Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

süß duftete. Ich kenne einen ähnlichen Duft, nur stärker, noch berauschender und gefährlicher. Ein rother Schimmer wie von einem fernen Brande zitterte in der Luft. Lange, zerfließende Schatten reckten und dehnten sich auf dem helleren Grunde, wie ferne, dumpfe Klänge schwamm es über den Blütenbüscheln. In den Fenstern der Gebäude jenseits der Parkanlagen flammt ein steiler Kerzenstreifen nach dem andern in die Höhe, zehn - zwanzig - vierzig - hundert - tausend - nein, hunderttausend, Millionen. Überall Flammen, rothes jubelndes Licht. In den Blüten des Flieders verbrennt der Duft.

Feuer, leuchtendes, prangendes Feuer!

Muspilli! Muspilli!

33.

Mit mir steigen zugleich singende Töne die Treppen hinauf. Sie schwingen und vibrieren in bunten, stechenden Farben und ersterben schließlich in einem zitternden, wellenden Roth. Als ich mein Zimmer betrat, war es von feurigen Tonwellen erfüllt.

- - - - - - - - - -

Ich stehe am Fenster und blicke über die Dächer der großen Stadt, über diese eckige und runde,

süß duftete. Ich kenne einen ähnlichen Duft, nur stärker, noch berauschender und gefährlicher. Ein rother Schimmer wie von einem fernen Brande zitterte in der Luft. Lange, zerfließende Schatten reckten und dehnten sich auf dem helleren Grunde, wie ferne, dumpfe Klänge schwamm es über den Blütenbüscheln. In den Fenstern der Gebäude jenseits der Parkanlagen flammt ein steiler Kerzenstreifen nach dem andern in die Höhe, zehn – zwanzig – vierzig – hundert – tausend – nein, hunderttausend, Millionen. Überall Flammen, rothes jubelndes Licht. In den Blüten des Flieders verbrennt der Duft.

Feuer, leuchtendes, prangendes Feuer!

Muspilli! Muspilli!

33.

Mit mir steigen zugleich singende Töne die Treppen hinauf. Sie schwingen und vibrieren in bunten, stechenden Farben und ersterben schließlich in einem zitternden, wellenden Roth. Als ich mein Zimmer betrat, war es von feurigen Tonwellen erfüllt.

– – – – – – – – – –

Ich stehe am Fenster und blicke über die Dächer der großen Stadt, über diese eckige und runde,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0140" n="142"/>
süß duftete. Ich kenne einen ähnlichen Duft, nur stärker, noch berauschender und gefährlicher. Ein rother Schimmer wie von einem fernen Brande zitterte in der Luft. Lange, zerfließende Schatten reckten und dehnten sich auf dem helleren Grunde, wie ferne, dumpfe Klänge schwamm es über den Blütenbüscheln. In den Fenstern der Gebäude jenseits der Parkanlagen flammt ein steiler Kerzenstreifen nach dem andern in die Höhe, zehn &#x2013; zwanzig &#x2013; vierzig &#x2013; hundert &#x2013; tausend &#x2013; nein, hunderttausend, Millionen. Überall Flammen, rothes jubelndes Licht. In den Blüten des Flieders verbrennt der Duft.</p>
          <p>Feuer, leuchtendes, prangendes Feuer!</p>
          <p>Muspilli! Muspilli!</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>33.</head><lb/>
          <p>Mit mir steigen zugleich singende Töne die Treppen hinauf. Sie schwingen und vibrieren in bunten, stechenden Farben und ersterben schließlich in einem zitternden, wellenden Roth. Als ich mein Zimmer betrat, war es von feurigen Tonwellen erfüllt.</p>
          <p>&#x2013; &#x2013; &#x2013; &#x2013; &#x2013; &#x2013; &#x2013; &#x2013; &#x2013; &#x2013;</p>
          <p>Ich stehe am Fenster und blicke über die Dächer der großen Stadt, über diese eckige und runde,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0140] süß duftete. Ich kenne einen ähnlichen Duft, nur stärker, noch berauschender und gefährlicher. Ein rother Schimmer wie von einem fernen Brande zitterte in der Luft. Lange, zerfließende Schatten reckten und dehnten sich auf dem helleren Grunde, wie ferne, dumpfe Klänge schwamm es über den Blütenbüscheln. In den Fenstern der Gebäude jenseits der Parkanlagen flammt ein steiler Kerzenstreifen nach dem andern in die Höhe, zehn – zwanzig – vierzig – hundert – tausend – nein, hunderttausend, Millionen. Überall Flammen, rothes jubelndes Licht. In den Blüten des Flieders verbrennt der Duft. Feuer, leuchtendes, prangendes Feuer! Muspilli! Muspilli! 33. Mit mir steigen zugleich singende Töne die Treppen hinauf. Sie schwingen und vibrieren in bunten, stechenden Farben und ersterben schließlich in einem zitternden, wellenden Roth. Als ich mein Zimmer betrat, war es von feurigen Tonwellen erfüllt. – – – – – – – – – – Ich stehe am Fenster und blicke über die Dächer der großen Stadt, über diese eckige und runde,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/140
Zitationshilfe: Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/140>, abgerufen am 18.11.2024.