. pathol. obſ. 14.
(b) pechlin L. I. obſ. 43. hvx-
ham
on fevers.
S. 44. 191. hip-
[Spaltenumbruch] pocrates
περι γυναικειων, u. a.
haͤufig in Comment. ad Præl. T. V.
P. II.
S. 86. angefuͤhrte Maͤnner.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0248" n="192"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweites Buch. Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
u&#x0364;berall herfu&#x0364;rdringet, und &#x017F;ich unter der Ge&#x017F;talt einer<lb/>
rothen lebera&#x0364;hnlichen Ma&#x017F;&#x017F;e durch die ganze Lunge ergie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et, und die gemeiniglich mit einem to&#x0364;dlichen Ausgang &#x017F;ich<lb/>
endigende Art von Lungenentzu&#x0364;ndung nach &#x017F;ich ziehet <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">Opu&#x017F;c. pathol. ob&#x017F;.</hi> 14.</note>.<lb/>
Es dienet aber auch gleichfalls zu gegenwa&#x0364;rtiger Ab&#x017F;icht<lb/>
das Bei&#x017F;piel von den monatlichen oder andern Blutflu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, da das allzu&#x017F;ehr geha&#x0364;ufte Blut, wenn es durch die<lb/>
Geba&#x0364;rmutter keinen Weg findet, &#x017F;ehr leicht in die vor<lb/>
die Luft be&#x017F;timmte Lungenbla&#x0364;schen zuru&#x0364;ktritt, und mit<lb/>
wenigerer Gefar, als es an den Mannsper&#x017F;onen zu ge-<lb/>
&#x017F;chehen pflegt, vermittel&#x017F;t des Blut&#x017F;turzes ausge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wird <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">pechlin</hi> L. I. ob&#x017F;. 43. <hi rendition="#k">hvx-<lb/>
ham</hi> on fevers.</hi> S. 44. 191. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">hip-<lb/><cb/>
pocrates</hi></hi> &#x03C0;&#x03B5;&#x03C1;&#x03B9; &#x03B3;&#x03C5;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;&#x03BA;&#x03B5;&#x03B9;&#x03C9;&#x03BD;, u. a.<lb/>
ha&#x0364;ufig in <hi rendition="#aq">Comment. ad Præl. T. V.<lb/>
P. II.</hi> S. 86. angefu&#x0364;hrte Ma&#x0364;nner.</note>. Denn es bewei&#x017F;et die nachherige Wiederher-<lb/>
&#x017F;tellung der Ge&#x017F;undheit, daß die Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht zerri&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;ondern nur erweitert worden &#x017F;ind.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 25.<lb/>
Die Durch&#x017F;chwizzung in gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Ho&#x0364;lungen.</head><lb/>
            <p>Auf gleiche Wei&#x017F;e kann man auch die Ausdu&#x0364;n&#x017F;tun-<lb/>
gen der Schlagadern, in die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Ko&#x0364;rperho&#x0364;lungen, be-<lb/>
wei&#x017F;en, und zugleich zeigen, daß die&#x017F;elbe eben &#x017F;o, wie<lb/>
wir von der Durch&#x017F;chwizzung in das Zellgewebe ge&#x017F;agt<lb/>
haben, aus denen rothen Schlagadern herru&#x0364;hre. Jn<lb/>
der That geben alle Membranen in dem men&#x017F;chlichen<lb/>
Ko&#x0364;rper durch ihre un&#x017F;ichtbare Schweislo&#x0364;cher einen Dun&#x017F;t<lb/>
von &#x017F;ich, welchen ich &#x017F;ehr oft, in aufge&#x017F;chnittenen Hun-<lb/>
den, unter der Ge&#x017F;talt eines Rauchs, von der noch warmen<lb/>
Oberfla&#x0364;che der harten und du&#x0364;nnen Gehirnhaut, des Her-<lb/>
zens, der Lunge, Leber, Milz, der Gekro&#x0364;sdru&#x0364;&#x017F;e, der<lb/>
Nieren, Geda&#x0364;rme, des Magens, der Harnbla&#x017F;e, des<lb/>
Nezzes, des Gekro&#x0364;&#x017F;es, der Ribbenhaut und des Darm-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">felles</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0248] Zweites Buch. Gefaͤſſe. uͤberall herfuͤrdringet, und ſich unter der Geſtalt einer rothen leberaͤhnlichen Maſſe durch die ganze Lunge ergieſ- ſet, und die gemeiniglich mit einem toͤdlichen Ausgang ſich endigende Art von Lungenentzuͤndung nach ſich ziehet (a). Es dienet aber auch gleichfalls zu gegenwaͤrtiger Abſicht das Beiſpiel von den monatlichen oder andern Blutfluͤſ- ſen, da das allzuſehr gehaͤufte Blut, wenn es durch die Gebaͤrmutter keinen Weg findet, ſehr leicht in die vor die Luft beſtimmte Lungenblaͤschen zuruͤktritt, und mit wenigerer Gefar, als es an den Mannsperſonen zu ge- ſchehen pflegt, vermittelſt des Blutſturzes ausgeſtoſſen wird (b). Denn es beweiſet die nachherige Wiederher- ſtellung der Geſundheit, daß die Gefaͤſſe nicht zerriſſen, ſondern nur erweitert worden ſind. §. 25. Die Durchſchwizzung in groͤſſere Hoͤlungen. Auf gleiche Weiſe kann man auch die Ausduͤnſtun- gen der Schlagadern, in die groͤſſere Koͤrperhoͤlungen, be- weiſen, und zugleich zeigen, daß dieſelbe eben ſo, wie wir von der Durchſchwizzung in das Zellgewebe geſagt haben, aus denen rothen Schlagadern herruͤhre. Jn der That geben alle Membranen in dem menſchlichen Koͤrper durch ihre unſichtbare Schweisloͤcher einen Dunſt von ſich, welchen ich ſehr oft, in aufgeſchnittenen Hun- den, unter der Geſtalt eines Rauchs, von der noch warmen Oberflaͤche der harten und duͤnnen Gehirnhaut, des Her- zens, der Lunge, Leber, Milz, der Gekroͤsdruͤſe, der Nieren, Gedaͤrme, des Magens, der Harnblaſe, des Nezzes, des Gekroͤſes, der Ribbenhaut und des Darm- felles (a) Opuſc. pathol. obſ. 14. (b) pechlin L. I. obſ. 43. hvx- ham on fevers. S. 44. 191. hip- pocrates περι γυναικειων, u. a. haͤufig in Comment. ad Præl. T. V. P. II. S. 86. angefuͤhrte Maͤnner.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/248
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/248>, abgerufen am 30.12.2024.