Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Zwölftes Kapitel. Miezchen! Miezchen! Warum bist Du mich denn so traurig? So sprach man in einem nicht mit Goldtapeten gezierten Zimmer. Keine Portieren verdeckten hohe gothisch geformte Thüren. Nirgends verriethen schwellende Sessel oder Diwans den ehemaligen Comfort. Sei doch lustig, Miezchen! Es wird ja schon wieder Alles gut werden! Wenn Du nur gut thun, nur arbeiten wolltest! Der Herr Hofrath Dieterici hat Dir doch eine so schöne Stelle als Zeichnerin für ein Modejournal verschafft! Du kannst ja so wunderhübsch zeichnen! Malst ja auch, Miezchen! Nimm doch das, Kind! Die "alte Müllern", Edwinens Großmutter, hatte natürlich den Namen Dieterici in Kikerizi entstellt und das Modejournal wurde ganz schnöde von ihr die Schneiderzeitung genannt und die ganze Rede an das kranke Zwölftes Kapitel. Miezchen! Miezchen! Warum bist Du mich denn so traurig? So sprach man in einem nicht mit Goldtapeten gezierten Zimmer. Keine Portièren verdeckten hohe gothisch geformte Thüren. Nirgends verriethen schwellende Sessel oder Diwans den ehemaligen Comfort. Sei doch lustig, Miezchen! Es wird ja schon wieder Alles gut werden! Wenn Du nur gut thun, nur arbeiten wolltest! Der Herr Hofrath Dieterici hat Dir doch eine so schöne Stelle als Zeichnerin für ein Modejournal verschafft! Du kannst ja so wunderhübsch zeichnen! Malst ja auch, Miezchen! Nimm doch das, Kind! Die „alte Müllern“, Edwinens Großmutter, hatte natürlich den Namen Dieterici in Kikerizi entstellt und das Modejournal wurde ganz schnöde von ihr die Schneiderzeitung genannt und die ganze Rede an das kranke <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0285" n="279"/> <div n="1"> <head>Zwölftes Kapitel.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">M</hi>iezchen! Miezchen! Warum bist Du mich denn so traurig?</p> <p>So sprach man in einem nicht mit Goldtapeten gezierten Zimmer. Keine Portièren verdeckten hohe gothisch geformte Thüren. Nirgends verriethen schwellende Sessel oder Diwans den ehemaligen Comfort.</p> <p>Sei doch lustig, Miezchen! Es wird ja schon wieder Alles gut werden! Wenn Du nur gut thun, nur arbeiten wolltest! Der Herr Hofrath Dieterici hat Dir doch eine so schöne Stelle als Zeichnerin für ein Modejournal verschafft! Du kannst ja so wunderhübsch zeichnen! Malst ja auch, Miezchen! Nimm doch das, Kind!</p> <p>Die „alte Müllern“, Edwinens Großmutter, hatte natürlich den Namen Dieterici in Kikerizi entstellt und das Modejournal wurde ganz schnöde von ihr die Schneiderzeitung genannt und die ganze Rede an das kranke </p> </div> </body> </text> </TEI> [279/0285]
Zwölftes Kapitel.
Miezchen! Miezchen! Warum bist Du mich denn so traurig?
So sprach man in einem nicht mit Goldtapeten gezierten Zimmer. Keine Portièren verdeckten hohe gothisch geformte Thüren. Nirgends verriethen schwellende Sessel oder Diwans den ehemaligen Comfort.
Sei doch lustig, Miezchen! Es wird ja schon wieder Alles gut werden! Wenn Du nur gut thun, nur arbeiten wolltest! Der Herr Hofrath Dieterici hat Dir doch eine so schöne Stelle als Zeichnerin für ein Modejournal verschafft! Du kannst ja so wunderhübsch zeichnen! Malst ja auch, Miezchen! Nimm doch das, Kind!
Die „alte Müllern“, Edwinens Großmutter, hatte natürlich den Namen Dieterici in Kikerizi entstellt und das Modejournal wurde ganz schnöde von ihr die Schneiderzeitung genannt und die ganze Rede an das kranke
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/285>, abgerufen am 22.02.2025. |