Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Achtes Kapitel. Und in der That! Während dieses Sommers, ja als schon die laubbräunenden Vorboten des, wie Ovid sagt, launischen Herbstes, die jauchzende Schaar der Spatzen kam, die an den Gartenweinbeeren naschte, befanden sich in anmuthvoller Naturumgebung sechs Seelen beisammen, zu denen nur noch Otto Wolnys männlich ernstes Gemüth - er besah sich eben die Welt - gehört haben würde, um hier das vollere Ausklingen vom Schicksal angeschlagener, eigenthümlicher Herzenstöne, eine Symphonie seltsam bedingter Empfindungen durchlebt zu hören. So hat Meister Mozart Ensemblesätze in seiner unsterblichen "Hochzeit des Figaro" gegeben. Der Mond, die Sterne flimmern dazu, die Büsche bewegen sich leise im Abendwind. Ottomar erwartete Gerichtsferien; Martha, die auf ihn nicht warten konnte und allein reiste, sollte ständige Gesellschafterin bei Gräfin Constanze Treuenfels statt Helenens werden, die sich vollständig tapfer gehalten und Achtes Kapitel. Und in der That! Während dieses Sommers, ja als schon die laubbräunenden Vorboten des, wie Ovid sagt, launischen Herbstes, die jauchzende Schaar der Spatzen kam, die an den Gartenweinbeeren naschte, befanden sich in anmuthvoller Naturumgebung sechs Seelen beisammen, zu denen nur noch Otto Wolnys männlich ernstes Gemüth – er besah sich eben die Welt – gehört haben würde, um hier das vollere Ausklingen vom Schicksal angeschlagener, eigenthümlicher Herzenstöne, eine Symphonie seltsam bedingter Empfindungen durchlebt zu hören. So hat Meister Mozart Ensemblesätze in seiner unsterblichen „Hochzeit des Figaro“ gegeben. Der Mond, die Sterne flimmern dazu, die Büsche bewegen sich leise im Abendwind. Ottomar erwartete Gerichtsferien; Martha, die auf ihn nicht warten konnte und allein reiste, sollte ständige Gesellschafterin bei Gräfin Constanze Treuenfels statt Helenens werden, die sich vollständig tapfer gehalten und <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0278" n="272"/> <div n="1"> <head>Achtes Kapitel.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">U</hi>nd in der That! Während dieses Sommers, ja als schon die laubbräunenden Vorboten <ref xml:id="TEXTdeswieBISHerbstes" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLdeswieBISHerbstes">des, wie Ovid sagt, launischen Herbstes</ref>, die jauchzende Schaar der Spatzen kam, die an den Gartenweinbeeren naschte, befanden sich in anmuthvoller Naturumgebung sechs Seelen beisammen, zu denen nur noch Otto Wolnys männlich ernstes Gemüth – er besah sich eben die Welt – gehört haben würde, um hier das vollere Ausklingen vom Schicksal angeschlagener, eigenthümlicher Herzenstöne, eine Symphonie seltsam bedingter Empfindungen durchlebt zu hören. So hat Meister Mozart Ensemblesätze in seiner unsterblichen „Hochzeit des Figaro“ gegeben. Der Mond, die Sterne flimmern dazu, die Büsche bewegen sich leise im Abendwind.</p> <p>Ottomar erwartete Gerichtsferien; Martha, die auf ihn nicht warten konnte und allein reiste, sollte ständige Gesellschafterin bei Gräfin Constanze Treuenfels statt Helenens werden, die sich vollständig tapfer gehalten und </p> </div> </body> </text> </TEI> [272/0278]
Achtes Kapitel.
Und in der That! Während dieses Sommers, ja als schon die laubbräunenden Vorboten des, wie Ovid sagt, launischen Herbstes, die jauchzende Schaar der Spatzen kam, die an den Gartenweinbeeren naschte, befanden sich in anmuthvoller Naturumgebung sechs Seelen beisammen, zu denen nur noch Otto Wolnys männlich ernstes Gemüth – er besah sich eben die Welt – gehört haben würde, um hier das vollere Ausklingen vom Schicksal angeschlagener, eigenthümlicher Herzenstöne, eine Symphonie seltsam bedingter Empfindungen durchlebt zu hören. So hat Meister Mozart Ensemblesätze in seiner unsterblichen „Hochzeit des Figaro“ gegeben. Der Mond, die Sterne flimmern dazu, die Büsche bewegen sich leise im Abendwind.
Ottomar erwartete Gerichtsferien; Martha, die auf ihn nicht warten konnte und allein reiste, sollte ständige Gesellschafterin bei Gräfin Constanze Treuenfels statt Helenens werden, die sich vollständig tapfer gehalten und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-02-19T12:40:43Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-02-19T12:40:43Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-2<a>)
(2014-02-19T12:40:43Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |