Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweites Buch. Gefässe.
gression verdienet um desto mehr beobachtet zu werden,
weil sie den vorigen §. 15. beinahe vollends ergänzet.
Denn weil die Aeste derer Schlagadern härter sind, als
der Aortenstamm, so widerstehen sie also dem Herzen
auch mehr: da aber auch eben diese Schlagaderäste grös-
sere Oefnungen im lichten, und nicht so dikke Membra-
nen erhalten haben, so werden sie folglich auch, nach
der Beschaffenheit der Membranen, von einer grösseren
Blutmasse ausgedehnt. Sie widerstehen, vermöge ihrer
Dichtigkeit, mehr, die ausdehnende Kräfte sind aber viel
grösser, und ihre Dikke, mit der sie Widerstand thun,
ist nur kleiner. Man ersiehet daraus viel deutlicher,
als aus dem obigen, daß die Kraft des Blutes, die
Schlagadern zu erweitern, gleich gros sey. Es wäre
aber zu wünschen, daß man eben solche Versuche mit
den übrigen Fortsäzzen der Aorte gleichfalls machen
möchte.

§. 16.
Der Ort, wo man Schlagadern
antrift.

Nunmehro ist es nöthig, daß wir auch den eigentli-
chen Siz derer Schlagadern, die Orte, wo sie sich befin-
den, anzeigen. Es wird zwar der ganze menschliche
Körper, sehr wenige Membranen ausgenommen, mit
Schlagadern versehen, und diese breiten sich auch durch
das Zellgewebe aus. Man hat aber gleichwol noch kei-
ne in der Spinnengewebehaut des Gehirns (a) und des
Rükkenmarkes, in dem Oberhäutchen, den Nägeln, den
Haaren, ihre Zwiebel ausgenommen, und den Mem-
branen der Nabelschnur entdekken können. Was hinge-
gen die Anhängsel der Knorpel betrift, so werden diesel-
be an der Stelle, wo sie sich mit dem Knochen verbin-

den,
(a) [Spaltenumbruch] rvysch Adv. anat. III. N. 8.

Zweites Buch. Gefaͤſſe.
greſſion verdienet um deſto mehr beobachtet zu werden,
weil ſie den vorigen §. 15. beinahe vollends ergaͤnzet.
Denn weil die Aeſte derer Schlagadern haͤrter ſind, als
der Aortenſtamm, ſo widerſtehen ſie alſo dem Herzen
auch mehr: da aber auch eben dieſe Schlagaderaͤſte groͤſ-
ſere Oefnungen im lichten, und nicht ſo dikke Membra-
nen erhalten haben, ſo werden ſie folglich auch, nach
der Beſchaffenheit der Membranen, von einer groͤſſeren
Blutmaſſe ausgedehnt. Sie widerſtehen, vermoͤge ihrer
Dichtigkeit, mehr, die ausdehnende Kraͤfte ſind aber viel
groͤſſer, und ihre Dikke, mit der ſie Widerſtand thun,
iſt nur kleiner. Man erſiehet daraus viel deutlicher,
als aus dem obigen, daß die Kraft des Blutes, die
Schlagadern zu erweitern, gleich gros ſey. Es waͤre
aber zu wuͤnſchen, daß man eben ſolche Verſuche mit
den uͤbrigen Fortſaͤzzen der Aorte gleichfalls machen
moͤchte.

§. 16.
Der Ort, wo man Schlagadern
antrift.

Nunmehro iſt es noͤthig, daß wir auch den eigentli-
chen Siz derer Schlagadern, die Orte, wo ſie ſich befin-
den, anzeigen. Es wird zwar der ganze menſchliche
Koͤrper, ſehr wenige Membranen ausgenommen, mit
Schlagadern verſehen, und dieſe breiten ſich auch durch
das Zellgewebe aus. Man hat aber gleichwol noch kei-
ne in der Spinnengewebehaut des Gehirns (a) und des
Ruͤkkenmarkes, in dem Oberhaͤutchen, den Naͤgeln, den
Haaren, ihre Zwiebel ausgenommen, und den Mem-
branen der Nabelſchnur entdekken koͤnnen. Was hinge-
gen die Anhaͤngſel der Knorpel betrift, ſo werden dieſel-
be an der Stelle, wo ſie ſich mit dem Knochen verbin-

den,
(a) [Spaltenumbruch] rvysch Adv. anat. III. N. 8.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0196" n="140"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweites Buch. Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
gre&#x017F;&#x017F;ion verdienet um de&#x017F;to mehr beobachtet zu werden,<lb/>
weil &#x017F;ie den vorigen §. 15. beinahe vollends erga&#x0364;nzet.<lb/>
Denn weil die Ae&#x017F;te derer Schlagadern ha&#x0364;rter &#x017F;ind, als<lb/>
der Aorten&#x017F;tamm, &#x017F;o wider&#x017F;tehen &#x017F;ie al&#x017F;o dem Herzen<lb/>
auch mehr: da aber auch eben die&#x017F;e Schlagadera&#x0364;&#x017F;te gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ere Oefnungen im lichten, und nicht &#x017F;o dikke Membra-<lb/>
nen erhalten haben, &#x017F;o werden &#x017F;ie folglich auch, nach<lb/>
der Be&#x017F;chaffenheit der Membranen, von einer gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren<lb/>
Blutma&#x017F;&#x017F;e ausgedehnt. Sie wider&#x017F;tehen, vermo&#x0364;ge ihrer<lb/>
Dichtigkeit, mehr, die ausdehnende Kra&#x0364;fte &#x017F;ind aber viel<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, und ihre Dikke, mit der &#x017F;ie Wider&#x017F;tand thun,<lb/>
i&#x017F;t nur kleiner. Man er&#x017F;iehet daraus viel deutlicher,<lb/>
als aus dem obigen, daß die Kraft des Blutes, die<lb/>
Schlagadern zu erweitern, gleich gros &#x017F;ey. Es wa&#x0364;re<lb/>
aber zu wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß man eben &#x017F;olche Ver&#x017F;uche mit<lb/>
den u&#x0364;brigen Fort&#x017F;a&#x0364;zzen der Aorte gleichfalls machen<lb/>
mo&#x0364;chte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 16.<lb/>
Der Ort, wo man Schlagadern<lb/>
antrift.</head><lb/>
            <p>Nunmehro i&#x017F;t es no&#x0364;thig, daß wir auch den eigentli-<lb/>
chen Siz derer Schlagadern, die Orte, wo &#x017F;ie &#x017F;ich befin-<lb/>
den, anzeigen. Es wird zwar der ganze men&#x017F;chliche<lb/>
Ko&#x0364;rper, &#x017F;ehr wenige Membranen ausgenommen, mit<lb/>
Schlagadern ver&#x017F;ehen, und die&#x017F;e breiten &#x017F;ich auch durch<lb/>
das Zellgewebe aus. Man hat aber gleichwol noch kei-<lb/>
ne in der Spinnengewebehaut des Gehirns <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">rvysch</hi> Adv. anat. III.</hi> N. 8.</note> und des<lb/>
Ru&#x0364;kkenmarkes, in dem Oberha&#x0364;utchen, den Na&#x0364;geln, den<lb/>
Haaren, ihre Zwiebel ausgenommen, und den Mem-<lb/>
branen der Nabel&#x017F;chnur entdekken ko&#x0364;nnen. Was hinge-<lb/>
gen die Anha&#x0364;ng&#x017F;el der Knorpel betrift, &#x017F;o werden die&#x017F;el-<lb/>
be an der Stelle, wo &#x017F;ie &#x017F;ich mit dem Knochen verbin-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0196] Zweites Buch. Gefaͤſſe. greſſion verdienet um deſto mehr beobachtet zu werden, weil ſie den vorigen §. 15. beinahe vollends ergaͤnzet. Denn weil die Aeſte derer Schlagadern haͤrter ſind, als der Aortenſtamm, ſo widerſtehen ſie alſo dem Herzen auch mehr: da aber auch eben dieſe Schlagaderaͤſte groͤſ- ſere Oefnungen im lichten, und nicht ſo dikke Membra- nen erhalten haben, ſo werden ſie folglich auch, nach der Beſchaffenheit der Membranen, von einer groͤſſeren Blutmaſſe ausgedehnt. Sie widerſtehen, vermoͤge ihrer Dichtigkeit, mehr, die ausdehnende Kraͤfte ſind aber viel groͤſſer, und ihre Dikke, mit der ſie Widerſtand thun, iſt nur kleiner. Man erſiehet daraus viel deutlicher, als aus dem obigen, daß die Kraft des Blutes, die Schlagadern zu erweitern, gleich gros ſey. Es waͤre aber zu wuͤnſchen, daß man eben ſolche Verſuche mit den uͤbrigen Fortſaͤzzen der Aorte gleichfalls machen moͤchte. §. 16. Der Ort, wo man Schlagadern antrift. Nunmehro iſt es noͤthig, daß wir auch den eigentli- chen Siz derer Schlagadern, die Orte, wo ſie ſich befin- den, anzeigen. Es wird zwar der ganze menſchliche Koͤrper, ſehr wenige Membranen ausgenommen, mit Schlagadern verſehen, und dieſe breiten ſich auch durch das Zellgewebe aus. Man hat aber gleichwol noch kei- ne in der Spinnengewebehaut des Gehirns (a) und des Ruͤkkenmarkes, in dem Oberhaͤutchen, den Naͤgeln, den Haaren, ihre Zwiebel ausgenommen, und den Mem- branen der Nabelſchnur entdekken koͤnnen. Was hinge- gen die Anhaͤngſel der Knorpel betrift, ſo werden dieſel- be an der Stelle, wo ſie ſich mit dem Knochen verbin- den, (a) rvysch Adv. anat. III. N. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/196
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/196>, abgerufen am 30.12.2024.