Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 1. Riga u. a., 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Kayserinn von Rußland.
Waisenkinder sollen dabey den Vorzug haben,
da diese Anstalt vorzüglich zum Behuf der Ar-
men gemacht ist.

Die Aeltern oder nächste Anverwandte die-
ser Knaben müssen sich bey Ueberlieferung der-
selben schriftlich reversiren, daß sie solche frey
und ungezwungen hingeben, und künftig unter
keinerley Vorwande zurück fodern wollen.
Diese Reverse werden im Archiv der Acade-
mie beygelegt.

Gebrechliche, Blinde, und dergleichen,
besonders aber mit solchen Krankheiten behaf-
tete, die auch andern an ihrer Gesundheit scha-
den könnten, werden nicht angenommen: der
Arzt muß sie ausdrücklich für gesund erkläret
haben. Zwey Monate behält man sie auf der
Probe: lassen sie indessen Zeichen einer bösar-
tigen Krankheit, oder auch eine gänzliche
Dummheit, blicken; so werden sie als solche,
die keine Hoffnung von sich geben, zurück ge-
schickt.

§. 11.

Ist das Kind angenommen, so liefert es
der Inspector an die Lehrerinn ab. Es erhält
die in dieser Erziehungsschule gewöhnliche volle
Kleidung, und tritt sogleich in alle seinem Al-
ter durch das Generalreglement vorgeschriebene

Beschäf-

Kayſerinn von Rußland.
Waiſenkinder ſollen dabey den Vorzug haben,
da dieſe Anſtalt vorzuͤglich zum Behuf der Ar-
men gemacht iſt.

Die Aeltern oder naͤchſte Anverwandte die-
ſer Knaben muͤſſen ſich bey Ueberlieferung der-
ſelben ſchriftlich reverſiren, daß ſie ſolche frey
und ungezwungen hingeben, und kuͤnftig unter
keinerley Vorwande zuruͤck fodern wollen.
Dieſe Reverſe werden im Archiv der Acade-
mie beygelegt.

Gebrechliche, Blinde, und dergleichen,
beſonders aber mit ſolchen Krankheiten behaf-
tete, die auch andern an ihrer Geſundheit ſcha-
den koͤnnten, werden nicht angenommen: der
Arzt muß ſie ausdruͤcklich fuͤr geſund erklaͤret
haben. Zwey Monate behaͤlt man ſie auf der
Probe: laſſen ſie indeſſen Zeichen einer boͤsar-
tigen Krankheit, oder auch eine gaͤnzliche
Dummheit, blicken; ſo werden ſie als ſolche,
die keine Hoffnung von ſich geben, zuruͤck ge-
ſchickt.

§. 11.

Iſt das Kind angenommen, ſo liefert es
der Inſpector an die Lehrerinn ab. Es erhaͤlt
die in dieſer Erziehungsſchule gewoͤhnliche volle
Kleidung, und tritt ſogleich in alle ſeinem Al-
ter durch das Generalreglement vorgeſchriebene

Beſchaͤf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0213" n="189"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kay&#x017F;erinn von Rußland.</hi></fw><lb/>
Wai&#x017F;enkinder &#x017F;ollen dabey den Vorzug haben,<lb/>
da die&#x017F;e An&#x017F;talt vorzu&#x0364;glich zum Behuf der Ar-<lb/>
men gemacht i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Die Aeltern oder na&#x0364;ch&#x017F;te Anverwandte die-<lb/>
&#x017F;er Knaben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich bey Ueberlieferung der-<lb/>
&#x017F;elben &#x017F;chriftlich rever&#x017F;iren, daß &#x017F;ie &#x017F;olche frey<lb/>
und ungezwungen hingeben, und ku&#x0364;nftig unter<lb/>
keinerley Vorwande zuru&#x0364;ck fodern wollen.<lb/>
Die&#x017F;e Rever&#x017F;e werden im Archiv der Acade-<lb/>
mie beygelegt.</p><lb/>
            <p>Gebrechliche, Blinde, und dergleichen,<lb/>
be&#x017F;onders aber mit &#x017F;olchen Krankheiten behaf-<lb/>
tete, die auch andern an ihrer Ge&#x017F;undheit &#x017F;cha-<lb/>
den ko&#x0364;nnten, werden nicht angenommen: der<lb/>
Arzt muß &#x017F;ie ausdru&#x0364;cklich fu&#x0364;r ge&#x017F;und erkla&#x0364;ret<lb/>
haben. Zwey Monate beha&#x0364;lt man &#x017F;ie auf der<lb/>
Probe: la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie inde&#x017F;&#x017F;en Zeichen einer bo&#x0364;sar-<lb/>
tigen Krankheit, oder auch eine ga&#x0364;nzliche<lb/>
Dummheit, blicken; &#x017F;o werden &#x017F;ie als &#x017F;olche,<lb/>
die keine Hoffnung von &#x017F;ich geben, zuru&#x0364;ck ge-<lb/>
&#x017F;chickt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 11.</head><lb/>
            <p>I&#x017F;t das Kind angenommen, &#x017F;o liefert es<lb/>
der In&#x017F;pector an die Lehrerinn ab. Es erha&#x0364;lt<lb/>
die in die&#x017F;er Erziehungs&#x017F;chule gewo&#x0364;hnliche volle<lb/>
Kleidung, und tritt &#x017F;ogleich in alle &#x017F;einem Al-<lb/>
ter durch das Generalreglement vorge&#x017F;chriebene<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Be&#x017F;cha&#x0364;f-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0213] Kayſerinn von Rußland. Waiſenkinder ſollen dabey den Vorzug haben, da dieſe Anſtalt vorzuͤglich zum Behuf der Ar- men gemacht iſt. Die Aeltern oder naͤchſte Anverwandte die- ſer Knaben muͤſſen ſich bey Ueberlieferung der- ſelben ſchriftlich reverſiren, daß ſie ſolche frey und ungezwungen hingeben, und kuͤnftig unter keinerley Vorwande zuruͤck fodern wollen. Dieſe Reverſe werden im Archiv der Acade- mie beygelegt. Gebrechliche, Blinde, und dergleichen, beſonders aber mit ſolchen Krankheiten behaf- tete, die auch andern an ihrer Geſundheit ſcha- den koͤnnten, werden nicht angenommen: der Arzt muß ſie ausdruͤcklich fuͤr geſund erklaͤret haben. Zwey Monate behaͤlt man ſie auf der Probe: laſſen ſie indeſſen Zeichen einer boͤsar- tigen Krankheit, oder auch eine gaͤnzliche Dummheit, blicken; ſo werden ſie als ſolche, die keine Hoffnung von ſich geben, zuruͤck ge- ſchickt. §. 11. Iſt das Kind angenommen, ſo liefert es der Inſpector an die Lehrerinn ab. Es erhaͤlt die in dieſer Erziehungsſchule gewoͤhnliche volle Kleidung, und tritt ſogleich in alle ſeinem Al- ter durch das Generalreglement vorgeſchriebene Beſchaͤf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haigold_russland01_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haigold_russland01_1767/213
Zitationshilfe: [Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 1. Riga u. a., 1767, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haigold_russland01_1767/213>, abgerufen am 21.12.2024.