Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.Merkmal unsres Zeitalters. Größere Ereignisse werden diese vorübergehende Mischung von Ernst und Leichtsinn ablösen. Jn den Widersprüchen des Moments eine schwebende Lösung, in den feindseligen Elementen des Parteigeistes eine wohlmeinende Tröstung: das kann füglich die moderne Art genannt werden. Vielleicht ist es ein Begriff unsres Jahrhunderts, vielleicht dauert er nur noch ein Dezennium, jedenfalls ist er kein dauernder Typus des gegenwärtigen Zeitalters. Wenn wir im Folgenden die Jnteressen unsrer Mitwelt zu sichten und zu klassificiren suchen, so schwebt uns dabei nicht mehr die eigenthümliche Koketterie des Sir Anacharsis vor, sondern das Wohl der Menschheit, von welchem mir ein zwar nicht in Worten faßbares, aber dennoch untrügliches Jdeal vorschwebt. Jch weiß nicht, was Alles dazu gehört, die Völker zu beglücken; aber ob Dieß dazu gehört und Jenes nicht, das schwebt klar genug vor meinem geistigen Auge. Merkmal unsres Zeitalters. Größere Ereignisse werden diese vorübergehende Mischung von Ernst und Leichtsinn ablösen. Jn den Widersprüchen des Moments eine schwebende Lösung, in den feindseligen Elementen des Parteigeistes eine wohlmeinende Tröstung: das kann füglich die moderne Art genannt werden. Vielleicht ist es ein Begriff unsres Jahrhunderts, vielleicht dauert er nur noch ein Dezennium, jedenfalls ist er kein dauernder Typus des gegenwärtigen Zeitalters. Wenn wir im Folgenden die Jnteressen unsrer Mitwelt zu sichten und zu klassificiren suchen, so schwebt uns dabei nicht mehr die eigenthümliche Koketterie des Sir Anacharsis vor, sondern das Wohl der Menschheit, von welchem mir ein zwar nicht in Worten faßbares, aber dennoch untrügliches Jdeal vorschwebt. Jch weiß nicht, was Alles dazu gehört, die Völker zu beglücken; aber ob Dieß dazu gehört und Jenes nicht, das schwebt klar genug vor meinem geistigen Auge. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0201" n="173"/> Merkmal unsres Zeitalters. Größere Ereignisse werden diese vorübergehende Mischung von Ernst und Leichtsinn ablösen. Jn den Widersprüchen des Moments eine schwebende Lösung, in den feindseligen Elementen des Parteigeistes eine wohlmeinende Tröstung: das kann füglich die moderne Art genannt werden. Vielleicht ist es ein Begriff unsres Jahrhunderts, vielleicht dauert er nur noch ein Dezennium, jedenfalls ist er kein <hi rendition="#g">dauernder</hi> Typus des gegenwärtigen Zeitalters.</p> <p>Wenn wir im Folgenden die Jnteressen unsrer Mitwelt zu sichten und zu klassificiren suchen, so schwebt uns dabei nicht mehr die eigenthümliche Koketterie des Sir Anacharsis vor, sondern das Wohl der Menschheit, von welchem mir ein zwar nicht in Worten faßbares, aber dennoch untrügliches Jdeal vorschwebt. Jch weiß nicht, was <hi rendition="#g">Alles</hi> dazu gehört, die Völker zu beglücken; aber ob <hi rendition="#g">Dieß</hi> dazu gehört und <hi rendition="#g">Jenes nicht</hi>, das schwebt klar genug vor meinem geistigen Auge. </p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="1"> </div> </body> </text> </TEI> [173/0201]
Merkmal unsres Zeitalters. Größere Ereignisse werden diese vorübergehende Mischung von Ernst und Leichtsinn ablösen. Jn den Widersprüchen des Moments eine schwebende Lösung, in den feindseligen Elementen des Parteigeistes eine wohlmeinende Tröstung: das kann füglich die moderne Art genannt werden. Vielleicht ist es ein Begriff unsres Jahrhunderts, vielleicht dauert er nur noch ein Dezennium, jedenfalls ist er kein dauernder Typus des gegenwärtigen Zeitalters.
Wenn wir im Folgenden die Jnteressen unsrer Mitwelt zu sichten und zu klassificiren suchen, so schwebt uns dabei nicht mehr die eigenthümliche Koketterie des Sir Anacharsis vor, sondern das Wohl der Menschheit, von welchem mir ein zwar nicht in Worten faßbares, aber dennoch untrügliches Jdeal vorschwebt. Jch weiß nicht, was Alles dazu gehört, die Völker zu beglücken; aber ob Dieß dazu gehört und Jenes nicht, das schwebt klar genug vor meinem geistigen Auge.
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