Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900.Er kannte sie nicht, sie war zum erstenmale vor einigen Stunden gekommen. Er wußte nur, daß sie schön sei, o, so schön! Er warf sich auf sein Bett und küßte die noch warmen Stellen, wo sie neben ihm geruht hatte. Und all sein Denken erlosch, und es ward finster um einen brennenden Ring, und der Ring war die Frage: Wird sie wiederkommen? 2. Und sie kam wieder. Und sie kam immer wieder. Und wenn sie beisammen lagen, dann gewann sie über Knut die Macht. Und er verlor zuerst seinen Glauben. Den Glauben an die Menschheit, die er anfangs nicht für schlecht hielt, sondern nur für elend und krank. Sie aber peitschte seine Sinne wild durcheinander, und wenn sein Körper ermattet war, so goß sich aus ihrem duftigen Leib ein Etwas, das er nicht kannte, in seine Seele und machte sie schlummersüchtig, matt und willenlos. Und so verlor er zuerst die Freude am Kampf, denn er that ihm weh. Wie einer nicht gern aufsteht aus dem warmen Bett, wenn draußen der Novembersturmwind heult, Er kannte sie nicht, sie war zum erstenmale vor einigen Stunden gekommen. Er wußte nur, daß sie schön sei, o, so schön! Er warf sich auf sein Bett und küßte die noch warmen Stellen, wo sie neben ihm geruht hatte. Und all sein Denken erlosch, und es ward finster um einen brennenden Ring, und der Ring war die Frage: Wird sie wiederkommen? 2. Und sie kam wieder. Und sie kam immer wieder. Und wenn sie beisammen lagen, dann gewann sie über Knut die Macht. Und er verlor zuerst seinen Glauben. Den Glauben an die Menschheit, die er anfangs nicht für schlecht hielt, sondern nur für elend und krank. Sie aber peitschte seine Sinne wild durcheinander, und wenn sein Körper ermattet war, so goß sich aus ihrem duftigen Leib ein Etwas, das er nicht kannte, in seine Seele und machte sie schlummersüchtig, matt und willenlos. Und so verlor er zuerst die Freude am Kampf, denn er that ihm weh. Wie einer nicht gern aufsteht aus dem warmen Bett, wenn draußen der Novembersturmwind heult, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0006" n="8"/> Er kannte sie nicht, sie war zum erstenmale vor einigen Stunden gekommen. Er wußte nur, daß sie schön sei, o, so schön!</p> <p>Er warf sich auf sein Bett und küßte die noch warmen Stellen, wo sie neben ihm geruht hatte. Und all sein Denken erlosch, und es ward finster um einen brennenden Ring, und der Ring war die Frage: Wird sie wiederkommen?</p> </div> <div n="2"> <head>2.</head><lb/> <p>Und sie kam wieder.</p> <p>Und sie kam immer wieder.</p> <p>Und wenn sie beisammen lagen, dann gewann sie über Knut die Macht.</p> <p>Und er verlor zuerst seinen Glauben.</p> <p>Den Glauben an die Menschheit, die er anfangs nicht für schlecht hielt, sondern nur für elend und krank. Sie aber peitschte seine Sinne wild durcheinander, und wenn sein Körper ermattet war, so goß sich aus ihrem duftigen Leib ein Etwas, das er nicht kannte, in seine Seele und machte sie schlummersüchtig, matt und willenlos. Und so verlor er zuerst die Freude am Kampf, denn er that ihm weh. Wie einer nicht gern aufsteht aus dem warmen Bett, wenn draußen der Novembersturmwind heult, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0006]
Er kannte sie nicht, sie war zum erstenmale vor einigen Stunden gekommen. Er wußte nur, daß sie schön sei, o, so schön!
Er warf sich auf sein Bett und küßte die noch warmen Stellen, wo sie neben ihm geruht hatte. Und all sein Denken erlosch, und es ward finster um einen brennenden Ring, und der Ring war die Frage: Wird sie wiederkommen?
2.
Und sie kam wieder.
Und sie kam immer wieder.
Und wenn sie beisammen lagen, dann gewann sie über Knut die Macht.
Und er verlor zuerst seinen Glauben.
Den Glauben an die Menschheit, die er anfangs nicht für schlecht hielt, sondern nur für elend und krank. Sie aber peitschte seine Sinne wild durcheinander, und wenn sein Körper ermattet war, so goß sich aus ihrem duftigen Leib ein Etwas, das er nicht kannte, in seine Seele und machte sie schlummersüchtig, matt und willenlos. Und so verlor er zuerst die Freude am Kampf, denn er that ihm weh. Wie einer nicht gern aufsteht aus dem warmen Bett, wenn draußen der Novembersturmwind heult,
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