Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünftes Kapitel.

Heiliger Friede des Hauses! Beglückte Stimmung der Herzen im traulichen Verein einer nur dem Guten, Schönen, der Sittlichkeit lebenden Familie! Angehörige, Freunde, mit warmer Theilnahme verbunden! Der Bildung goldne Fessel sanft an jedes Wort, an jede Regung des natürlichen Menschen gelegt! Der Scherz als Milderung des pflichtenstrengen Ernstes und der aufwallenden natürlichen Begehrlichkeit! Der Wille, der Regent unsrer Lebensthätigkeit, die Betrachtung, die Auffassung immer unter die Herrschaft des Ohrs und des Auges gestellt! O wie sanft dann ein solches geistiges Windeswehen unter dem traulichen Dache der Familie!

Aber im Freien konnten die Althings diese ihre schöne herrliche Häuslichkeit nicht mehr genießen. Unten walteten nicht nur strenge Hausgesetze, auch ängstigte im Atelier der schreckliche Husten des armen, plötzlich ganz und gar versiechenden Plümicke. Man mußte den Aermsten, bei dem sich eine lange verborgene Schwindsucht

Fünftes Kapitel.

Heiliger Friede des Hauses! Beglückte Stimmung der Herzen im traulichen Verein einer nur dem Guten, Schönen, der Sittlichkeit lebenden Familie! Angehörige, Freunde, mit warmer Theilnahme verbunden! Der Bildung goldne Fessel sanft an jedes Wort, an jede Regung des natürlichen Menschen gelegt! Der Scherz als Milderung des pflichtenstrengen Ernstes und der aufwallenden natürlichen Begehrlichkeit! Der Wille, der Regent unsrer Lebensthätigkeit, die Betrachtung, die Auffassung immer unter die Herrschaft des Ohrs und des Auges gestellt! O wie sanft dann ein solches geistiges Windeswehen unter dem traulichen Dache der Familie!

Aber im Freien konnten die Althings diese ihre schöne herrliche Häuslichkeit nicht mehr genießen. Unten walteten nicht nur strenge Hausgesetze, auch ängstigte im Atelier der schreckliche Husten des armen, plötzlich ganz und gar versiechenden Plümicke. Man mußte den Aermsten, bei dem sich eine lange verborgene Schwindsucht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0122" n="116"/>
      <div n="1">
        <head>Fünftes Kapitel.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">H</hi>eiliger Friede des Hauses! Beglückte Stimmung der Herzen im traulichen Verein einer nur dem Guten, Schönen, der Sittlichkeit lebenden Familie! Angehörige, Freunde, mit warmer Theilnahme verbunden! Der Bildung goldne Fessel sanft an jedes Wort, an jede Regung des natürlichen Menschen gelegt! Der Scherz als Milderung des pflichtenstrengen Ernstes und der aufwallenden natürlichen Begehrlichkeit! Der Wille, der Regent unsrer Lebensthätigkeit, die Betrachtung, die Auffassung immer unter die Herrschaft des Ohrs und des Auges gestellt! O wie sanft dann ein solches geistiges Windeswehen unter dem traulichen Dache der Familie!</p>
        <p>Aber im Freien konnten die Althings diese ihre schöne herrliche Häuslichkeit nicht mehr genießen. Unten walteten nicht nur strenge Hausgesetze, auch ängstigte im Atelier der schreckliche Husten des armen, plötzlich ganz und gar versiechenden Plümicke. Man mußte den Aermsten, bei dem sich eine lange verborgene Schwindsucht
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0122] Fünftes Kapitel. Heiliger Friede des Hauses! Beglückte Stimmung der Herzen im traulichen Verein einer nur dem Guten, Schönen, der Sittlichkeit lebenden Familie! Angehörige, Freunde, mit warmer Theilnahme verbunden! Der Bildung goldne Fessel sanft an jedes Wort, an jede Regung des natürlichen Menschen gelegt! Der Scherz als Milderung des pflichtenstrengen Ernstes und der aufwallenden natürlichen Begehrlichkeit! Der Wille, der Regent unsrer Lebensthätigkeit, die Betrachtung, die Auffassung immer unter die Herrschaft des Ohrs und des Auges gestellt! O wie sanft dann ein solches geistiges Windeswehen unter dem traulichen Dache der Familie! Aber im Freien konnten die Althings diese ihre schöne herrliche Häuslichkeit nicht mehr genießen. Unten walteten nicht nur strenge Hausgesetze, auch ängstigte im Atelier der schreckliche Husten des armen, plötzlich ganz und gar versiechenden Plümicke. Man mußte den Aermsten, bei dem sich eine lange verborgene Schwindsucht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T11:57:26Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>) (2014-02-19T11:57:26Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/122
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/122>, abgerufen am 21.12.2024.