Es sind oben viel Spiele vorgekommen, bey denen Pfänder als Anreizungsmittel gebraucht werden. Jedermann weiss, was diess zu bedeu- ten habe; es macht eine Person beym Spiel ei- nen Fehler und ist gehalten, dafür irgend etwas dem Einsammler als Pfand zu geben. Am Ende des Spiels ist sie verbunden, diese oder jene Auf- gabe aufzulösen, diess oder jenes zur Strafe zu thun, um ihre Pfänder dadurch wieder einzu- lösen. Bey den gewöhnlichen Spielen zielen diese Sachen fast durchaus alle auf einen Punkt. Besteht die Gesellschaft aus Erwachsenen, so ha- be ich, wenn Sittsamkeit die gehörigen Schran- ken zieht, nichts dagegen einzuwenden- Im Kreise der Jugend ist es anders; sie soll weder die Spanische Liebe vorstellen, noch hangen und verlangen, weder die Liebe mit Ellen messen, noch stumm betteln; denn darin sind wir alle einverstanden, dass es nicht nöthig sey, Gefüh- le, die bey dergleichen Aufgaben zum Grunde liegen, zu üben. Sie bedürfen keiner Uebung. Aber was soll sie denn thun? -- Sie soll ihre kör-
Anhang II.
Ueber Pfänderſpiele.
Es ſind oben viel Spiele vorgekommen, bey denen Pfänder als Anreizungsmittel gebraucht werden. Jedermann weiſs, was dieſs zu bedeu- ten habe; es macht eine Perſon beym Spiel ei- nen Fehler und iſt gehalten, dafür irgend etwas dem Einſammler als Pfand zu geben. Am Ende des Spiels iſt ſie verbunden, dieſe oder jene Auf- gabe aufzulöſen, dieſs oder jenes zur Strafe zu thun, um ihre Pfänder dadurch wieder einzu- löſen. Bey den gewöhnlichen Spielen zielen dieſe Sachen faſt durchaus alle auf einen Punkt. Beſteht die Geſellſchaft aus Erwachſenen, ſo ha- be ich, wenn Sittſamkeit die gehörigen Schran- ken zieht, nichts dagegen einzuwenden- Im Kreiſe der Jugend iſt es anders; ſie ſoll weder die Spaniſche Liebe vorſtellen, noch hangen und verlangen, weder die Liebe mit Ellen meſſen, noch ſtumm betteln; denn darin ſind wir alle einverſtanden, daſs es nicht nöthig ſey, Gefüh- le, die bey dergleichen Aufgaben zum Grunde liegen, zu üben. Sie bedürfen keiner Uebung. Aber was ſoll ſie denn thun? — Sie ſoll ihre kör-
<TEI><text><body><pbfacs="#f0520"n="488"/><divn="1"><head><hirendition="#g">Anhang</hi> II.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Ueber Pfänderſpiele</hi>.</head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>s ſind oben viel Spiele vorgekommen, bey<lb/>
denen Pfänder als Anreizungsmittel gebraucht<lb/>
werden. Jedermann weiſs, was dieſs zu bedeu-<lb/>
ten habe; es macht eine Perſon beym Spiel ei-<lb/>
nen Fehler und iſt gehalten, dafür irgend etwas<lb/>
dem Einſammler als Pfand zu geben. Am Ende<lb/>
des Spiels iſt ſie verbunden, dieſe oder jene Auf-<lb/>
gabe aufzulöſen, dieſs oder jenes zur Strafe zu<lb/>
thun, um ihre Pfänder dadurch wieder einzu-<lb/>
löſen. Bey den gewöhnlichen Spielen zielen<lb/>
dieſe Sachen faſt durchaus alle auf <hirendition="#i">einen</hi> Punkt.<lb/>
Beſteht die Geſellſchaft aus Erwachſenen, ſo ha-<lb/>
be ich, wenn Sittſamkeit die gehörigen Schran-<lb/>
ken zieht, nichts dagegen einzuwenden- Im<lb/>
Kreiſe der Jugend iſt es anders; ſie ſoll weder die<lb/>
Spaniſche Liebe vorſtellen, noch hangen und<lb/>
verlangen, weder die Liebe mit Ellen meſſen,<lb/>
noch ſtumm betteln; denn darin ſind wir alle<lb/>
einverſtanden, daſs es nicht nöthig ſey, Gefüh-<lb/>
le, die bey dergleichen Aufgaben zum Grunde<lb/>
liegen, zu üben. Sie bedürfen keiner Uebung.<lb/>
Aber was ſoll ſie denn thun? — Sie ſoll ihre kör-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[488/0520]
Anhang II.
Ueber Pfänderſpiele.
Es ſind oben viel Spiele vorgekommen, bey
denen Pfänder als Anreizungsmittel gebraucht
werden. Jedermann weiſs, was dieſs zu bedeu-
ten habe; es macht eine Perſon beym Spiel ei-
nen Fehler und iſt gehalten, dafür irgend etwas
dem Einſammler als Pfand zu geben. Am Ende
des Spiels iſt ſie verbunden, dieſe oder jene Auf-
gabe aufzulöſen, dieſs oder jenes zur Strafe zu
thun, um ihre Pfänder dadurch wieder einzu-
löſen. Bey den gewöhnlichen Spielen zielen
dieſe Sachen faſt durchaus alle auf einen Punkt.
Beſteht die Geſellſchaft aus Erwachſenen, ſo ha-
be ich, wenn Sittſamkeit die gehörigen Schran-
ken zieht, nichts dagegen einzuwenden- Im
Kreiſe der Jugend iſt es anders; ſie ſoll weder die
Spaniſche Liebe vorſtellen, noch hangen und
verlangen, weder die Liebe mit Ellen meſſen,
noch ſtumm betteln; denn darin ſind wir alle
einverſtanden, daſs es nicht nöthig ſey, Gefüh-
le, die bey dergleichen Aufgaben zum Grunde
liegen, zu üben. Sie bedürfen keiner Uebung.
Aber was ſoll ſie denn thun? — Sie ſoll ihre kör-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/520>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.