rotirt. Das Spiel ist nicht neu. Heinrich III. von Frankreich spielte es schon. Es verlangt, bey aller Beschränktheit, doch ziemlich viel Augenmaass und Beurtheilung der Behandlung des Materiale.
69. Das Bullenspiel.
Ich meyne hier kein Stiergefecht, sondern das Spiel mit dem Instrumente, welches der Bulle eines Dokuments ähnlich ist; kurz das Joujou. Zwey zierlich gedrechselte Scheiben von Holz oder Elfenbein sitzen an einer gemeinschaftlichen Axe, wie zwey kleine Räder, aber völlig fest und so nahe zusammen, dass nur ein Messerrücken zwischen beyden Platz hat. An der Axe ist ei- ne seidene Schnur befestigt; diese wird um die- selbe herumgewickelt, das Ende davon aber um die Hand geschlungen, und das Instrument mit den Fingern derselben Hand gehalten. Lässt man es fallen oder wirft man es in willkührlicher Richtung fort, so erhält es durch das schnelle Ab- wickeln der Schnur eine rotirende Bewegung und steigt wieder nach der Hand herauf, vermö- ge der Centrifugalkraft, indem sich die Axe wie- der an der Schnur herauf wickelt.
Eine etwas geübte Hand benuzt diese Eigen- schaft auf allerley Art und schwenkt das Joujou
rotirt. Das Spiel iſt nicht neu. Heinrich III. von Frankreich ſpielte es ſchon. Es verlangt, bey aller Beſchränktheit, doch ziemlich viel Augenmaaſs und Beurtheilung der Behandlung des Materiale.
69. Das Bullenſpiel.
Ich meyne hier kein Stiergefecht, ſondern das Spiel mit dem Inſtrumente, welches der Bulle eines Dokuments ähnlich iſt; kurz das Joujou. Zwey zierlich gedrechſelte Scheiben von Holz oder Elfenbein ſitzen an einer gemeinſchaftlichen Axe, wie zwey kleine Räder, aber völlig feſt und ſo nahe zuſammen, daſs nur ein Meſſerrücken zwiſchen beyden Platz hat. An der Axe iſt ei- ne ſeidene Schnur befeſtigt; dieſe wird um die- ſelbe herumgewickelt, das Ende davon aber um die Hand geſchlungen, und das Inſtrument mit den Fingern derſelben Hand gehalten. Läſst man es fallen oder wirft man es in willkührlicher Richtung fort, ſo erhält es durch das ſchnelle Ab- wickeln der Schnur eine rotirende Bewegung und ſteigt wieder nach der Hand herauf, vermö- ge der Centrifugalkraft, indem ſich die Axe wie- der an der Schnur herauf wickelt.
Eine etwas geübte Hand benuzt dieſe Eigen- ſchaft auf allerley Art und ſchwenkt das Joujou
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rotirt. Das Spiel iſt nicht neu. Heinrich III. von
Frankreich ſpielte es ſchon. Es verlangt, bey aller
Beſchränktheit, doch ziemlich viel Augenmaaſs
und Beurtheilung der Behandlung des Materiale.
69. Das Bullenſpiel.
Ich meyne hier kein Stiergefecht, ſondern das
Spiel mit dem Inſtrumente, welches der Bulle
eines Dokuments ähnlich iſt; kurz das Joujou.
Zwey zierlich gedrechſelte Scheiben von Holz
oder Elfenbein ſitzen an einer gemeinſchaftlichen
Axe, wie zwey kleine Räder, aber völlig feſt und
ſo nahe zuſammen, daſs nur ein Meſſerrücken
zwiſchen beyden Platz hat. An der Axe iſt ei-
ne ſeidene Schnur befeſtigt; dieſe wird um die-
ſelbe herumgewickelt, das Ende davon aber um
die Hand geſchlungen, und das Inſtrument
mit den Fingern derſelben Hand gehalten. Läſst
man es fallen oder wirft man es in willkührlicher
Richtung fort, ſo erhält es durch das ſchnelle Ab-
wickeln der Schnur eine rotirende Bewegung
und ſteigt wieder nach der Hand herauf, vermö-
ge der Centrifugalkraft, indem ſich die Axe wie-
der an der Schnur herauf wickelt.
Eine etwas geübte Hand benuzt dieſe Eigen-
ſchaft auf allerley Art und ſchwenkt das Joujou
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/340>, abgerufen am 21.11.2024.
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