Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900.die Sorgen weg. Denn an seiner Seite lag die Sphynx, die ihm mit ihren Räthseln stets neue schuf. Aber der subjective Gott, den jeder als alleiniges Eigentum besitzt - der kleine Gott der Welt - hatte bei ihm keinen Tempel mehr. Und einen neuen Gott konnte er nicht schaffen. So wurde sein Ich Kläger und Richter über eine Schuld, die er nicht nennen konnte. So verlor er sein Gotthum, den Glauben an sich selbst. Und wieder stürzte ein Titane. Denn nicht die Schuld befleckt, sondern der Glaube an die Schuld. Deshalb zerfielen die Götter des Hellenismus zu Staub und waren doch die Götter der Schönheit. Und es blieb ihm nichts mehr von seinem Selbst. Denn er hatte der Sphynx sein Selbst zum Opfer gebracht. Und er wollte nur mehr sie erhalten. Und er glaubte an sie. Und er betete sie an. Und er trieb Unzucht mit seinem Geiste. 4. Sie nahmen Gott ein praedicabile a priori um das andere. die Sorgen weg. Denn an seiner Seite lag die Sphynx, die ihm mit ihren Räthseln stets neue schuf. Aber der subjective Gott, den jeder als alleiniges Eigentum besitzt – der kleine Gott der Welt – hatte bei ihm keinen Tempel mehr. Und einen neuen Gott konnte er nicht schaffen. So wurde sein Ich Kläger und Richter über eine Schuld, die er nicht nennen konnte. So verlor er sein Gotthum, den Glauben an sich selbst. Und wieder stürzte ein Titane. Denn nicht die Schuld befleckt, sondern der Glaube an die Schuld. Deshalb zerfielen die Götter des Hellenismus zu Staub und waren doch die Götter der Schönheit. Und es blieb ihm nichts mehr von seinem Selbst. Denn er hatte der Sphynx sein Selbst zum Opfer gebracht. Und er wollte nur mehr sie erhalten. Und er glaubte an sie. Und er betete sie an. Und er trieb Unzucht mit seinem Geiste. 4. Sie nahmen Gott ein praedicabile a priori um das andere. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0009" n="11"/> die Sorgen weg. Denn an seiner Seite lag die Sphynx, die ihm mit ihren Räthseln stets neue schuf.</p> <p>Aber der subjective Gott, den jeder als alleiniges Eigentum besitzt – der kleine Gott der Welt – hatte bei ihm keinen Tempel mehr. Und einen neuen Gott konnte er nicht schaffen.</p> <p>So wurde sein Ich Kläger und Richter über eine Schuld, die er nicht nennen konnte. So verlor er sein Gotthum, den Glauben an sich selbst.</p> <p>Und wieder stürzte ein Titane.</p> <p>Denn nicht die Schuld befleckt, sondern der Glaube an die Schuld.</p> <p>Deshalb zerfielen die Götter des Hellenismus zu Staub und waren doch die Götter der Schönheit.</p> <p>Und es blieb ihm nichts mehr von seinem Selbst.</p> <p>Denn er hatte der Sphynx sein Selbst zum Opfer gebracht.</p> <p>Und er wollte nur mehr sie erhalten.</p> <p>Und er glaubte an sie.</p> <p>Und er betete sie an.</p> <p>Und er trieb Unzucht mit seinem Geiste.</p> </div> <div n="2"> <head>4.</head><lb/> <p>Sie nahmen Gott ein <hi rendition="#g">praedicabile a priori</hi> um das andere. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0009]
die Sorgen weg. Denn an seiner Seite lag die Sphynx, die ihm mit ihren Räthseln stets neue schuf.
Aber der subjective Gott, den jeder als alleiniges Eigentum besitzt – der kleine Gott der Welt – hatte bei ihm keinen Tempel mehr. Und einen neuen Gott konnte er nicht schaffen.
So wurde sein Ich Kläger und Richter über eine Schuld, die er nicht nennen konnte. So verlor er sein Gotthum, den Glauben an sich selbst.
Und wieder stürzte ein Titane.
Denn nicht die Schuld befleckt, sondern der Glaube an die Schuld.
Deshalb zerfielen die Götter des Hellenismus zu Staub und waren doch die Götter der Schönheit.
Und es blieb ihm nichts mehr von seinem Selbst.
Denn er hatte der Sphynx sein Selbst zum Opfer gebracht.
Und er wollte nur mehr sie erhalten.
Und er glaubte an sie.
Und er betete sie an.
Und er trieb Unzucht mit seinem Geiste.
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