Gegensatz der fundamentalen Principien im Gebiete der monistischen und der dualistischen Philosophie.
1. Monismus (einheitliche Weltanschauung): Materielle Körperwelt und immaterielle Geisteswelt bilden ein einziges, untrennbares und allumfassendes Universum. 2. Pantheismus (und Atheis- mus), Deus intramundanus: Welt und Gott bilden eine einzige Substanz (Materie und Energie sind untrennbare Attribute). 3. Genetismus (= Evolutis- mus), Entwickelungslehre: Der Kosmos (= Universum) ist ewig und unendlich, ist niemals erschaffen und entwickelt sich nach ewigen Naturgesetzen. 4. Naturalismus (und Rationis- mus): Das Substanz-Gesetz (Erhaltung der Materie und der Energie) beherrscht alle Erschei- nungen ohne Ausnahme; Alles geht mit natürlichen Dingen zu. 5. Mechanismus (und Hylozois- mus): Es giebt keine beson- dere Lebenskraft, welche den physikalischen und chemischen Kräften unabhängig und selbst- ständig gegenübersteht. 6. Thanatismus (Sterblichkeits- Glaube): Die Seele des Men- schen ist kein selbstständiges, un- sterbliches Wesen, sondern auf natürlichem Wege aus der Thier- seele entstanden, ein Komplex von Gehirn-Funktionen.
1. Dualismus (zweiheitliche Weltanschauung): Materielle Körperwelt und immaterielle Geisteswelt sind zwei völlig ge- trennte Gebiete (von einander ganz unabhängig). 2. Theismus (und Deismus), Deus extramundanus: Welt und Gott sind zwei verschiedene Substanzen (Materie und Energie sind nur theilweise verknüpft). 3. Kreatismus (= Demiurgik), Schöpfungslehre: Der Kos- mos (= Universum) ist weder ewig noch unendlich, sondern einmal (oder mehrmal) von Gott aus Nichts erschaffen. 4. Supranaturalismus (und My- sticismus): Das Substanz- Gesetz beherrscht nur einen Theil der Natur: die Erscheinungen des Geisteslebens sind davon unab- hängig und übernatürlich. 5. Vitalismus (und Teleologie): Die Lebenskraft(Vis vita- lis) wirkt in der organischen Na- tur zweckmäßig, unabhängig von den physikalischen und chemischen Kräften. 6. Athanismus (Unsterblich- keits-Glaube): Die Seele des Menschen ist ein selbst- ständiges, unsterbliches Wesen, übernatürlich erschaffen, theil- weise oder ganz unabhängig von den Gehirn-Funktionen.
XIX.
Gegenſatz der fundamentalen Principien im Gebiete der moniſtiſchen und der dualiſtiſchen Philoſophie.
1. Monismus (einheitliche Weltanſchauung): Materielle Körperwelt und immaterielle Geiſteswelt bilden ein einziges, untrennbares und allumfaſſendes Univerſum. 2. Pantheismus (und Atheis- mus), Deuſ intramundanuſ: Welt und Gott bilden eine einzige Subſtanz (Materie und Energie ſind untrennbare Attribute). 3. Genetismus (= Evolutis- mus), Entwickelungslehre: Der Kosmos (= Univerſum) iſt ewig und unendlich, iſt niemals erſchaffen und entwickelt ſich nach ewigen Naturgeſetzen. 4. Naturalismus (und Rationis- mus): Das Subſtanz-Geſetz (Erhaltung der Materie und der Energie) beherrſcht alle Erſchei- nungen ohne Ausnahme; Alles geht mit natürlichen Dingen zu. 5. Mechanismus (und Hylozois- mus): Eſ giebt keine beſon- dere Lebenskraft, welche den phyſikaliſchen und chemiſchen Kräften unabhängig und ſelbſt- ſtändig gegenüberſteht. 6. Thanatismus (Sterblichkeits- Glaube): Die Seele des Men- ſchen iſt kein ſelbſtſtändiges, un- ſterbliches Weſen, ſondern auf natürlichem Wege aus der Thier- ſeele entſtanden, ein Komplex von Gehirn-Funktionen.
1. Dualismus (zweiheitliche Weltanſchauung): Materielle Körperwelt und immaterielle Geiſteswelt ſind zwei völlig ge- trennte Gebiete (von einander ganz unabhängig). 2. Theismus (und Deismus), Deuſ extramundanus: Welt und Gott ſind zwei verſchiedene Subſtanzen (Materie und Energie ſind nur theilweiſe verknüpft). 3. Kreatismus (= Demiurgik), Schöpfungslehre: Der Kos- mos (= Univerſum) iſt weder ewig noch unendlich, ſondern einmal (oder mehrmal) von Gott aus Nichts erſchaffen. 4. Supranaturalismus (und My- ſticismus): Das Subſtanz- Geſetz beherrſcht nur einen Theil der Natur: die Erſcheinungen des Geiſteslebens ſind davon unab- hängig und übernatürlich. 5. Vitalismus (und Teleologie): Die Lebenskraft(Viſ vita- liſ) wirkt in der organiſchen Na- tur zweckmäßig, unabhängig von den phyſikaliſchen und chemiſchen Kräften. 6. Athanismus (Unſterblich- keits-Glaube): Die Seele des Menſchen iſt ein ſelbſt- ſtändiges, unſterbliches Weſen, übernatürlich erſchaffen, theil- weiſe oder ganz unabhängig von den Gehirn-Funktionen.
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XIX.
Gegenſatz der fundamentalen Principien
im Gebiete der moniſtiſchen und der dualiſtiſchen Philoſophie.
1. Monismus (einheitliche
Weltanſchauung): Materielle
Körperwelt und immaterielle
Geiſteswelt bilden ein einziges,
untrennbares und allumfaſſendes
Univerſum.
2. Pantheismus (und Atheis-
mus), Deuſ intramundanuſ:
Welt und Gott bilden eine einzige
Subſtanz (Materie und Energie
ſind untrennbare Attribute).
3. Genetismus (= Evolutis-
mus), Entwickelungslehre:
Der Kosmos (= Univerſum) iſt
ewig und unendlich, iſt niemals
erſchaffen und entwickelt ſich nach
ewigen Naturgeſetzen.
4. Naturalismus (und Rationis-
mus): Das Subſtanz-Geſetz
(Erhaltung der Materie und der
Energie) beherrſcht alle Erſchei-
nungen ohne Ausnahme; Alles
geht mit natürlichen Dingen zu.
5. Mechanismus (und Hylozois-
mus): Eſ giebt keine beſon-
dere Lebenskraft, welche
den phyſikaliſchen und chemiſchen
Kräften unabhängig und ſelbſt-
ſtändig gegenüberſteht.
6. Thanatismus (Sterblichkeits-
Glaube): Die Seele des Men-
ſchen iſt kein ſelbſtſtändiges, un-
ſterbliches Weſen, ſondern auf
natürlichem Wege aus der Thier-
ſeele entſtanden, ein Komplex von
Gehirn-Funktionen. 1. Dualismus (zweiheitliche
Weltanſchauung): Materielle
Körperwelt und immaterielle
Geiſteswelt ſind zwei völlig ge-
trennte Gebiete (von einander
ganz unabhängig).
2. Theismus (und Deismus),
Deuſ extramundanus: Welt
und Gott ſind zwei verſchiedene
Subſtanzen (Materie und Energie
ſind nur theilweiſe verknüpft).
3. Kreatismus (= Demiurgik),
Schöpfungslehre: Der Kos-
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ewig noch unendlich, ſondern
einmal (oder mehrmal) von Gott
aus Nichts erſchaffen.
4. Supranaturalismus (und My-
ſticismus): Das Subſtanz-
Geſetz beherrſcht nur einen Theil
der Natur: die Erſcheinungen des
Geiſteslebens ſind davon unab-
hängig und übernatürlich.
5. Vitalismus (und Teleologie):
Die Lebenskraft (Viſ vita-
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tur zweckmäßig, unabhängig von
den phyſikaliſchen und chemiſchen
Kräften.
6. Athanismus (Unſterblich-
keits-Glaube): Die Seele
des Menſchen iſt ein ſelbſt-
ſtändiges, unſterbliches Weſen,
übernatürlich erſchaffen, theil-
weiſe oder ganz unabhängig von
den Gehirn-Funktionen.
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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/436>, abgerufen am 21.11.2024.
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