Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900."Ich bitte Dich um Deine Adresse, lieber Knut, vielleicht schreibe ich Dir einmal, wir könnten uns irgendwo treffen." "VoilA." Hüteschwenken, Händedruck. Ach diese conventionellen Lügen, wir sehen uns doch niemals wieder, dachte ich. Und jetzt that mir's weh, aber brennend weh, bis zum wahnsinnigen Schmerz. Ich schlief nichts während der ganzen folgenden Nacht. 10. Und am andern Tag war er bei mir. Wir saßen beide am Divan und plauderten. Und plötzlich kam ein überströmendes Glücksgefühl über mich. Ich liebte ihn. Meine Vereinsamung war zu Ende.- Und noch mehr. Ich fühlte, fühlte mit unerträglicher Gewißheit, daß mich jener glatte, höfliche, verschlossene Genußmensch gern hatte. Er war selbstloser mein Freund, als ich je der seine werden konnte. Fröhliche Jugend, warfst du wieder einen Sonnenblick in mein verdüstertes Leben! „Ich bitte Dich um Deine Adresse, lieber Knut, vielleicht schreibe ich Dir einmal, wir könnten uns irgendwo treffen.“ „VoilÀ.“ Hüteschwenken, Händedruck. Ach diese conventionellen Lügen, wir sehen uns doch niemals wieder, dachte ich. Und jetzt that mir’s weh, aber brennend weh, bis zum wahnsinnigen Schmerz. Ich schlief nichts während der ganzen folgenden Nacht. 10. Und am andern Tag war er bei mir. Wir saßen beide am Divan und plauderten. Und plötzlich kam ein überströmendes Glücksgefühl über mich. Ich liebte ihn. Meine Vereinsamung war zu Ende.– Und noch mehr. Ich fühlte, fühlte mit unerträglicher Gewißheit, daß mich jener glatte, höfliche, verschlossene Genußmensch gern hatte. Er war selbstloser mein Freund, als ich je der seine werden konnte. Fröhliche Jugend, warfst du wieder einen Sonnenblick in mein verdüstertes Leben! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0024" n="26"/> „Ich bitte Dich um Deine Adresse, lieber Knut, vielleicht schreibe ich Dir einmal, wir könnten uns irgendwo treffen.“</p> <p> <hi rendition="#g">„VoilÀ.“</hi> </p> <p>Hüteschwenken, Händedruck.</p> <p>Ach diese conventionellen Lügen, wir sehen uns doch niemals wieder, dachte ich.</p> <p>Und jetzt that mir’s weh, aber brennend weh, bis zum wahnsinnigen Schmerz. Ich schlief nichts während der ganzen folgenden Nacht.</p> </div> <div n="2"> <head>10.</head><lb/> <p>Und am andern Tag war er bei mir.</p> <p>Wir saßen beide am Divan und plauderten. Und plötzlich kam ein überströmendes Glücksgefühl über mich.</p> <p>Ich liebte ihn. Meine Vereinsamung war zu Ende.–</p> <p>Und noch mehr. Ich fühlte, fühlte mit unerträglicher Gewißheit, daß mich jener glatte, höfliche, verschlossene Genußmensch gern hatte. Er war selbstloser mein Freund, als ich je der seine werden konnte.</p> <p>Fröhliche Jugend, warfst du wieder einen Sonnenblick in mein verdüstertes Leben! </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0024]
„Ich bitte Dich um Deine Adresse, lieber Knut, vielleicht schreibe ich Dir einmal, wir könnten uns irgendwo treffen.“
„VoilÀ.“
Hüteschwenken, Händedruck.
Ach diese conventionellen Lügen, wir sehen uns doch niemals wieder, dachte ich.
Und jetzt that mir’s weh, aber brennend weh, bis zum wahnsinnigen Schmerz. Ich schlief nichts während der ganzen folgenden Nacht.
10.
Und am andern Tag war er bei mir.
Wir saßen beide am Divan und plauderten. Und plötzlich kam ein überströmendes Glücksgefühl über mich.
Ich liebte ihn. Meine Vereinsamung war zu Ende.–
Und noch mehr. Ich fühlte, fühlte mit unerträglicher Gewißheit, daß mich jener glatte, höfliche, verschlossene Genußmensch gern hatte. Er war selbstloser mein Freund, als ich je der seine werden konnte.
Fröhliche Jugend, warfst du wieder einen Sonnenblick in mein verdüstertes Leben!
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Zitationshilfe: | Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/24>, abgerufen am 04.03.2025. |